«Unser klei­nes Mün­ster im Kleinbasel»

«Unser klei­nes Mün­ster im Kleinbasel»

Vor 220 Jah­ren wur­de die erste katho­li­sche Mes­se in der Bas­ler St. Cla­ra­kir­che nach der Refor­ma­ti­on gefeiert

Im Jahr 1798 über­gab die Stadt Basel den Katho­li­ken erst­mals nach der Refor­ma­ti­on eine Kir­che zur Mit­be­nüt­zung: die St. Cla­ra­kir­che im Klein­ba­sel. Letz­ten Sonn­tag fei­er­te die Pfar­rei das 220-Jahr-Jubi­lä­um der ersten Mes­se vom 14. Okto­ber 1798. Sie waren Köchin­nen, Dienst­bo­ten oder Arbei­ter in Dien­sten der Bas­ler Bür­ger: die katho­li­schen Frau­en und Män­ner, die im 18. Jahr­hun­dert in der Stadt Arbeit fan­den. Sie stamm­ten aus dem Birs­eck, dem Solo­thur­ni­schen, dem Frick­tal, Elsass oder Baden. In Basel waren sie nur gedul­det, gleich­be­rech­tig­te Bür­ger konn­ten sie nicht wer­den.Ihren Glau­ben brach­ten sie aus ihrer Hei­mat mit. Doch katho­li­sche Kir­chen gab es in Basel nicht, nur Not­lö­sun­gen. Gläu­bi­ge konn­ten in einen katho­li­schen Ort der Regi­on aus­wei­chen oder ab 1734 die Mes­se in der Pri­vat­ka­pel­le des kai­ser­li­chen Gesand­ten in Basel besu­chen. Von 1792 bis 1797 gab es in der Mar­tins­kir­che Got­tes­dien­ste für Sol­da­ten aus den katho­li­schen Kan­to­nen.Es waren katho­li­sche Gemein­de­mit­glie­der, an ihrer Spit­ze der Drucke­rei­ar­bei­ter Joseph Lacher, die auf eige­ne Faust eine Lösung such­ten. Zu Hil­fe kam ihnen die Ver­fas­sung der Hel­ve­ti­schen Repu­blik von 1798, die erst­mals Reli­gi­ons­frei­heit brach­te. Ab 11. März 1798 erhiel­ten die Katho­li­ken einen an die Cla­ra­kir­che ange­bau­ten Schopf für ihre Got­tes­dien­ste. Die­ser Raum fass­te jedoch nur 100 Per­so­nen. Auf eine Bitt­schrift von Lacher hat­te die Bas­ler Regie­rung ein Ein­se­hen und stell­te den Katho­li­ken ab Okto­ber 1798 die St. Cla­ra­kir­che zur Ver­fü­gung, bis 1858 pari­tä­tisch mit den Refor­mier­ten. Lacher fand auch einen Pfar­rer: Das St. Ursen­stift in Solo­thurn ent­sand­te den jun­gen Stifts­ka­plan Roman Heer aus Kling­nau. Heer bau­te in St. Cla­ra die erste katho­li­sche Pfar­rei in Basel seit der Refor­ma­ti­on auf. Joseph Lacher berich­te­te in einer Chro­nik von die­ser Pio­nier­zeit.Die St. Cla­ra­kir­che wur­de so zur Stamm­kir­che der Bas­ler Katho­li­ken. 1886 ent­stand St. Mari­en als erste neue katho­li­sche Kir­che in der Stadt, bis 1918 als Filia­le von St. Cla­ra. «Die Cla­ra­kir­che ist unser klei­nes Mün­ster im Klein­ba­sel», for­mu­lier­te Pfar­rer Rolf Stöck­lin in sei­ner Fest­pre­digt vom letz­ten Sonn­tag, auf den Tag genau 220 Jah­re nach dem ersten katho­li­schen Got­tes­dienst.Auch heu­te ist die Klein­bas­ler Pfar­rei stark von Zuwan­de­rern geprägt. «Der Cla­ra­platz ist der beleb­te­ste Platz in der Stadt, die Leu­te tref­fen sich hier wie in einer gemein­sa­men Stu­be», mein­te Pfar­rer Stöck­lin. «Wir haben jeden Tag zwi­schen 400 und 700 Besu­cher, es ist fast eine Wall­fahrts­kir­che.» Im Kir­chen­raum mit­ten in der Stadt suchen Men­schen die Stil­le, brin­gen ihre Sor­gen mit oder zün­den eine Ker­ze an, viel­leicht für ihre Ver­stor­be­nen in Indi­en oder Afri­ka. Das konn­ten sich Joseph Lacher und Pfar­rer Roman Heer kaum vor­stel­len, aber es wäre gewiss in ihrem Sinn.Chri­sti­an von Arx  
Redaktion Lichtblick
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