
Bild: © Antoine Mekary, Kindermissionswerk
Das grosse Interview
Die Sternsingerkinder aus St. Anton in Basel erzählen von ihrer Reise nach Rom
Änna, Hannah, Julius und John haben den Jahreswechsel in Rom verbracht. Sie durften als Delegation der 10 000 Sternsingerkinder in der Schweiz den Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus feiern. Ausserdem waren sie bei der Schweizer Botschafterin im Vatikan sowie bei Kardinal Kurt Koch und haben mit den Schweizer Gardisten in der Kantine gegessen. Ihren Segen haben die Sternsingerinnen und Sternsinger auch ins Kinderspital Bambino Gesù und ins Radio Vatikan getragen, wo sie Aufnahmen für eine Sendung gemacht haben. Zurück in der Schweiz erzählen die Kinder von ihren Eindrücken.
Welches war die erste Station auf eurer Romreise?
John: Wir waren an einem Gottesdienst der deutschsprachigen Gemeinde. Dort haben wir die Fürbitten gelesen und zwei Lieder gesungen. Nach der Messe hat uns der Priester auf ein Gelato eingeladen.
Hannah, Änna und John, ihr wart das erste Mal im Petersdom. Was hattet ihr für einen Eindruck?
Hannah: Die Decke und die Wände waren sehr schön. Aber ich habe erwartet, dass es von vorne bis hinten Kirchenbänke hat. Es hatte aber nur Stühle. Ich habe gedacht, dass es mehr Figuren hat. Mir kam die Kirche ein bisschen leer vor.
John: Ich war sehr beeindruckt von der Grösse des Domes. Er hat sehr viele Kuppeln.
Änna: Mich haben die vielen Säulen überrascht. Dadurch schien der Raum gar nicht so gross.
Wie war es, durch die Heilige Pforte zu gehen?
Änna: Zuerst mussten wir eine Kontrolle passieren, und dann sind wir mit ganz vielen anderen Menschen alle im gleichen Tempo durch die Pforte gegangen. Als wir einmal kurz stehen geblieben sind, haben einige sofort «weitergehen, weitergehen» gesagt. Es war nichts angeschrieben, und ich habe mich gefragt, wo diese Pforte genau sein würde, weil ich sie nicht verpassen wollte.
Wisst ihr, was es mit der Heiligen Pforte auf sich hat?
Julius: Alle 25 Jahre wird sie geöffnet. Wenn man durch sie durch geht, werden einem die Sünden vergeben.
Pia Dongiovanni (Pfarreisekretärin und Leiterin dieser Sternsinger-Gruppe): So einfach geht das nicht! Um einen Ablass zu bekommen, muss man einen Gottesdienst besuchen und die Beichte ablegen. Beichten waren wir nicht.

Ihr durftet die Schweizer Botschafterin im Vatikan, Manuela Leimgruber, besuchen. Was habt ihr da erlebt?
Hannah: John hat sie über die Autokennzeichen mit dem Kürzel «CD» ausgefragt.
John: Mit diesem Kennzeichen hat die Botschafterin andere Rechte auf der Strasse. Am Zoll nach Italien wird sie zum Beispiel nicht kontrolliert. Es bringt trotzdem nichts, so ein Kennzeichen zu klauen, weil das sofort auffallen würde. Wenn Frau Leimgruber in Italien zu schnell fährt, kriegt sie keine Busse.
Änna: Sie darf auch auf dem Taxistreifen fahren.
Julius: Ich habe schon lange den Wunsch, später einmal Schweizer Botschafter im Vatikan zu werden. Darum habe ich Frau Leimgruber gefragt, wie man Botschafter wird. Zuerst muss ich Diplomat werden, dann könnte ich Botschafter werden.
Dafür braucht es einen Mittelschulabschluss und ein Studium. Reichen deine Noten fürs Gymnasium?
Julius: Ich denke, es sollte reichen.
Wie war der Besuch bei Kardinal Kurt Koch?
Julius: Wir haben den Kardinal und seine Sekretärin in seinem Büro besucht und ihnen alle dreizehn Lieder vorgesungen, die wir können. Er wollte sie alle hören. Der Kardinal war früher Bischof im Bistum Basel, und darum hat er auch alle schweizerdeutschen Lieder verstanden. Wir haben den Segen gesprochen und dem Kardinal einen Segenskleber auf die Bürotür geklebt.
John: Und dann haben wir alle ein Autogramm vom Kardinal geholt. Und er hat uns noch Segenssprüche auf die Zettel geschrieben.

Julius, hast du Kurt Koch gefragt, wie man Kardinal wird? Falls es nicht klappt mit dem Job als Botschafter?
Julius: Nein, aber bei der Schweizergarde habe ich mich erkundigt. Ich könnte da Italienisch lernen, dann hätte ich bessere Chancen für die Stelle des Botschafters.
Änna: Ich finde es einfach unnötig 1000 Franken für ein Schwert auszugeben. Das haben wir auf der Führung in der Garde erfahren. Die Führung hatten wir mit den anderen Delegationen der Sternsinger.
John: Leider durften wir die Waffen in der Waffenkammer nicht berühren. In Gebrauch sind heute noch die Hellebarden, die Schwerter und die Pistolen.
Änna: Als Gardist muss man unterschreiben, dass man sein Leben für den Papst hergeben würde, um ihn zu schützen. Ich weiss nicht, ob ich das machen könnte. Ich habe den Gardisten gefragt, warum er das macht. Er ist dann etwas ausgewichen und hat gesagt, das Ereignis sei doch sehr unwahrscheinlich, darum könne er das gut unterschreiben. Ich finde es toll, dass die Schweiz den Papst bewacht.
John: Ich habe gespürt, dass die Gardisten vor dem Neujahrgottesdienst angespannt waren. Vielleicht haben sie sich überlegt, wie es wäre, wenn sie ihr Leben hergeben müssten.
Julius: Im Raum vor der Kantine der Schweizergarde, wo wir essen durften, hatte es sehr schöne Wandmalereien. Dort sind die Schlachten dargestellt von Murten, Sempach, Morgarten, Marignano. Die waren sehr detailreich und farbig.

Wie habt ihr den Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus erlebt?
Hannah: Wir mussten bereits um acht Uhr im Petersdom sein, obwohl der Gottesdienst erst um zehn begonnen hat. Unsere Eltern wollten auch gute Plätze haben.
Änna: Der Papst hat uns zugewinkt, als er reingekommen ist. Ganz spontan hat er uns zu sich gerufen. Das war ganz toll. Ich habe direkt neben ihm gestanden. Er hat «Grazie» zu mir gesagt und mich freundlich angeschaut. Er war mir sehr sympathisch. Das war eine besondere Situation, und ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Julius: Das Ganze dauerte nur so lange, bis die Fotos gemacht worden sind.
Hannah: Eigentlich ist es etwas seltsam, dass wir nur für die Fotos nach vorne gegangen sind. Aber ich fand es auch toll.
Immerhin habt ihr jetzt ein Bild mit den verschiedenen Delegationen der Sternsingerkinder und dem Papst als Erinnerung.
Julius: Ich habe es ausgedruckt und aufgehängt.
Habt ihr die anderen Delegationen kennengelernt und euch ausgetauscht?
Änna: Am 31. Dezember haben wir mit den Delegationen aus Deutschland und Österreich gemeinsam gegessen. Die wären eigentlich nett gewesen, aber wir haben nicht so viel mit ihnen geredet, weil sie sehr mit ihren Handys beschäftigt waren.
Julius: Bei der Schweizergarde hat jede Delegation ein Lied vorgetragen. Wir haben den «Stern von Bethlehem» gesungen. Die Sternsinger aus Österreich haben ein mehrstimmiges Lied vorgetragen, und die Kinder aus der Slowakei waren sehr aufwendig als Hirten verkleidet. Eines der Kinder hat auf der Handorgel gespielt und die anderen haben gesungen.

Was bleibt euch am meisten in Erinnerung?
Änna: Für mich war der Neujahrsgottesdient nicht der einzige Höhepunkt. Ich fand die Besuche bei der Schweizergarde, auf der Botschaft und bei Radio Vatikan ebenfalls toll. Auch hat es mir gut gefallen, mit den anderen Kindern in der Herberge Fangis zu spielen.
Julius: Ja, das war wirklich toll. Unsere Geschwister waren auch dabei. Alle zusammen haben wir Fangis gespielt.
Julius: Ich fand den Besuch bei Radio Vatikan auch sehr interessant. Ich habe gemerkt, dass dort Sendungen in über 60 Sprachen gemacht werden. Wir haben die Studios besichtigt. Auch da haben wir gesungen, und die Lieder wurden für eine Sendung aufgenommen.
Hannah: Wir haben auch im Kinderkrankenhaus gesungen. Aber es waren nur zwei Kinder da. Die anderen durften über die Festtage nach Hause. Dafür hatten die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal umso mehr Freude an unserem Besuch.