Stefan Küng zieht seine Kandidatur zurück

Stefan Küng zieht seine Kandidatur zurück

Pfarrwahl in Riehen kurzfristig abgesagt

Die auf den 10. Feb­ru­ar ange­set­zte Urnen­wahl eines neuen Pfar­rers für die römisch-katholis­che Pfar­rei St. Franziskus in Riehen find­et nicht statt. Grund ist der Rück­zug der Kan­di­datur des Priesters Ste­fan Küng.«Herr Ste­fan Küng hat mir in mein­er Funk­tion als Präsi­dent der Pfar­rwahlkom­mis­sion schriftlich mit­geteilt, dass er sich entschlossen hat, seine Kan­di­datur für die Stelle als Pfar­rer in Riehen St. Franziskus zurück­zuziehen», schrieb Ste­fan Suter, Präsi­dent der Pfar­rwahlkom­mis­sion, in ein­er am 15. Jan­u­ar veröf­fentlicht­en Medi­en­mit­teilung. Suter bedauert darin den Rück­zug, da sich Ste­fan Küng in Riehen als Seel­sorg­er ausseror­dentlich­er Beliebtheit erfreut habe. «Die psy­chis­che Belas­tung hat indessen ein Aus­mass angenom­men, welch­es ohne Inkauf­nahme ein­er gesund­heitlichen Schädi­gung nicht mehr verkraft­bar ist», heisst es in der Mit­teilung.

Details aus Strafbefehl als Auslöser

Der Rück­zug der Kan­di­datur erfol­gte am gle­ichen Tag wie die Veröf­fentlichung eines Artikels in der «bz Basel», in dem Einzel­heit­en aus dem Straf­be­fehl zitiert wur­den, mit dem die Staat­san­waltschaft Thur­gau im Jahr 2012 Küng wegen ein­er sex­uellen Hand­lung mit einem noch nicht 16-jähri­gen Jugendlichen zu ein­er bed­ingten Geld­strafe verurteilt hat­te. Gemäss den Aus­führun­gen des Präsi­den­ten der Pfar­rwahlkom­mis­sion und des Kan­di­dat­en an ein­er von diesem ein­berufe­nen Infor­ma­tionsver­anstal­tung vom 10. Jan­u­ar in Riehen mit rund 150 Anwe­senden war es bei dem fraglichen Vor­fall im Jahr 2009 auss­chliesslich um eine Fuss­mas­sage ohne sex­uellen Hin­ter­grund gegan­gen. Der Artikel der «bz Basel» vom 15. Jan­u­ar legte jedoch offen, dass in dem Straf­be­fehl auch von Berührun­gen mit den Hän­den unter dem T‑Shirt am Oberkör­p­er des Jugendlichen und einem kurzen Kuss auf den Nack­en die Rede ist.In der Medi­en­mit­teilung ver­weist der Kom­mis­sion­spräsi­dent darauf, mehrere Gutacht­en hät­ten fest­gestellt, dass beim Kan­di­dat­en in dem Vor­fall vor zehn Jahren keine sex­uelle Moti­va­tion im Spiel gewe­sen sei. Ein unab­hängiges psy­chi­a­trisches Gutacht­en habe zudem in Ken­nt­nis aller Fak­ten bestätigt, dass auch inskün­ftig keine Gefahr für Über­griffe beste­he. «Es hat sich lei­der gezeigt, dass solche Experten­mei­n­un­gen nicht über­all gefragt sind, son­dern dass zum Teil ein Rig­oris­mus vorherrscht, bei dem Mit­men­schlichkeit und Barmherzigkeit hin­tangestellt wer­den», bedauert Suter in der Mit­teilung.Die Staat­san­waltschaft Thur­gau hat­te den Straf­be­fehl mit unken­ntlich gemacht­en Namen nach der Infor­ma­tionsver­anstal­tung vom 10. Jan­u­ar auf Anfrage den Medi­en zugestellt. Im Sep­tem­ber 2018 hat­te die Staat­san­waltschaft die Zustel­lung des Straf­be­fehls auf Anfrage von «Kirche heute» noch abgelehnt. Heute sei das öffentliche Inter­esse daran höher zu gewicht­en als damals, erk­lärte sie ihre neue Abwä­gung gegenüber dem Inter­esse des Per­sön­lichkeitss­chutzes.

Wie weiter in der Pfarrei?

Nach dem Rück­zug der Kan­di­datur Küng sucht die Pfar­rei St. Franziskus in den Gemein­den Riehen und Bet­tin­gen weit­er­hin eine neue Leitung. Die Pfar­rver­ant­wor­tung liegt zurzeit bei Pfar­rer Ste­fan Kemm­ler, dem Pas­toral­raump­far­rer des Pas­toral­raums Basel-Stadt. Koor­di­na­tor für die Seel­sorge ist der The­ologe Toni Buch­er. Pfar­rer Kemm­ler bemüht sich vor­erst um die Verpflich­tung von Aushil­fen, da der Priester Ste­fan Küng seine bish­eri­gen Ein­sätze in Gottes­di­en­sten und in der Seel­sorge, die er seit drei Jahren in Riehen leis­tete, ab sofort ein­stellen wird, wie Kemm­ler gegenüber «Kirche heute» mit­teilte.Chris­t­ian von Arx  
Christian von Arx
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