Unter dem Schatten deiner Flügel

Unter dem Schatten deiner Flügel

Aus Psalm 57Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig, denn ich habe mich bei dir gebor­gen, im Schat­ten dein­er Flügel will ich mich bergen, bis das Unheil vorüberge­ht. Denn deine Liebe reicht, so weit der Him­mel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehn.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Unter dem Schatten deiner Flügel

Was braucht es doch viel Ver­trauen in ein­er auswe­glosen Sit­u­a­tion. Und viel Glauben daran, dass es doch gut wird, dass ich begleit­et bin, dass mich ein­er trägt, dass ein­er die Flügel über mich aus­bre­it­et, bis das Unheil vorüberge­ht.«Unter dem Schat­ten dein­er Flügel», so der Titel der Tage­büch­er von Jochen Klep­per, die er von 1932 bis 1942 schrieb. Sie ent­standen in ein­er dun­klen Zeit. Ein­er Zeit voller Bedro­hung, im Krieg, unter Ver­fol­gung. Wie viel Angst muss Jochen Klep­per, muss seine Fam­i­lie durchge­s­tanden haben. Wirk­lich exis­ten­zielle Angst. Wem damals die Depor­ta­tion dro­hte, dessen Leben war ver­loren.Doch zugle­ich spricht unendlich viel Ver­trauen schon aus dem Titel. Und unendlich viel Ver­trauen, Hoff­nung und Zuver­sicht wird spür­bar in den Gebeten, die Jochen Klep­per geschrieben hat, und von denen einige in unserem Kirchenge­sang­buch abge­druckt sind. So viel Hoff­nung find­et sich in «Die Nacht ist vorge­drun­gen»: «Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt!» Darauf immer wieder ver­trauen: dass in allem Dunkel, in allem Schreck­lichen, das uns und der Welt wider­fährt, ein­er ist, der nicht nur mit­ge­ht und mitlei­det, son­dern ein Licht sein kann in der Dunkel­heit.Das Neu­jahrslied begin­nt mit den Worten «Der du die Zeit in Hän­den hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wan­dle sie in Segen». Wenn wir mit diesen Worten in das kom­mende Jahr gehen, kön­nen wir das Alte hin­ter uns lassen und unter Gottes Segen das neue Jahr begin­nen in der Hoff­nung, dass es anders und bess­er wird als das aktuelle.Schliesslich ist das «Trostlied am Abend» für mich eines der schön­sten Nacht­ge­bete über­haupt:«In jed­er Nacht, die mich umfängt, darf ich in deine Arme fall­en, und du, der nichts als Liebe denkt, wachst über mir, wachst über allen. Du birgst mich in der Fin­ster­n­is. Dein Wort bleibt noch im Tod gewiss.»Darauf hat Jochen Klep­per mit sein­er Frau Johan­na und der Tochter Renate ver­traut. Mehr als auf Gottes Gegen­wart im irdis­chen Leben. Am 8. Dezem­ber schreibt er: «Gott weiss, dass ich es nicht ertra­gen kann, Han­ni und das Kind in diese grausam­ste und grausig­ste aller Depor­ta­tio­nen gehen zu lassen.» Am 10. Dezem­ber wurde klar, dass alle Bemühun­gen, Johan­na und Renate nach Schwe­den aus­reisen zu lassen, verge­blich gewe­sen waren. Seine let­zten Worte:«Nach­mit­tags die Ver­hand­lung auf dem Sicher­heits­di­enst. Wir ster­ben nun – ach, auch das ste­ht bei Gott – Wir gehen heute nacht gemein­sam in den Tod. Über uns ste­ht in den let­zten Stun­den das Bild des Seg­nen­den Chris­tus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.»Dorothee Beck­er, The­olo­gin und Seel­sorg­erin, Gemein­delei­t­erin der Pfar­rei St. Franziskus, Riehen-Bet­tin­gen 
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben