Weisser Rauch und grosse Hoffnung auf Frieden
Papst Leo XIV. begrüsst die Gläubigen auf dem Petersplatz kurz nach seiner Wahl.
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Weisser Rauch und grosse Hoffnung auf Frieden

Der neue Papst ist gewählt. Er heisst Leo XIV.

Auf dem neu gewählten Papst Leo XIV. ruhen die Hoffnungen von 1,4 Milliarden Katholiken. Die Schweizer Vertreterinnen und Vertreter der römisch-katholischen Kirche wünschen sich von ihm vor allem Kontinuität. Papst Leo soll zwischen den verschiedenen Lagern vermitteln und den Weg der Synodalität weitergehen.

Der neue Papst heisst Leo XIV. Kar­di­nal Robert Fran­cis Pre­vost wurde am 8. Mai zum 267. Papst der römisch-katholis­chen Kirche gewählt. Er hat sich damit gegen 132 weit­ere wählbare Kan­di­dat­en durchge­set­zt.

Robert Fran­cis Pre­vost ist am 14. Sep­tem­ber 1955 in Chica­go geboren. Seine Mut­ter war spanis­ch­er Herkun­ft, sein Vater hat­te franzö­sisch-ital­ienis­che Wurzeln. Pre­vost studierte Math­e­matik und trat mit 22 Jahren dem Augustineror­den bei. Er studierte an der Catholic The­o­log­i­cal Union in Chica­go und wurde mit 27 Jahren zum Priester gewei­ht. Für das Kirchen­recht­studi­um schick­te ihn sein Orden nach Rom und anschliessend als Mis­sion­ar nach Peru. Er arbeit­ete dort während 30 Jahren vor­wiegend in der Aus­bil­dung junger Ordens­män­ner.

Amerikaner, Peruaner und Weltenbürger

2015 wurde er zum Bischof von Chi­clayo im Nor­den Perus ernan­nt. Sei­ther besitzt er auch die peru­anis­che Staats­bürg­er­schaft. 2002 wurde er vom Augustineror­den zum weltweit­en Leit­er gewählt. Dieses Amt führte er in Rom aus. In Peru lernte Pre­vost Papst Franziskus ken­nen, der ihn zum Leit­er der Vatikan­be­hörde für die Bis­chöfe und schliesslich zum Kar­di­nal machte. Als Leit­er der Behörde war er für die weltweite Ernen­nung der Bis­chöfe zuständig und lernte Vertreter aus aller Welt ken­nen, die in soge­nan­nten Ad-lim­i­na-Besuchen über ihr Bis­tum berichteten.

Als Papst Leo ste­ht der Kirchen­mann 1.4 Mil­liar­den Katho­likin­nen und Katho­liken vor. Er gilt als diplo­ma­tisch und prag­ma­tisch, als ein Mann der Mitte, der gut zuhören könne, der aus­gle­ichend sei und ver­mit­tel­nd.

Friedensbotschaft

Als sich Papst Leo XIV. am Don­ner­stagabend kurz nach 19 Uhr zum ersten Mal auf der Log­gia des Peters­domes zeigte, richtete er sich mit den Worten: «Der Friede sei mit euch allen» an zehn­tausende Men­schen auf dem Peter­splatz. Die kurze Ansprache weck­te weltweit Hoff­nung, dass sich der Papst auch poli­tisch für Frieden ein­set­zen werde. Sein Wun­sch nach ein­er syn­odalen Kirche lässt darauf schliessen, dass er den Syn­odalen Prozess, den Papst Franziskus angestossen hat, weit­er­führen wird.

Befürch­tun­gen, er kön­nte als Amerikan­er einen Schul­ter­schluss mit Präsi­dent Don­ald Trump machen, gibt es kaum. Im Gegen­teil: Vor Kurzem machte ein Schlagab­tausch zwis­chen Pre­vost und dem amerikanis­chen Vizepräsi­den­ten J.D. Vance auf dem Nachrich­t­en­di­enst X Schlagzeilen. «JD Vance is wrong: Jesus does­n’t ask us to rank our love for oth­ers» (JD Vance hat unrecht. Jesus lehrt uns nicht, die Liebe zu anderen zu kat­e­gorisieren.) Das war die Antwort auf einen Post des Vizepräsi­den­ten, in dem er mit Ver­weis auf die Bibel erk­lärte, dass Chris­ten sich zuerst um sich selb­st und dann erst um Fremde küm­mern müssten.

Reaktionen aus der Schweiz

«Ich glaube, es ist ein aus­geze­ich­neter Kom­pro­miss. Ich bin so froh, dass sich die Kardinäle, die von Franziskus ernan­nt wor­den sind, sich offen­bar wirk­lich gefun­den haben und durch­set­zen kon­nten», sagte Hele­na Jeppe­sen-Spuh­ler gegenüber kath.ch. Jeppe­sen-Spuh­ler ver­trat die Schweiz­er Katho­likin­nen und Katho­liken an der Welt­syn­ode in Rom 2023 und 2024. Dort habe sie Kar­di­nal Pre­vost als einen sehr zugänglichen und sym­pa­this­chen Men­schen ken­nen­gel­ernt. «Er ist ein­er der ersten, der Frauen in seinem Dikas­teri­um in Leitungspo­si­tio­nen einge­set­zt hat. Und diese Frauen arbeit­en sehr gerne in diesem Dikas­teri­um», sagte sie weit­er. Aber mit «out­standig state­ments» sei er an der Syn­ode den­noch nicht aufge­fall­en.

Punk­to Frauen­frage ist auch Jacque­line Straub, die seit Jahren für das Frauen­priester­tum kämpft, zurück­hal­tend. An der Welt­syn­ode habe er sich gegen die Klerikalisierung der Frauen aus­ge­sprochen, insofern könne man von ihm nicht erwarten, dass er sich für das Frauen­priester­tum ein­set­ze, wie sie auf Insta­gram sagte.

Die Schweiz­er Bischof­skon­ferenz grat­uliert dem neuen Papst, sichert ihm das Gebet für sein Amt zu und fordert alle Gläu­bi­gen auf, dies auch zu tun. Der Papst werde die einzi­gar­tige und schwierige Auf­gabe fort­set­zen müssen, den in weltweit unter­schiedlich­sten Real­itäten leben­den Katho­liken und Katho­likin­nen vorzuste­hen. Beim Auf­bau der Kirche müsse er auf alle Gläu­bi­gen zählen kön­nen, schreibt die SBK in ihrer Stel­lung­nahme.

Der Name Leo ist Programm

Dass der neue Papst für sich den Namen Leo gewählt hat, wird so gedeutet, dass er einen Bezug zu Leo XIII. her­stellen will, der Ende des 19. Jahrhun­dert die Sozialen­zyk­li­ka «Rerum novarum» ver­fasste. Die katholis­che Soziallehre hat­te das Wohl der Arbei­t­erin­nen und Arbeit­er im Blick und forderte Gerechtigkeit zwis­chen Arbeit­ge­bern und Arbeit­nehmern. Soziale Gerechtigkeit scheint dem neuen Papst also beson­ders wichtig zu sein.

Roland Loos, Präsi­dent der Römisch-Katholis­chen Zen­tralkon­ferenz RKZ äusserte sich gegenüber kath.ch froh darüber, dass so schnell ein Papst gewählt wor­den sei. Urs Brosi, der Gen­er­alsekretär der RKZ, ist opti­mistisch, dass der neue Papst sehr gut zwis­chen den ver­schiede­nen Lagern in der katholis­chen Kirche ver­mit­teln könne. Das Wichtig­ste sei für die RKZ, dass der neue Papst das Syn­odal­ität­spro­jekt weit­er­führe.

Auch der Schweiz­erische Katholis­che Frauen­bund äussert in sein­er Stel­lung­nahme die Hoff­nung auf Kon­ti­nu­ität des von Papst Franziskus eingeschla­ge­nen Wegs. Der Frauen­bund wün­scht sich aber auch, dass der neue Papst den Mut habe, «weit­erzuge­hen, offen­er zu kom­mu­nizieren und struk­turelle Refor­men anzuge­hen. Die Stim­men von Frauen in der Kirche dür­fen nicht länger über­hört oder auf sym­bol­is­che Rollen oder Ver­wal­tungsauf­gaben reduziert wer­den», so der SKF. Ausser­dem sei es für die Schweiz wichtig, dass die begonnene Dezen­tral­isierung und die Erweiterung der Eigen­ständigkeit der Ort­skirchen weit­erge­führt werde.

Die Refor­m­gruppe «Allianz Gle­ich­würdig Katholisch» richtet ihre Wün­sche in einem Brief an den neuen Papst. Darin erwäh­nen sie als zen­trale Anliegen die rasche Förderung der Syn­odal­ität, mehr Freiräume für die Orts­bis­chöfe und den Respekt für von der Kirche ver­let­zte Men­schen.

Eva Meienberg
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