Mehr als nur ein «Grüezi»
Roland Ambühl und Renate Haslimeier begrüssen die Besucherinnen und Besucher der Messe am Eingang der Kirche und geben ihnen ein Gesangbuch in die Hand.
Bild: © Pastoralraum Allschwil-Schönenbuch

Mehr als nur ein «Grüezi»

Wer in Allschwil zur Messe geht, wird an der Kirchentüre von der Welcome Group begrüsst. Eine Initiative für mehr persönliche Begegnung im Kirchenleben.

Son­ntag­mor­gen, die Gottes­di­en­st­be­sucherin­nen und ‑besuch­er der Pfar­rei St. Peter und Paul in Allschwil betreten das Kirchenge­bäude. Statt des stillen, anony­men Griffs zum Gesangs­buch gibt es hier eine Begrüs­sung. «Guete Morge!» sagt Renate Haslimeier lächel­nd und gibt den Ank­om­menden ein Buch in die Hand. Manche Men­schen grüssen ein­fach zurück, mit anderen wech­selt sie noch ein paar Worte, bevor sie sich einen Platz in der Bank suchen.

Haslimeier ist Mit­glied der Wel­come Group, was als Begrüs­sungs­gruppe über­set­zt wer­den kann. Gemein­sam mit Roland Ambühl und sechs weit­eren Frei­willi­gen aus St. Peter und Paul und St. There­sia emp­fan­gen sie die Gottes­di­en­st­be­suchen­den vor der Messe am Ein­gang der Kirche. «So fühlen sich die Men­schen direkt am Anfang willkom­men», erzählt Ambühl und ergänzt: «Wenn jemand Neues oder Fremdes kommt, ist sie oder er nicht so ver­loren, son­dern hat direkt einen Ansprech­part­ner.»

«Wir bekom­men von den Men­schen die Rück­mel­dung, dass sie das eine tolle Geste find­en, durch die sie sich sehr willkom­men fühlen in der Kirche.»

Renate Haslimeier, Mit­glied der Wel­come Group

Eine Aktion, die Corona überdauert hat

Die Idee zur Wel­come Group hat­ten die Gemein­demit­glieder während der Coro­na-Pan­demie. Auf­grund der Per­so­n­en­be­gren­zun­gen mussten die Gottes­di­en­st­be­suchen­den gezählt wer­den. In diesem Zuge könne man sie doch auch gle­ich noch begrüssen, dacht­en sich die Mit­glieder des dafür ins Leben gerufe­nen Ord­nungs­di­en­sts.

Die Coro­na-Pan­demie ebbte ab, doch Daniel Fis­chler, der Pas­toral­raump­far­rer, fand, dass es eine schöne Idee wäre, diese Aktion auch nach Coro­na weit­erzuführen.

Und was denken die Gottes­di­en­st­be­sucherin­nen und ‑besuch­er? «Wir bekom­men von ihnen die Rück­mel­dung, dass sie das eine tolle Geste find­en, durch die sie sich sehr willkom­men fühlen in der Kirche», berichtet Haslimeier. «Sie bedanken sich auch bei uns dafür», ergänzt Ambühl. Ins­ge­samt entste­ht durch die Rück­mel­dun­gen bei bei­den das Gefühl, dass ihr Ange­bot von den Men­schen geschätzt wird.

Niemand muss reden

Und doch kann es vorkom­men, dass der Kirchenbe­such für Men­schen eine Begeg­nung zwis­chen ihnen und Gott ist und sie an diesem Tag lieber still und zurück­ge­zo­gen in ein­er ruhi­gen Bank sitzen. «Das respek­tieren wir selb­stver­ständlich, wir drän­gen uns nie­man­dem auf», betont Ambühl. Das bestätigt auch Haslimeier: «Ich sage ‹guten Mor­gen› oder ‹her­zlich willkom­men› und gebe der Per­son ein Gesangs­buch. Wenn jemand von sich aus begin­nt, mit mir zu sprechen oder mich etwas zu fra­gen, dann unter­halte ich mich gerne mit der Per­son, aber auf­drän­gen würde ich mich nie.» Mit der Zeit bekäme man auch ein Gespür dafür, ob eine Per­son ange­sprochen wer­den möchte oder nicht, bericht­en die bei­den. Kör­per­hal­tung, Gang, Gesicht­saus­druck kön­nen ver­mit­teln, ob eine Per­son ger­ade Lust auf ein Gespräch oder nur ein Gesang­buch hat – oder keins von bei­dem.

Quelle: Pas­toral­raum Allschwil-Schö­nen­buch

Für die Menschen da sein

Das Team der Wel­come Group ist aber nicht nur da, um die Men­schen vor der Messe willkom­men zu heis­sen. Ger­ade wenn Leute zum ersten Mal kom­men, haben sie viele Fra­gen und wen­den sich mit diesen an das Wel­come Team. Das ent­lastet diejeni­gen, die sich auf die Durch­führung der Messe konzen­tri­eren. «Aber auch son­st sind wir immer da, um Zusatzuf­fgööbli zu übernehmen, wenn im Vor­feld der Messen irgend­wo Not am Mann ist», erk­lärt Haslimeier. Das gehe vom Verteilen von Infos über die Unter­stützung von Men­schen mit Ein­schränkun­gen bis zum Abholen der Organ­istin, die auf dem Weg steck­enge­blieben ist.

Kleine Geste mit grosser Wirkung

Die Mit­glieder der Wel­come Group möcht­en ihre neue Willkom­men­stra­di­tion auch in Zukun­ft weit­er­führen. Zum einen, weil die Mit­glieder der Gruppe grosse Freude an ihrem Ehre­namt haben. «Aber es ist auch nicht selb­stver­ständlich, dass jemand am Ein­gang der Kirche ste­ht und mit den Men­schen ins Gespräch kommt», find­et Haslimeier. Die bei­den sind der Mei­n­ung, dass es sich um eine kleine Geste mit gross­er Wirkung han­delt. Wo Men­schen sich willkom­men und gese­hen fühlen, da fühlen sie sich wohl.

Leonie Wollensack
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