Der stärk­ste Sprit ist unbezahlbar

Der stärk­ste Sprit ist unbezahlbar

Jesa­ja 55,1–11So spricht der Herr: Auf, ihr Dur­sti­gen, kommt alle zum Was­ser! Auch wer kein Geld hat, soll kom­men. Kauft Getrei­de und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezah­lung! War­um bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fet­ten Spei­sen. Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann wer­det ihr leben. Ich will einen ewi­gen Bund mit euch schlies­sen gemäss der bestän­di­gen Huld, die ich David erwies (…) Mei­ne Gedan­ken sind nicht eure Gedan­ken, und eure Wege sind nicht mei­ne Wege – Spruch des Herrn. So hoch der Him­mel über der Erde ist, so hoch erha­ben sind mei­ne Wege über eure Wege und mei­ne Gedan­ken über eure Gedan­ken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Him­mel fällt und nicht dort­hin zurück­kehrt, son­dern die Erde tränkt und sie zum Kei­men und Spros­sen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das mei­nen Mund ver­lässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, son­dern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es aus­ge­sandt habe.Ein­heits­über­set­zung (gekürzt) 

Der stärk­ste Sprit ist unbezahlbar

Es sei eine der kom­ple­xe­sten Volks­in­itia­ti­ven, über die der Sou­ve­rän am 10. Juni zu ent­schei­den hat. Der voll­stän­di­ge Titel des Begeh­rens lau­tet ent­spre­chend umständ­lich: «Für kri­sen­si­che­res Geld: Geld­schöp­fung allein durch die Natio­nal­bank! (Voll­geld-Initia­ti­ve)». Die einen wer­ben mit dem Auf­ruf «Nur ech­te Fran­ken für mein Kon­to!». Die Geg­ner war­nen, die Ände­rung wür­de einen gefähr­li­chen Systemum­bau und unkal­ku­lier­ba­re Risi­ken mit sich brin­gen. Wie soll ich mich als Staats­bür­ger seri­ös infor­mie­ren? Vor­aus­sicht­lich wer­de ich pas­sen, indem ich mich auf mei­ne Frei­heit beru­fe: Ich las­se mir mei­ne Agen­da nicht ger­ne von irgend­ei­nem Initia­tiv­ko­mi­tee vor­schrei­ben, eure Pro­ble­me sind längst nicht immer mei­ne Pro­ble­me!So wen­de ich mich den uto­pi­schen Ver­heis­sungen des alt­te­sta­ment­li­chen Pro­phe­ten zu, der weit küh­ne­re Din­ge ver­spricht: «Kommt und kauft ohne Geld! Kauft Wein und Milch ohne Bezah­lung!» Man könn­te mei­nen, da wer­de das Schla­raf­fen­land aus­ge­ru­fen. Han­delt es sich um ein Volks­fest oder um einen Auf­ruf zur Plün­de­rung? Oder winkt im Pro­phe­ten­wort Gott mit dem Zaun­pfahl, dass es auch anders sein könn­te und sein soll­te? Was wäre, wenn! Wenn tat­säch­lich per­ma­nent Total­aus­ver­kauf herr­schen oder «Heli­ko­pter­geld» ver­teilt wür­de, wenn jeder ein Grund­ein­kom­men auf sicher hät­te und eini­ger­mas­sen anstän­dig und in Wür­de leben könn­te. Träu­men wir von einem nach­hal­ti­gen, gerech­ten und umwelt­ver­träg­li­chen Wirt­schafts­sy­stem! Gehen wir an die Arbeit mit Sach­ver­stand und in der demü­ti­gen Gewiss­heit, dass wir hie­nie­den nie­mals para­die­si­sche Zustän­de errei­chen wer­den.Dem Pro­phe­ten (die Bibel­wis­sen­schaft nennt ihn «Deu­tero­je­sa­ja» und schreibt ihm die Kapi­tel 40 bis 55 des Jesa­ja-Buches zu) geht es frei­lich nicht um die Durch­set­zung einer alter­na­ti­ven Öko­no­mie. Es ist ihm auch nicht ums Träu­men, noch weni­ger ist popu­li­sti­sche Rat­ten­fän­ge­rei sei­ne Sache. Der Angel­punkt, von dem aus er das gesam­te System, jedes mensch­li­che System aus­he­belt und umkrem­peln will, ist eine gran­dio­se Got­tes­er­fah­rung: «Mei­ne Gedan­ken sind nicht eure Gedan­ken, und eure Wege sind nicht mei­ne Wege.» Daher die lapi­da­re Auf­for­de­rung: «Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann wer­det ihr leben.»Nicht irdi­sche Kauf­kraft, son­dern das Wort Got­tes ist der Sprit, der die Welt zum Lau­fen bringt, die Kraft, die den Kreis­lauf der Schöp­fung in Schwung hält und mit uner­schöpf­li­cher Ener­gie ver­sorgt. Das Wort Got­tes ist eine kri­sen­si­che­re Inve­sti­ti­on, garan­tiert eine exzel­len­te Wert­schöp­fung, bewahrt uns vor heil­lo­ser Spe­ku­la­ti­on, bewirkt aus­ge­gli­che­nes geist­li­ches Wachs­tum, ist «kost­ba­rer als Gold, als Fein­gold in Men­ge», wie Psalm 19 weiss. Das Wort Got­tes lehrt uns Mass und Klug­heit, Gerech­tig­keit und Stär­ke, die Tugen­den, die vor blin­der Gier und vor Selbst­zer­stö­rung im Ham­ster­rad bewah­ren. Es ist befruch­tend und über­ra­schend noch in sei­nen Spä­test­fol­gen. Es schafft Leben und trägt in sich den Keim jenes ewi­gen Bun­des für die Völ­ker, der heu­te, 70 Jah­re nach der ­Grün­dung des Staa­tes Isra­el, aktu­el­ler ist denn je. Tra­gen wir Sor­ge zu die­ser so zer­brech­li­chen, unbe­zahl­ba­ren Hoff­nung!Peter von Sury, Abt des Bene­dik­ti­ner­klo­sters Mariastein
Redaktion Lichtblick
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