«Kirchenmitarbeitende wählen kirchenkritisch»
- Eine in der letzten Horizonte-Ausgabe publizierte Umfrage unter Aargauer Seelsorgenden erhitzte bei der CVP Aargau die Gemüter. In der Umfrage gaben nämlich die befragten Seelsorgenden an, in erster Linie Grüne und SP zu wählen.
- Namentlich von Seiten der CVP Aargau wurde die Umfrage kritisiert. Horizonte gab Marianne Binder-Keller, Ständeratskandidatin, und Pia Viel, Präsidentin des Aargauischen Katholischen Frauenbundes AKF und Nationalratskandidatin der CVP, die Möglichkeit zur Stellungnahme.
Frau Binder, als Präsidentin der CVP Aargau: Wie erklären Sie sich das Resultat der Horizonte-Umfrage?
Marianne Binder-Keller: Als einseitige Wahlempfehlung von Horizonte, was unsere Basis sehr irritierte. Da segnet ein Pfarrer Parteien, aber offenbar muss man in der CVP sein und brav die Kirchensteuern zahlen, um als einzige ausgeschlossen zu werden. Die Positionen der Seelsorgenden habe ich studiert. Sie entsprechen in vielem denjenigen der CVP.
Das können Sie sehen, wie Sie wollen. Es beantwortet aber die Frage nicht. Wie kommt es, dass Aargauer Seelsorgende das Gefühl haben, SP und Grüne würden christliche Anliegen besser vertreten als Ihre Partei?
Vielleicht wünscht man von uns Christdemokraten, dass wir vermehrt kirchliche Anliegen vertreten sollten. Die CVP ist aber eine weltliche Partei und nicht die Kommunikationsabteilung des Vatikans. Das C in unserem Namen steht für die urchristlichen Werte, die den modernen Rechtsstaat prägen: Freiheit, gleiche Rechte, Solidarität.
Wo wären denn klare CVP-Positionen, welche die Befragten offenbar nicht als solche erkennen?
1971 gelangte dank der CVP der Umweltartikel in die Bundesverfassung. Der Erhalt der Schöpfung gehört seit jeher zu unseren Programmen. Die jüngsten Projekte, ein griffiges Co2-Gesetz oder die Energiestrategie tragen die Handschrift der ehemaligen CVP- Umweltministerin Doris Leuthard. Wir setzen uns ein für die Abschaffung der Heiratsstrafe bei den Steuern und bei der AHV, für zahlbare Krankenkassenprämien, für den Erhalt der AHV, für die Vereinbarkeit von Familien-und Erwerbsarbeit, aber auch für die Aufwertung der 6.5 Milliarden Arbeitsstunden, welche in der Hauswirtschaft und der Erziehungsarbeit geleistet werden.
Und spezifisch für die Kirche?
In der CVP sind traditionellerweise sehr viele Menschen, welche sich in Kirchenpflegen engagieren. Und trotz heftiger Kritik an der Kirche hält ihr unsere Basis wegen ihrer wertvollen seelsorgerischen, sozialen und kulturellen Arbeit die Treue.