Sommerabend mit kleiner Mutprobe

Sommerabend mit kleiner Mutprobe

Der Car­i­tas-Stadtrundgang zum The­ma Armut am 1. Juni in Baden zog mehr als 30 Leute an. Sie blieben nicht nur Zuschauer, son­dern beka­men Gele­gen­heit mitzu­denken und mitzure­den. Gegen Ende wagten sie gar eine kleine Mut­probe. Der näch­ste Stadtrundgang «unten durch» find­et am Don­ner­stag, 8. Juni statt. Zwei junge Stu­dentin­nen der Sozialen Arbeit waren aus Zürich angereist, sie hat­ten auf Face­book vom Stadtrundgang erfahren. Einige waren von Bekan­nten zum Mit­ge­hen angeregt wor­den, andere hat­ten es in der Zeitung gele­sen. Jeden­falls staunte Myr­i­am Zobrist vom Kirch­lich Regionalen Sozial­dienst der Car­i­tas in Baden nicht schlecht, als sich gegen 19 Uhr immer mehr Leute auf dem Kirch­platz ein­fan­den.

Mitreden erwünscht

Myr­i­am Zobrist führte die grosse Gruppe durch die Stadt und präsen­tierte Fak­ten und Beispiele zum The­ma Armut. Dabei waren die Hal­testellen in der Stadt Baden so gewählt, dass sie mit dem jew­eili­gen Aspekt, der zur Sprache kam, kor­re­spondierten. Vor der Schwa­nen-Apotheke zum Beispiel ging es um die Krankenkassen­rech­nun­gen, welche von Armut Betrof­fene häu­fig nicht mehr bezahlen kön­nen. Mit Blick hin­unter auf die Häuser an der Lim­mat, wo im Mit­te­lal­ter die armen Leute hausten, the­ma­tisierte sie die Frage nach dem sozialen Auf­stieg armuts­be­trof­fen­er Kinder. Dass die Zuschauerin­nen und Zuschauer mit­disku­tieren kön­nen, war im Konzept vorge­se­hen. Die Wort­mel­dun­gen der Teil­nehmer zeigten denn auch, dass sie sich dif­feren­ziert mit dem The­ma beschäfti­gen. Kaum jemand war da, der oder die von Armut in der Schweiz noch nie etwas gehört hat­te. Im Gegen­teil: die meis­ten hat­ten sich schon vorher fürs The­ma inter­essiert. Er habe eigentlich das Meiste schon ein­mal gehört, meinte ein Zuschauer gegenüber Hor­i­zonte. Jedoch seien für ihn die Zusam­men­stel­lung und die Beispiele auf diesem Rundgang wertvoll.

Rauchen nein, Theater ja?

Und dann waren da natür­lich noch die Schaus­piel­er. Zuerst hielt man Joel Dätwyler für einen der Teil­nehmer, als er sich zu Wort meldete. Aber nicht lange. «Was schaut ihr so?», fragte er in die Runde und hielt ein Zigipäck­li hoch. «Darf ich etwa nicht rauchen, weil ich Sozial­hil­fe beziehe? Aber ins The­ater gehen schon?» Auch die zweite Schaus­pielerin, Gabi Schenker, regte mit ihrem Spiel zum Nach­denken an. Nach­dem sie ihre Geschichte erzählt hat­te, meinte sie mit leis­er wer­den­der Stimme: «Und jet­zt bin ich auch eine von diesen… diesen Sozial­hil­feempfängern.»

Armut braucht Mut

Die Schaus­piel­er sorgten aber mit ihren Ein­la­gen auch für einige heit­ere Momente. Und gegen Schluss des Spazier­gangs fiel es dem Sozial­hil­feempfänger mit dem Kapuzen­pul­li, gespielt von Joel Dätwyler, doch tat­säch­lich ein, die Anwe­senden aufzu­fordern, sich nach der Höhe ihres Jahres­ge­halts aufzustellen. Armut brauche eben auch Mut, meinte er und wies die Leute an, ihren Platz zu suchen. Er sel­ber nahm ganz unten Auf­stel­lung. Nach­dem alle Teil­nehmer die «Mut­probe» bestanden hat­ten, gab es auf dem Kirch­platz einen Apéro. Die meis­ten blieben noch eine ganze Weile, sprachen über das Gehörte und mit den Darstellern. 

Stadtrundgänge «Unten durch» – Kommende Termine und Anmeldung

BadenDon­ner­stag, 8. Juni, 19.00 UhrTre­ff­punkt: Kirch­platz, Stadtp­far­rkirche BadenAnmel­dung: Kirch­lich­er Regionaler Sozial­dienst Baden und Umge­bung, Tereza Ili­ja, , T 056 210 93 55 BruggDien­stag, 13. Juni, 17.30 UhrDon­ner­stag, 31. August, 17.30 UhrTre­ff­punkt: beim Brun­nen im Eisi­park BruggAnmel­dung: Katholis­che Kirchge­meinde Brugg, Iris Bäriswyl, Fach­bere­ich Soziales, , T 056 441 56 20 FrickDon­ner­stag, 29. Juni, 19.00 UhrDon­ner­stag, 24. August, 19.30 UhrTre­ff­punkt: Auf dem Kirchen­platz der katholis­chen Kirche, Ram­part 5, FrickAnmel­dung: Kirch­lich­er Regionaler Sozial­dienst Frick, Isabel­la Hossli, , T 062 871 65 28 WohlenMittwoch, 14. Juni, 18 UhrTre­ff­punkt: vor dem Car­i­tas Sec­ond­hand Laden, Bahn­hof­s­trasse 23, WohlenAnmel­dung: Kirch­lich­er Regionaler Sozial­dienst Wohlen und Umge­bung, Sara Räber,, T 056 611 90 47 Zofin­genDon­ner­stag, 8. Juni, 18.30 UhrMittwoch, 14. Juni, 18.30 UhrTre­ff­punkt: Alter Post­platz, Zofin­genAnmel­dung: Kirch­lich­er Regionaler Sozial­dienst Aar­gau-West, Lydia Weiss, , T  062 797 80 22 
Marie-Christine Andres Schürch
mehr zum Autor
nach
soben