
Judentum: Kabbala
Wer «Kabbala» hört, denkt dabei oft an magische Praktiken, Amulette, Glücksbringer, aber auch an Zahlenmystik und die geheimnisvolle Kraft der hebräischen Schriftzeichen. Diese populäre Vorstellung ist stark geprägt von der als «Hollywood-Kabbala» apostrophierten Praxis, die am internationalen Kabbalah Centre gelehrt wird. Laut Kritikern bleibt diese Form der jüdischen Mystik jedoch an der Oberfläche. Zugleich scheint sie zu faszinieren: Zu den Anhängerinnen gehören unter anderen US-Stars wie Madonna oder Demi Moore. Die traditionelle jüdische Kabbala hingegen hat ihre Wurzeln im europäischen Judentum und ist ein intellektueller und zugleich emotionaler Weg zur Gotteserfahrung. Es handelt sich um eine komplexe Lehre, die sich im frühen 13. Jahrhundert aus älteren Traditionen heraus in Südfrankreich entwickelte. Mystisch an der Kabbala ist das Bestreben, Gott durch das Studium der überlieferten Schriften nicht nur distanziert intellektuell zu erkennen, sondern «wahrhaftig in sich aufleben zu lassen», wie der kanadisch-jüdische Professor und Rabbi Jacob Immanuel Schochet (1935–2013) in einem Aufsatz erläutert.
