Weit sein
Ruth Wiederkehr, Historikerin, Germanistin und Mitautorin von klostergeschichte.ch
Bild: © Elena Ternovaja

Weit sein

«‹erfahrbar› – schönes Wort­spiel!», dachte ich mir, als im März 2024 die Anfrage für eine Doku­men­ta­tion über das Gen­er­a­tio­nen­wohnen in der ehe­ma­li­gen Bäuerin­nen­schule im Fahr eing­ing. Die Age-Stiftung, die Wohn­pro­jek­te wie dieses fördert, bestellte einen Bericht.

Von Pri­or­in Irene hat­te ich schon 2021 ver­nom­men, dass man über die neue Nutzung der Gebäude nun übereingekom­men sei. Es solle ein christlich­es Gen­er­a­tio­nen­wohnen entste­hen. Ich wun­derte mich: Find­en sich hierzu­lande Men­schen für ein solch­es Pro­jekt? Allerd­ings, merk­te ich also im März 2024. Die Web­site von «erfahrbar» ermöglichte einen ersten Ein­blick. Und dann machte ich mich auf zu einem ersten Gespräch mit zwei der Ideenge­ber von «erfahrbar», Julia und Ueli Neuen­schwan­der.

Bis zum Früh­ling 2025 wur­den daraus viele weit­ere Begeg­nun­gen, um «erfahrbar» buch­stäblich zu erfahren. Nicht nur mit Neuen­schwan­ders sprach ich, son­dern auch mit weit­eren Bewohner­in­nen und Bewohn­ern. Ich nahm an Inspi­ra­tions­aben­den und anderen Gemein­schaft­san­lässen teil und ver­suchte, meine Beobach­tun­gen best­möglich festzuhal­ten. Meine Quin­tes­senz: Gemein­schaftlichkeit geht nur über Frei­heit. Regelmäs­sige Anlässe und der christliche Glaube kön­nen eine Basis für das Zusam­men­leben bilden. Doch muss bei­des – Anlässe wie Glaube – weit sein: Zu viele Pflicht­ter­mine oder rigide Lebensvorstel­lun­gen wür­den zu Reibereien führen. Näch­sten­liebe und Verge­bung hinge­gen ermöglichen ein respek­tvolles, spür- und «erfahrbar»es Miteinan­der.

Ruth Wiederkehr
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