
Interview mit Pfarreipraktikantin Carmen Staub
Wie sieht Ihr Alltag während des Pfarreipraktikums aus? In welche Bereiche konnten Sie reinschauen?
Jeder Tag ist anders. Ich konnte in verschiedene Bereiche reingucken. Viel habe ich in Gottesdienste reingeschnuppert. Es war mir ein Anliegen, in diesem Bereich eine Routine zu bekommen, also im Gottesdienstplanen und ‑halten. Dafür durfte ich auch ein paar Teile übernehmen. Es war spannend, mit unterschiedlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern unterwegs zu sein und mitzubekommen, wie sie Dinge angehen und welche Anforderungen sie auch an sich selbst haben.
Einmal war ich einen Tag lang mit einem Sakristan unterwegs. Ausserdem war ich in einem Pflegezentrum und im Spital in Baden. Gemeinsam mit einer Katechetin habe ich einen Versöhnungsweg vorbereitet. Beim Kirchenmusiker war ich ebenfalls mal einen halben Tag dabei und habe den Kirchenchor kennengelernt. Mit der Person der Kinderkirche durfte ich in Familiengottesdienste hineinschnuppern. Die Sekretärin habe ich auch einen halben Tag begleitet und mitbekommen, was bei ihr so los ist. Bei der Caritas war ich ebenfalls dabei und habe mir den sozialen Bereich angeschaut.
Und das Praktikum ist ein Teil Ihrer Ausbildung an der Uni?
Genau. Es findet für die Studierenden immer im Januar statt, geht also vier Wochen. In dieser Zeit arbeitet die oder der Studierende im Umfang einer Vollzeitstelle in der Pfarrei mit. Organisiert wird das Praktikum von der Uni gemeinsam mit den Bistümern. Der Grossteil besteht aus Hospitation, das heisst wir Studierende dürfen in alle Bereiche reinschauen und unsere Fragen stellen. Das Ziel ist es, einen Einblick zu bekommen, wie eine Pfarrei funktioniert und welche Rollen die einzelnen Personen im Gesamtsystem haben.
Was hat Ihnen besonders Spass gemacht?
Es ist super, dass ich wirklich alle meine Fragen stellen konnte, die ich hatte. Ich habe die verschiedenen Personen gefragt: «Was machst du?», «Wie denkst du?» oder «Was findest du wichtig, das ich als angehende Seelsorgerin mitnehmen soll, aus Sicht deiner Position?» Und es war auch cool, Dinge ausprobieren zu können, weil ich als Praktikantin nicht so viel Verantwortung hatte. Zum Beispiel durfte ich in einem Pflegeheim ein Abschiedsritual mitgestalten.
Interessant ist auch, dass ich meine freien Tage oft individuell über die Woche verteilen konnte. Dann habe ich am Wochenende gearbeitet, aber dafür an einem Donnerstag frei gehabt.
Was haben Sie mit den Menschen in der Pfarrei erlebt?
Eine Sache, die ich erleben durfte, hat mich sehr gefreut. Eine Dame kam auf mich zu, wusste direkt meinen Namen und sprach mich an: «Ich habe Sie im Pfarrblatt gesehen. Ich finde das super, dass Sie hier sind und auch, dass Sie eine Frau sind. Und ich finde, Sie junge Theologinnen haben auch richtig Rückgrat!» Das war eine Bestärkung zu sehen, dass die Kirchgängerinnen und Kirchgänger sehr offen sind und sich freuen, wenn eine junge Frau kommt.