
Projektionsfläche Maria
Am 15. August feiern katholische Menschen auf der ganzen Welt Mariä Himmelfahrt. Wir nehmen dieses Fest zum Anlass, einen Blick auf Mariendarstellungen im Wandel der Zeit zu werfen.

Die erste Darstellung
… findÂen wir wahrscheinÂlich in den Katakomben von PriscilÂla in Rom. Hier liessen sich im 3. JahrhunÂdert die ersten JudenchrisÂten beisetÂzen. Wir sehen Maria mit Kind auf dem Schoss. Vor ihr ein Mann, der eine Schriftrolle in der Hand hält. Die erste DarstelÂlung von Maria ist die einÂer junge Frau, durch die sich die bibÂlisÂche Prophetie erfüllen soll. | © Bild: WikiÂmeÂdiÂaÂComÂmons

Fusion zweier Traditionen
Als das ChrisÂtenÂtum sich in der griechisch-römisÂchen Welt verÂbreÂitÂet, verÂschmilzt die aus dem JudenÂtum entÂstandene christliche TraÂdiÂtion mit den TraÂdiÂtioÂnen der «HeiÂden». Aus dieser Fusion entsteÂht die TraÂdiÂtion der Ikone. Das ist ein Abbild, das die GegenÂwart der dargestellÂten PerÂson verÂmitÂtelt. Mit ihrer HilÂfe stellÂten römisÂche Kaiser aus der Ferne ihre Präsenz im Reich sichÂer. Sehr schnell wird Maria ein beliebtes Motiv dieser Bilder, auf denen ihr Gesicht – wie das der Kaiser – mit Gold umrahmt wird. Daraus entsteÂht das Motiv des HeiliÂgenÂscheins.| © Bild: WikiÂmeÂdiÂaÂComÂmons

Die barmherzige Schützerin
Im 13. JahrhunÂdert kommt eine neue Art der DarstelÂlung auf: die SchutzÂmanÂtelÂmadonÂna. Dieser neue MarienÂbildÂtyÂpus steÂht für eine barmherzige Maria. Sie überÂragt und beschützt die Welt. Dabei trägt sie einen königlichen ManÂtel, unter den sich die gesamte ChrisÂtenÂheit drängt.| © Bild: WikiÂmeÂdiÂaÂComÂmons

Ethnische Facetten
Der Marienkult belÂgeitÂet die Europäer bei der KoloÂnialÂisierung. Es kommt zu einÂer sogeÂnanÂnten AkkulÂturÂaÂtion: Viele nichÂteuÂropäisÂche VölkÂer verehren MutÂterÂgotÂtheitÂen und beginÂnen, ihre MutÂtergötÂtiÂnen mit Maria zu idenÂtiÂfizieren. Maria nimmt die Züge der lokalen Bevölkerung an. Es entsteÂhen FigÂuren, die die MarienÂverehrung mit AspekÂten der indiÂgeÂnen KulÂturen misÂchen. Wir sehen hier ein Beispiel aus Bolivien. Die Jungfrau von PotoÂsi verÂschmilzt wie die PachamaÂma der Inka mit dem Berg. | © Bild: WikiÂmeÂdiÂaÂComÂmons

Symbol der Ermächtigung
Maria war viele JahrhunÂderte lang ProÂjekÂtionsÂfläche eines männlich geprägten Ideals: Jungfräulichkeit als Tugend, der weibÂliche KörÂpÂer unter KonÂtrolle. FemÂiÂnistinÂnen zeichÂnen in den letÂzten JahrzehnÂten ein anderes Bild von Maria. Sie wird zur Akteurin, die ihr SchickÂsal selbÂst in die Hand nimmt. Die «Our Lady» von Alma López blickt selbÂstÂbeÂwusst zurück zu den BetraÂchÂtÂenÂden und trägt dabei einen BikiÂni aus Rosen. Ihre HalÂtung und ihr BlickÂkonÂtakt widerÂsprechen der traÂdiÂtionellen DarstelÂlung der Jungfrau. Sie ist ein SymÂbol für die ErmächÂtiÂgung von Frauen im AllÂgeÂmeinen und von indiÂgeÂnen MexikanerÂinÂnen im Speziellen. | © Bild: WikiÂmeÂdiÂaÂComÂmons