Schönheit wird die Welt retten

Schönheit wird die Welt retten

2. Korinther­brief 3,18Wir alle aber schauen mit enthüll­tem Angesicht die Her­rlichkeit des Her­rn wie in einem Spiegel und wer­den so in sein eigenes Bild ver­wan­delt, von Her­rlichkeit zu Her­rlichkeit, durch den Geist des Her­rn.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Schönheit wird die Welt retten

«Schön­heit wird die Welt ret­ten.» Dieser pro­vokante Satz stammt aus Fjodor Dos­to­jevskis Roman «Der Idiot».Was aber ist gemeint mit Schön­heit? Die Natur, aber auch einen guten Men­schen, eine gute Tat, über­haupt alles, wo etwas vom wahren Leben auf­s­trahlt, wo Liebe gelebt wird, empfind­en wir Men­schen als schön. Und Schön­heit gibt es natür­lich in der Kun­st.Ich wage mal zu behaupten, dass ger­ade auch das Christ­sein sehr viel mit Schön­heit zu tun hat, denn in der Bibel ist immer wieder die Rede von Gottes Schön­heit oder auch Gottes Her­rlichkeit. So wurde beispiel­sweise Mose von ihr erleuchtet, der Tem­pel von ihr erfüllt, die Propheten von ihr zu Boden gewor­fen, Jesus von ihr durch­drun­gen und auch die Jünger von ihr erfasst und ver­wan­delt.Bes­timmt hat sich auch der berühmte Maler Fra Angeli­co von dieser Schön­heit Gottes inner­lich ergreifen lassen und dann aus diesem Ergrif­f­en-Sein her­aus seine Kunst­werke geschaf­fen.Auch wenn Schön­heit auf den ersten Blick etwas sehr Abstrak­tes und Sub­jek­tives zu sein scheint, so streben wir Men­schen den­noch alle danach. Schön­heit berührt und bewegt etwas in uns. Die Begeg­nung mit ihr verän­dert Herzen. Aus der Comic­serie Peanuts stammt die weise Aus­sage: «Wenn die Men­schen alle jede Nacht den Ster­nen­him­mel betra­cht­en wür­den, sähe die Welt anders aus.»Es ist sog­ar neu­ro­bi­ol­o­gisch belegt, dass Schön­heit glück­lich macht. Wenn wir etwas Schönes sehen oder empfind­en, wer­den in unserem Gehirn Reize aus­geschüt­tet, die wir als angenehm oder als eine Beloh­nung empfind­en.Und trotz­dem kön­nen wir solch schöne Momente nicht fes­thal­ten. Auch der faszinierend­ste Son­nenun­ter­gang ist vor­bei, wenn die Sonne unterge­gan­gen ist, und die wohltuende Begeg­nung mit lieben Fre­un­den nimmt irgend­wann ein Ende. Unser Bedürf­nis nach Schön­heit kann in dieser Welt nie vol­lkom­men erfüllt wer­den. Schön­heit weckt Sehn­sucht und lockt uns aus uns her­aus. Darum hat sie auch einen tran­szen­den­ten Charak­ter. Sie weist auf ein «Mehr» hin – auf etwas, was für uns nicht greif­bar ist, eine grössere Real­ität, die über das Irdis­che und Fass­bare hin­aus­ge­ht.Aber wir leben in ein­er Zeit, wo kaum etwas so ver­dreht ist, wie der Begriff von Schön­heit. Gibt man bei Google «Schön­heit» oder «Beau­ty» ein, so erscheint erst­mal eine lange Liste der neusten Mode‑, Kos­metik- oder Diät-Trends. Allerd­ings hat kün­stliche oder ober­fläch­liche Schön­heit keine Seele – sie ver­mag wed­er zu strahlen, noch zu beza­ubern. Sie wirkt platt und leer.Wahre Schön­heit hinge­gen strahlt von innen. Sie ist der Zusam­men­klang von Innen und Aussen. Fredy Knie sagte ein­mal über seine Zirkuspferde: «Schön­heit ist Gestalt gewor­dene Liebe.»Kön­nen wir Chris­ten noch «schön» sein? Die Antwort gibt das Leben. Ein wahrhaft schön­er Men­sch strahlt Lebens­freude und Liebe aus. Ihm zu begeg­nen macht glück­lich. Und solche Schön­heit ver­wan­delt unsere Welt.Nadia Miri­am Keller, The­olo­gin, arbeit­et als Spi­talseel­sorg­erin am St. Claraspi­tal in Basel
Regula Vogt-Kohler
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