Schwangerschaft und Gebären – eine Zeit der Wunder und der Tabus

Schwangerschaft und Gebären – eine Zeit der Wunder und der Tabus

Die Ambivalenz der Geburt

Schwangerschaft und Gebären – eine Zeit der Wunder und der Tabus

Das freudi­ge Ereig­nis ist mit vie­len Äng­sten und Fra­gen ver­bun­den. Kon­trollen bedeuten aber nicht unbe­d­ingt mehr Sicher­heit. Ker­stin Rödi­ger, Spi­talseel­sorg­erin am Uni­ver­sitätsspi­tal Basel, engagiert sich dafür, der spir­ituellen Seite des Leben­san­fangs Raum zu geben.Wun­der, Geheim­nis – diese Begriffe sind schnell zur Hand, wenn es um Schwanger­schaft und Geburt geht. Es sind Worte, die auf den spir­ituellen Aspekt hin­deuten, aber dieser scheint den wenig­sten bewusst zu sein. Als die katholis­che The­olo­gin Ker­stin Rödi­ger für eine Pro­jek­tar­beit im Rah­men der Beruf­se­in­führung Müt­ter dazu befragte, hät­ten diese mit dem Begriff Spir­i­tu­al­ität nichts anfan­gen kön­nen. Auf die Frage, was konkret geholfen hat­te, die Unsicher­heit auszuhal­ten, was Ver­trauen gegeben hat­te, kamen dann Antworten, die über Worte hin­aus gin­gen. Eine viel grössere Rolle spiel­ten Sym­bole wie Engel und Kerzen oder Rit­uale wie das Ein­cre­men des wach­senden Bauch­es und das Auf­suchen bes­timmter Orte.

Faszinierend und erschreckend

Jede Mut­ter weiss es aus eigen­er Erfahrung: Ein Kind zu erwarten und zu gebären hat viele schöne und freudi­ge Seit­en, aber die Geschichte hat auch erschreck­ende Kapi­tel. «Es gibt so viele Angst­fak­toren», for­muliert es Ker­stin Rödi­ger, die selb­st zweifache Mut­ter ist. Die Antwort der mod­er­nen Medi­zin ist Kon­trolle, alles wird gemessen und gewogen. Das beant­wortet zwar viele Fra­gen, wirft aber auch wieder neue auf und sorgt so für eine (erneute) Verun­sicherung.Es ist auch längst nicht alles kon­trol­lier­bar. Vieles bleibt ver­bor­gen, ist geheimnisvoll, unerk­lär­bar, unsicht­bar. Ihre eige­nen Schwanger­schaften, aber auch die Erfahrun­gen ander­er Müt­ter haben in Rödi­ger die Überzeu­gung wach­sen lassen, dass in der Geburt eine Begeg­nung mit dem Heili­gen liegt. Sie ver­weist auf die The­o­rie, die der evan­ge­lis­che The­ologe und Reli­gion­swis­senschaftler Rudolf Otto 1917 in seinem Buch «Das Heilige» entwick­elt hat. Das Heilige ist dem­nach ein Geheim­nis, ein Mys­teri­um, das zugle­ich faszinierend und erschreck­end ist.Auf Begriffe, die der ver­bale Aus­druck für den Bere­ich des Heili­gen sein kön­nen, stösst man in Schilderun­gen von Schwanger­schaft und Geburt häu­fig. Da ist vom Sinn, den alles hat, die Rede, vom Geheim­nis des Lebens respek­tive des Frau-Seins, von Wun­der, von Unbeschreib­lichkeit. Die Geburt wird aber auch als Gren­z­er­fahrung beze­ich­net, als ein Auss­er-sich-Sein, als Kon­trol­lver­lust und Aus­geliefert­sein, Geburt kann für Mut­ter und Kind Todesnähe und manch­mal auch Tod bedeuten.Zu Schwanger­schaft und Geburt gehören viele Emo­tio­nen, oft ambiva­lente, auch dann, wenn eigentlich alles gut läuft. Man freut sich auf den Nach­wuchs, aber … Alle erwarten, dass man glück­lich ist, aber … «Es gibt viele Tabuthe­men im Zusam­men­hang mit Schwanger­schaft und Geburt», sagt Rödi­ger. The­men, über die man nicht spricht, höch­stens mit anderen, welche die gle­iche Erfahrung gemacht haben und sich dazu äussern.

Seinen Ort finden

Zu den stärk­sten Tabus über­haupt gehört der Umgang mit Fehlge­burten. Für viele sei es ein Fall ins Boden­lose, für manche bedeute der Ver­lust auch den Abschied vom Kinder­wun­sch über­haupt, gibt Rödi­ger zu bedenken. «Etwas, das vielle­icht hil­ft, ist, dass die Trauer einen Ort find­et», sagt sie. «Dass es aber auch seine Begren­zung hat und anderes seinen Platz erhält.» Neben ihrer Tätigkeit im Spi­tal führt sie auch Gedenk­feiern für frühver­stor­bene Kinder durch.Reg­u­la Vogt-Kohlerimvertrauenwachsen.com­

Anfang und Abschied

Öku­menis­che Segens­feier des Leben­san­fangs Fre­itag, 31. August, 17.30–18.15 Uhr, Bethesda­spital, Kapelle; Clau­dia Meier und Ker­stin Rödi­ger, Spi­talseel­sorg­erin­nen Fre­itag, 7. Dezem­ber, 19.00–19.45 Uhr, Basler Mün­ster, Pfar­rerin Car­o­line Schröder Field und Ker­stin Rödi­gerErin­nerungs­feiern Fried­hof am Hörn­li in Riehen (BS): Gedenk- und Trauer­feier für frühver­stor­bene Kinder, ­jew­eils am zweit­en Dien­stag nach Ostern Fried­hof Liestal: Gedenk­feier für frühver­stor­bene Kinder, jew­eils am ersten Son­ntag im ­Novem­ber Elis­a­bethenkirche Basel: Gedenk­feier für Men­schen, die um ein Kind trauern, jew­eils am zweit­en Son­ntag im Dezem­ber Fried­hof Sis­sach: Gedenk­feier für Men­schen, die um ein Kind trauern, jew­eils an einem Fre­itagabend im Herb­st Fried­hof Prat­teln: Gedenk­feier für Men­schen, die um ein Kind trauern, jew­eils am Sam­stagabend vor dem Ewigkeitsson­ntag (Son­ntag vor 1. Advent) gedenkenunderinnern.chKon­takt Basel-Stadt: Ker­stin Rödi­ger, Spi­talseel­sorg­erin Uni­ver­sitätsspi­tal Basel Basel­land: Marie-Theres Beel­er, Spi­talseel­sorg­erin Kan­ton­sspi­tal Liestal
Redaktion Lichtblick
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