«O.K.!» – eine Pilgergeschichte

«O.K.!» – eine Pilgergeschichte

Mat­thä­us 5,33–34a.37Wei­ter habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt wur­de: Du sollst kei­nen Mein­eid schwö­ren, son­dern dem Herrn dei­ne Eide ein­lö­sen. Ich aber sage euch: Ihr sollt über­haupt nicht schwö­ren. … Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein sei ein Nein. Jedes wei­te­re Wort ist von Übel. Über­set­zung: Zür­cher Bibel 2007

«O.K.!» – eine Pilgergeschichte

Zusam­men mit Pil­ger­freun­den pla­ne ich, im Okto­ber auf den Spu­ren des Hl. Franz von Assi­si nach Rom zu pil­gern. Zwei Wochen Wan­der­schaft durch Hügel und Täler im Her­zen Ita­li­ens. Natür­lich ist Pil­gern mehr als «nur» Wan­dern durch schö­ne Land­schaf­ten. Die­ses «Mehr» ist eine Hal­tung des Auf­bruchs, der Offen­heit und des Ver­trau­ens. Dazu kommt eine sehr bewuss­te Wahl der Rou­te, die nicht tou­ri­sti­schen, son­dern spi­ri­tu­el­len Impul­sen folgt. Aber den­noch blei­ben gewis­se Bedürf­nis­se gleich, ob auf Pil­ger­rei­se oder in Wan­der­fe­ri­en: Wan­der­vö­gel wie Pil­ger müs­sen essen, trin­ken und schla­fen. Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten für Grup­pen sind jedoch – anders als ent­lang der Pil­ger­stras­sen des Jakobs­we­ges – in den klei­nen Etap­pen­dör­fern der Hei­mat des Hl. Franz rar. Des­halb war ich beru­higt, als nach zahl­rei­chen Mails über die Sprach­gren­ze hin­weg in allen Etap­pen­or­ten eine Unter­kunft für unse­re Pil­ger­grup­pe reser­viert und bestä­tigt war. In allen Etap­pen­or­ten? Nicht ganz. Von einem Klo­ster hat­te ich nur die knap­pe Ant­wort erhal­ten: «O.K. Erwar­te Bestä­ti­gung.» Umge­hend bestä­tig­te ich: «Vie­len Dank! 9 Per­so­nen vom 9. auf den 10.; brau­chen Sie noch mehr Infor­ma­tio­nen?» … Nach vier Tagen ohne jede Reak­ti­on wer­de ich etwas unru­hig. Was ist da schief­ge­lau­fen? Irrt die Ant­wort der Schwe­stern im welt­wei­ten Daten­netz ori­en­tie­rungs­los umher? Ist die «Com­pu­ter­schwe­ster» plötz­lich erkrankt, oder erlaubt der stren­ge Orden pro Woche gar nur einen Kon­takt nach aus­sen? War mei­ne Bestä­ti­gung auf Ita­lie­nisch miss­ver­ständ­lich? Ganz kon­kret fra­ge ich mich natür­lich: Ste­hen uns im Okto­ber die Bet­ten nun tat­säch­lich zur Ver­fü­gung?! Ich tip­pe beun­ru­higt erneut eine Bestä­ti­gung und über­prü­fe die­ses Mal den Text durch ein zwei­tes Über­set­zungs­pro­gramm, das ich zusätz­lich auf mei­nen Com­pu­ter her­un­ter­ge­la­den habe.Nach drei wei­te­ren ban­gen Tagen ohne Rück­ant­wort bit­te ich einen Freund, der flies­send Ita­lie­nisch spricht, im Klo­ster anzu­ru­fen und nach­zu­fra­gen. Ich wer­de blass, als er nach zwei Tagen mel­det, dass sei­ne ver­schie­de­nen Ver­su­che geschei­tert sei­en, und das Tele­fon ins Lee­re klin­gelt. Ich begin­ne zu tau­meln: Kann es sein, dass unse­re Pil­ger­rei­se dar­an schei­tern könn­te?! … Dann die erlö­sen­de Mel­dung: Alles in Ord­nung! Die ver­ant­wort­li­che Schwe­ster war über unse­re Unsi­cher­heit und Unru­he amü­siert. Sie habe doch geschrie­ben «O.K.», wo denn das Pro­blem sei.Jesus sag­te: «Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein ein Nein», und er mein­te es so. Da däm­mert es mir, dass unse­re Pil­ger­rei­se kaum an einem feh­len­den Bett für die Nacht schei­tern kann, aber sehr wohl am man­geln­den Ver­trau­en und dem feh­len­den Mut zum Auf­bruch ins Unge­wis­se. Gra­zie mil­le, lie­be Schwe­stern!Felix Ter­ri­er, Rek­tor der Klo­ster­kir­che Dornach
Christian von Arx
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