Werte und Glauben statt Gewinnmaximierung

Werte und Glauben statt Gewinnmaximierung

Die Vere­ini­gung Christlich­er Unternehmer der Schweiz (VCU) set­zt sich für christliche Werte in der Wirtschaft ein. In der Region­al­gruppe Aargau/Solothurn engagieren sich 70 Unternehmer.«Ich hätte Hem­mungen, für solche Kun­den Wer­bung zu machen», sagt Louis Drey­er, Senior Part­ner ein­er Kom­mu­nika­tion­sagen­tur in Baden. Gemeint sind Per­so­n­en und Parteien mit extremen Hal­tun­gen oder Aufträge, in denen andere Men­schen oder Grup­pierun­gen bewusst dif­famiert wer­den. Anfra­gen für solche Wer­bekam­pag­nen habe es in den let­zten Jahren immer wieder gegeben. Von Fir­men, Parteien, Grup­pierun­gen und sog­ar von staatlichen Ein­rich­tun­gen aus dem Aus­land. Allen erteilte Louis Drey­er eine Absage. Sie passten nicht in seine Wertvorstel­lung von Respekt, Fair­ness und Ver­ant­wor­tung. Unter diesem Mot­to tritt auch die Vere­ini­gung Christlich­er Unternehmer der Schweiz (VCU) nach aussen auf. Louis Drey­er leit­et seit 2009 die Region­al­gruppe Aargau/Solothurn und ver­sucht, die christlichen Werte in seinem All­t­ag als Unternehmer zu leben.

Sieben VCU-Sektionen in der Schweiz

Die VCU wurde 1949 gegrün­det und umfasst derzeit gut 400 Führungsper­sön­lichkeit­en aus der deutschsprachi­gen Schweiz. Sie leben im per­sön­lichen und beru­flichen All­t­ag bewusst die christlichen Grundw­erte, die einen fes­ten Bestandteil der hiesi­gen Kul­tur bilden. Als Mit­glied der Inter­na­tionalen Christlichen Unternehmervere­ini­gung UNIAPAC (Union inter­na­tionale chré­ti­enne des dirigeants d’entreprise) mit Nieder­las­sun­gen in 26 Län­dern und über 30 000 Mit­gliedern ist die VCU auch mit Fir­men aus Europa, Kana­da, Lateinameri­ka, Asien und Afri­ka ver­net­zt. In der Schweiz zählt die Region­al­gruppe Aargau/Solothurn mit rund 70 Mit­gliedern zur zweit­grössten der ins­ge­samt sieben VCU-Grup­pierun­gen, die zusät­zlich in Basel, Bern/Freiburg, in der Linth-Region, der Ostschweiz, Zen­tralschweiz und in Zürich aktiv sind.

Unterstützung für Kleinstunternehmerinnen in Afrika

Mit lokalen, regionalen und gesamtschweiz­erischen Anlässen zu aktuellen The­men aus den Bere­ichen Wirtschaft, Wis­senschaft, Kul­tur und Glaube fördert die VCU den Erfahrungs- und Mei­n­ungsaus­tausch unter den Mit­gliedern sowie mit Fach­leuten und inter­essierten Gästen. Die VCU bietet somit ein geschäftlich­es wie auch pri­vates Net­zw­erk für den Gedanke­naus­tausch mit Per­sön­lichkeit­en aus der Beruf­swelt.Die Sek­tion Aargau/Solothurn etwa organ­isiert pro Jahr vier Busi­ness-Lunch­es mit einem Refer­at und Mit­tagessen. Auf dem Pro­gramm ste­hen näch­stes Jahr beispiel­sweise ein Vor­trag von Erwin H. Hofer, Jurist und ehe­ma­liger Botschafter in Rus­s­land, Ser­bi­en und Libyen, zum The­ma Migra­tion nach Europa und in die Schweiz. Der inter­na­tion­al bekan­nte Gefäss- und Herzchirurg Thier­ry Car­rell ste­ht eben­falls auf dem Pro­gramm, wie Claude Werder, eben­falls ein Mit­glied der VCU und Inhab­er ein­er Met­all­bau­un­ternehmung im Bere­ich Fein­werk­tech­nik, erk­lärt.Hinzu kom­men drei Abend­ver­anstal­tun­gen mit wirtschaftlichem oder kul­turellem Hin­ter­grund. Ausser­dem unter­stützt die VCU über die 1968 gegrün­dete Stiftung «Offene Hand“» (Swis­s­hand) Kle­in­stun­ternehmerin­nen mit Beratung und Mikrokred­iten in Afri­ka.

Eine faire Chance für Menschen über 50

Wodurch unter­schei­det sich die VCU von anderen Unternehmer­grup­pierun­gen und Ser­vice­clubs? «Ich erlebe die VCU als humanori­en­tierte Vere­ini­gung und daher auch als Gegen­pol zur Hoch­fi­nanz», sagt Louis Drey­er und äussert sich kri­tisch zu den Gebaren und Kul­turen gewiss­er Grossun­ternehmen. Mit ein­er respek­tvollen, fairen und ver­ant­wor­tungsvollen Wirtschaft­skul­tur wolle die VCU, die sich vor allem aus KMU-Unternehmen zusam­menset­zt, aber auch für Gross­be­triebe offen ist, Gegen­s­teuer zu den aktuellen wirtschaftlichen Entwick­lun­gen geben. Dazu gehöre auch der Umgang mit Mitar­bei­t­en­den über 50, die – so Louis Drey­er – «eine faire Chance im Beruf­sleben ver­di­enen».Natür­lich sei die VCU eine wertvolle Plat­tform für die Mit­glieder, um sich gegen­seit­ig zu ver­net­zen und so wirtschaftlich voneinan­der zu prof­i­tieren. «Die Ver­net­zung ist eine wichtige Triebfed­er der VCU», betont Louis Drey­er. Wer kann Mit­glied wer­den? Willkom­men sind Unternehmerin­nen und Unternehmer sowie Führungskräfte jeden Alters und aller christlich­er Kon­fes­sio­nen. Inter­essierte Per­so­n­en haben die Möglichkeit, eine der Ver­anstal­tun­gen ein­er VCU-Sek­tion zu besuchen, um sich einen Ein­druck zu ver­schaf­fen. Die Region­al­gruppe Aargau/Solothurn blickt auf ein beson­ders starkes Wach­s­tum zurück, trat­en doch in den let­zten Jahren rund 40 neue Per­so­n­en der Vere­ini­gung bei.

Bedürfnis nach Werteorientierung

Zu ihnen gehört zum Beispiel Max Zeier, Schul­vor­stand­spräsi­dent des Berufs- und Weit­er­bil­dungszen­trums Brugg und bis vor Kurzem Stiftungsrat­spräsi­dent des Technoparks Aar­gau. Er trat der VCU vor drei Jahren bei und engagiert sich unter­dessen dort als Vor­standsmit­glied. «Ich bin seit 40 Jahren Mit­glied der CVP und vertrete viele christliche Werte in meinem Arbeit­sall­t­ag. Zudem komme ich in der VCU mit vie­len inter­es­san­ten Men­schen in Kon­takt, das hat mich zu ein­er Mit­glied­schaft bewogen», erzählt Max Zeier. Er ist überzeugt, dass ger­ade in der heuti­gen Wirtschaftswelt das Bedürf­nis nach ein­er Wer­te­ori­en­tierung und einem Aus­tausch über Moral, Ethik und Glauben gefragter denn je ist. Zugle­ich prä­gen die Werte, die die VCU ver­tritt und lebt, auch eine Fir­menkul­tur. «Man spürt die Ver­bun­den­heit der Mitar­bei­t­en­den mit ihrem Arbeit­ge­ber. Und dem Patron liegen seine Angestell­ten am Herzen. Dieser Geist wirkt sich schliesslich auf die Arbeitsmo­ti­va­tion aus», ist Max Zeier überzeugt.Bere­its seit über sechs Jahren Mit­glied in der VCU ist Moni­ka Schenker, Geschäft­sleitungsmit­glied eines Hydraulikgeräte-Reparatur­di­en­stes in Däniken und Erlins­bach. Über eine per­sön­liche Anfrage kam Moni­ka Schenker in Kon­takt mit der VCU. «Hier habe ich Gele­gen­heit, mich regelmäs­sig mit Unternehmern und Gle­ich­gesin­nten in einem ungezwun­genen Rah­men zu tre­f­fen. Die Mit­tagslunch­es sind für mich ide­al, weil sich der zeitliche Aufwand so in einem vertret­baren Rah­men hält.» Die christlichen Werte seien ein Teil der Fir­menkul­tur, unter­stre­icht Moni­ka Schenker, ein­er­seits im Umgang mit den Mitar­bei­t­en­den, aber eben­so mit Kun­den und Liefer­an­ten. Bewusst stelle das Unternehmen auch Mitar­beit­er über 50 ein, wenn die Qual­i­fika­tio­nen vorhan­den sind. «Diese Werte sind mir wichtig, weil sie let­ztlich eine Kul­tur ver­mit­teln, wie man miteinan­der umge­ht. Ich bin überzeugt, dass der Mitein­bezug der christlichen Werte in die Philoso­phie ein­er Fir­ma nach­haltig wirkt und mit zum Erfolg beiträgt.»

Andere Wege als Entlassungen

Wo stossen die VCU-Mit­glieder bei der Ein­hal­tung der christlichen Werte an Gren­zen? «Der Erfolg ist von ver­schiede­nen Fak­toren abhängig. Alleine mit den christlichen Werten erre­ichen wir unsere Ziele nicht. Jed­er muss Ver­ant­wor­tung tra­gen für sich sel­ber und sein Tun. So kön­nen wir auch weit­er­hin gute und sichere Arbeit­splätze erhal­ten und neue schaf­fen», sagt Moni­ka Schenker. Für Max Zeier bedeuten christliche Werte in der Wirtschaft, Kom­pro­misse und andere Wege zu suchen, als ein­fach Mitar­bei­t­ende auf die Strasse zu stellen, um Kosten zu sparen. Bei den Ver­hand­lun­gen der Beruf­ss­chulen mit dem Aar­gauer Regierungsrat um die geplante Schlies­sung von gewis­sen Stan­dorten indes seien die christlichen Werte von Max Zeier oft­mals «auf eine Belas­tung­sprobe gestellt wor­den». Doch der Ein­satz habe sich gelohnt. 
Andreas C. Müller
mehr zum Autor
nach
soben