Interview mit Pfarreipraktikantin Carmen Staub
Bild: © Roger Wehrli

Interview mit Pfarreipraktikantin Carmen Staub

Wie sieht Ihr Alltag während des Pfarreipraktikums aus? In welche Bereiche konnten Sie reinschauen?

Jed­er Tag ist anders. Ich kon­nte in ver­schiedene Bere­iche rein­guck­en. Viel habe ich in Gottes­di­en­ste reingeschnup­pert. Es war mir ein Anliegen, in diesem Bere­ich eine Rou­tine zu bekom­men, also im Gottes­di­en­st­pla­nen und ‑hal­ten. Dafür durfte ich auch ein paar Teile übernehmen. Es war span­nend, mit unter­schiedlichen Seel­sorg­erin­nen und Seel­sorg­ern unter­wegs zu sein und mitzubekom­men, wie sie Dinge ange­hen und welche Anforderun­gen sie auch an sich selb­st haben.

Ein­mal war ich einen Tag lang mit einem Sakris­tan unter­wegs. Ausser­dem war ich in einem Pflegezen­trum und im Spi­tal in Baden. Gemein­sam mit ein­er Kat­e­chetin habe ich einen Ver­söh­nungsweg vor­bere­it­et. Beim Kirchen­musik­er war ich eben­falls mal einen hal­ben Tag dabei und habe den Kirchen­chor ken­nen­gel­ernt. Mit der Per­son der Kinderkirche durfte ich in Fam­i­lien­gottes­di­en­ste hinein­schnup­pern. Die Sekretärin habe ich auch einen hal­ben Tag begleit­et und mit­bekom­men, was bei ihr so los ist. Bei der Car­i­tas war ich eben­falls dabei und habe mir den sozialen Bere­ich angeschaut.

Und das Praktikum ist ein Teil Ihrer Ausbildung an der Uni?

Genau. Es find­et für die Studieren­den immer im Jan­u­ar statt, geht also vier Wochen. In dieser Zeit arbeit­et die oder der Studierende im Umfang ein­er Vol­lzeit­stelle in der Pfar­rei mit. Organ­isiert wird das Prak­tikum von der Uni gemein­sam mit den Bistümern. Der Grossteil beste­ht aus Hos­pi­ta­tion, das heisst wir Studierende dür­fen in alle Bere­iche rein­schauen und unsere Fra­gen stellen. Das Ziel ist es, einen Ein­blick zu bekom­men, wie eine Pfar­rei funk­tion­iert und welche Rollen die einzel­nen Per­so­n­en im Gesamt­sys­tem haben.

Was hat Ihnen besonders Spass gemacht?

Es ist super, dass ich wirk­lich alle meine Fra­gen stellen kon­nte, die ich hat­te. Ich habe die ver­schiede­nen Per­so­n­en gefragt: «Was machst du?», «Wie denkst du?» oder «Was find­est du wichtig, das ich als ange­hende Seel­sorg­erin mit­nehmen soll, aus Sicht dein­er Posi­tion?» Und es war auch cool, Dinge aus­pro­bieren zu kön­nen, weil ich als Prak­tikan­tin nicht so viel Ver­ant­wor­tung hat­te. Zum Beispiel durfte ich in einem Pflege­heim ein Abschied­sritu­al mit­gestal­ten.

Inter­es­sant ist auch, dass ich meine freien Tage oft indi­vidu­ell über die Woche verteilen kon­nte. Dann habe ich am Woch­enende gear­beit­et, aber dafür an einem Don­ner­stag frei gehabt.

Was haben Sie mit den Menschen in der Pfarrei erlebt?

Eine Sache, die ich erleben durfte, hat mich sehr gefreut. Eine Dame kam auf mich zu, wusste direkt meinen Namen und sprach mich an: «Ich habe Sie im Pfar­rblatt gese­hen. Ich finde das super, dass Sie hier sind und auch, dass Sie eine Frau sind. Und ich finde, Sie junge The­ologin­nen haben auch richtig Rück­grat!» Das war eine Bestärkung zu sehen, dass die Kirchgän­gerin­nen und Kirchgänger sehr offen sind und sich freuen, wenn eine junge Frau kommt.

Leonie Wollensack
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