Gott braucht kei­ne Opfer!

Gott braucht kei­ne Opfer!

Gene­sis 1–3.9–12Gott stell­te Abra­ham auf die Pro­be. Er sprach zu ihm: Abra­ham! Er ant­wor­te­te: Hier bin ich. Gott sprach: Nimm dei­nen Sohn, dei­nen ein­zi­gen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Mori­ja und bring ihn dort auf einem der Ber­ge, den ich dir nen­ne, als Brand­op­fer dar. Früh­mor­gens stand Abra­ham auf, sat­tel­te sei­nen Esel, hol­te sei­ne bei­den Jungknech­te und sei­nen Sohn Isaak, spal­te­te Holz zum ­Opfer und mach­te sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte. Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hat­te, bau­te Abra­ham den Altar, schich­te­te das Holz auf, fes­sel­te sei­nen Sohn Isaak und leg­te ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streck­te Abra­ham sei­ne Hand aus und nahm das Mes­ser, um sei­nen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Him­mel her zu: Abra­ham, Abra­ham! Er ant­wor­te­te: Hier bin ich. Jener sprach: Streck dei­ne Hand nicht gegen den Kna­ben aus und tu ihm nichts zulei­de! Denn jetzt weiss ich, dass du Gott fürch­test; du hast mir dei­nen ein­zi­gen Sohn nicht vorenthalten.Ein­heits­über­set­zung 

Gott braucht kei­ne Opfer!

Schau­rig und unvor­stell­bar! Aber es gab tat­säch­lich eine Zeit – und das selbst im Umfeld des bibli­schen Glau­bens – in der unse­re Vor­fah­ren glaub­ten, Gott ein wohl­ge­fäl­li­ges Werk zu erwei­sen, wenn sie ihm Men­schen – sogar ihre Kin­der – opfer­ten. Gott will das nicht!Die­ser oft miss­ver­stan­de­ne und etwas düster daher­kom­men­de Text vom Opfer Isaaks macht dies – und nichts ande­res – zual­ler­erst deut­lich: Gott will kei­ne Men­schen­op­fer!Auch wenn spä­ter ande­re Inter­pre­ta­tio­nen dazu­ka­men, so sind sich die mei­sten Exege­ten einig, dass die­ser Text ursprüng­lich kei­ne ande­re Aus­sa­ge hat­te: Gott will kei­ne Men­schen­op­fer!Es hat lan­ge gedau­ert, bis die Men­schen das begrif­fen haben. Und es hat noch län­ger gedau­ert, bis ihnen klar gewor­den ist, dass er auch kei­ne Tier­op­fer will. Und ver­mut­lich wird es noch viel län­ger dau­ern, bis wir alle end­lich ein­se­hen, dass Gott gar kei­ne Opfer will!Nach­le­sen kön­nen wir es schon seit Jahr­hun­der­ten. Schon beim Pro­phe­ten Hosea steht geschrie­ben: «Lie­be will ich, nicht Schlacht­op­fer, Got­tes­er­kennt­nis statt Brand­op­fer!»Wie lan­ge wird es noch dau­ern, bis wir ein­se­hen, dass Gott nichts von uns braucht, dass wir ihm nichts geben müs­sen, weil er doch alles schon lan­ge hat. In ver­schie­den­sten Berei­chen unse­res Lebens wird uns Lei­stung abver­langt; wir sol­len das Beste von uns geben. Gott aber will nichts von uns – er will das Beste für uns.Natür­lich for­dert das Leben von uns allen immer wie­der Opfer und Ver­zicht. Die­se Opfer die­nen aber nicht Gott, son­dern uns selbst und unse­ren Mit­men­schen.Und wie steht es denn um den Opfer­tod Jesu am Kreuz? Auch Jesus hat kein Opfer für sei­nen Vater gebracht. Gott braucht so etwas nicht. Jesus opfert sich uns – und das nicht ein­fach, indem er am Kreuz stirbt. Das Opfer, das Jesus für uns bringt, ist sein gan­zes Leben.Er schenkt uns sein Leben, damit wir zur Erlö­sung fin­den. Damit es auch in unse­rem Leben Ostern wer­den kann.Denn durch sein Leben hilft er uns zu leben, befreit uns von dem Wahn, Gott gegen­über etwas lei­sten zu müs­sen, befreit uns von der Angst, einer Unzahl von Vor­schrif­ten gerecht wer­den zu müs­sen, und befreit uns vor dem Bild eines grau­sa­men, alle Feh­ler auf­rech­nen­den Got­tes.Jesu Ster­ben war not­wen­dig, aber nicht für Gott. Es war not-wen­dend für uns. Denn Gott hat Jesus vom Tod auf­er­weckt und uns damit gezeigt, dass er nicht den Tod will, son­dern das Leben, dass selbst der Tod all das, wofür Jesus gelebt hat, nicht zunich­te­ma­chen kann.Jesus lebt, und er selbst hat uns die Wor­te Hoseas noch ein­mal in Erin­ne­rung geru­fen: «Barm­her­zig­keit will ich, nicht Opfer.» Gott will kei­ne Opfer – kei­ne von Tie­ren und erst recht kei­ne von Men­schen. Nicht Opfer, son­dern Barm­her­zig­keit und Güte und Lie­be. Der Dienst am Men­schen ist letzt­lich der wah­re Got­tes­dienst. Denn was wir dem Gering­sten sei­ner Brü­der und Schwe­stern getan haben, das haben wir ihm getan.Nadia Miri­am Kel­ler, Theo­lo­gin, ursprüng­lich Pfle­ge­fach­frau, arbei­tet in der Pfar­rei St. Odi­lia, Arlesheim
Redaktion Lichtblick
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