
Bild: © Regula Vogt-Kohler
Sexuelle Übergriffe durch Mönche von Mariastein
Trotz früher Hinweise auf Missbrauch durch zwei Ordensmänner blieb das Kloster Mariastein jahrzehntelang untätig. Auch der ehemalige Abt Peter von Sury, der sich öffentlich gegen Vertuschung positionierte, leitete nach Kenntnisnahme der Fälle zunächst keine Aufarbeitung ein.
Zwei Mönche des Klosters Mariastein, die im Kollegium Karl Borromäus in Altdorf (Kanton Uri) lehrten, haben dort in den 1960- und 1970-Jahren, sexuelle Übergriffe an mehreren Schülern verübt.
Die Schul- und Klosterleitung sowie der damalige Regierungsrat wussten zumindest teilweise über die Übergriffe der beiden inzwischen verstorbenen Patres Bescheid. Das geht aus internen Dokumenten hervor, wie die «Rundschau» des SRF am 16. April berichtete. Jedoch reagierte damals weder die Schulleitung noch die Urner Kantonsregierung, die Fälle wurden heruntergespielt und vertuscht. So heisst es von Seiten der damaligen Schulleitung: «Der betreffende Lehrer beging einen einmaligen Fehltritt mittlerer Schwere […]» und seitens des Regierungsrates: «Die Verfehlungen […] sind nach unserem Orientierungsstand nicht derart, dass sie einen sofortigen Ausschluss aus dem Schuldienst rechtfertigen würden.» 1981 verliessen die Mönche die Mittelschule und kehrten nach Mariastein zurück. Eine Aufarbeitung der Fälle fand aber auch dann nicht statt.
Peter von Sury, der von 2008 bis Januar 2025 Abt des Kloster Mariastein war, hatte bereits im Jahr 2010 Kenntnis über die Missbrauchsfälle der beiden Mönche an der Mittelschule erlangt. Von Sury, der als Vertreter der Schweizer Ordensgemeinschaften die Pilotstudie zum Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz begleitete und sich stets gegen Vertuschungen positionierte, steht in der Kritik, sich trotz Kenntnis nicht um eine Aufklärung der Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen bemüht zu haben. Im Bericht der «Rundschau» begründet er sein Verhalten mit einem fehlenden Bewusstsein für Erscheinungsformen von Missbrauch: «Ich habe damals noch nicht das Problembewusstsein gehabt. Ich würde sagen, ich habe in den letzten 15 Jahren wirklich eine Entwicklung durchgemacht.»
In einer Erklärung vom 16. April distanziert sich die Klostergemeinschaft von den Taten der beiden Mönche, «die sich an Schutzbefohlenen vergriffen und ihnen dadurch schweres Unrecht und Leid zugefügt haben». Sie bedauere, dass die Klosterleitung damals nicht den Opfern geholfen und sich für deren Recht eingesetzt hat. Den Beitrag in der «Rundschau» nehme man unter anderem zum Anlass, «sich aktiv mit den dunklen Seiten ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen». Sie bittet ehemalige Schülerinnen und Schüler des Kollegiums, die Opfer geworden sind, sich bei einer Opferhilfestelle zu melden.
Hier können Menschen, die Opfer von Missbrauch wurden sich kostenlos und anonym beraten lassen.



