Fastenopfer sammelte erfolgreich Unterschriften

Fastenopfer sammelte erfolgreich Unterschriften

Die Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive kommt zus­tande. Ein halbes Jahr vor Ablauf der Frist haben die Ini­tianten 140 000 Unter­schriften beisam­men. Die kirch­lichen Hil­f­swerke Fas­tenopfer und «Brot für alle» gehören zu jenen vier NGOs von ins­ge­samt 77, die am meis­ten Unter­schriften beiges­teuert haben: Ins­ge­samt 24 000. Doch was ver­spricht dieser Erfolg für die Abstim­mung? Hor­i­zonte fragte bei der Basis nach und rech­nete.Es war ein Novum und – wenn es nach den Ini­tianten geht — ein durch­schla­gen­der Erfolg. Zum ersten Mal in sein­er Geschichte hat das katholis­che Hil­f­swerk Fas­tenopfer zusam­men mit dem reformierten Part­ner «Brot für alle» die Öku­menis­che Fas­tenkam­pagne mit der Unter­schriften­samm­lung für das Zus­tandekom­men eines Volks­begehrens verknüpft. «Zusam­men haben wir 24 000 Unter­schriften zu den 140 000 beige­tra­gen», freut sich Mad­laina Lip­puner, PR-Ver­ant­wortliche bei Fas­tenopfer. «Das rasche Zus­tandekom­men der Unter­schriften lässt uns zuver­sichtlich sein, dass die Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive bei der Bevölkerung eine Chance hat.»

Je 10 000 Unterschriften «versprochen»

Die Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive ver­langt verbindliche Regeln für Schweiz­er Fir­men zum Schutz von Men­schen und Umwelt im Aus­land. 77 Nichtregierung­sor­gan­i­sa­tio­nen – darunter auch das katholis­che Hil­f­swerk Fas­tenopfer – schlossen sich in ein­er poli­tis­chen Pha­lanx zusam­men, nach­dem der Nation­al­rat vor einem Jahr eine Motion ver­wor­fen hat­te, welche Schweiz­er Aktienge­sellschaften zu mehr Sorgfalt verpflicht­en sollte.«Fas­tenopfer und Brot für alle haben uns im Vor­feld je 10 000 Unter­schriften ver­sprochen», erk­lärt Rahel Ruch, Koor­di­na­torin der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive, gegenüber Hor­i­zonte auf Anfrage. Das Ziel sei klar erre­icht wor­den. Mehr noch: «Fas­tenopfer und Brot für alle gehören zusam­men mit Amnesty und der «Erk­lärung von Bern» zu jenen vier Nichtregierung­sor­gan­i­sa­tio­nen, die am meis­ten Unter­schriften für das Zus­tandekom­men der Ini­tia­tive haben beis­teuern kön­nen».

Ökumenische Kampagne sorgte für Schub

Beim Ini­tia­tiv-Komi­tee wur­den die Unter­schriften­bö­gen codiert. «Wir haben also in etwa zurück­ver­fol­gen kön­nen, woher die Unter­schriften kamen», erk­lärt Rahel Ruch. «Die Win­ter­monate waren eher ruhig, weil es da nicht gut möglich war, auf der Strasse Unter­schriften zu sam­meln. Im Feb­ru­ar und März hat es dann deut­lich ange­zo­gen, was mit Sicher­heit auf die Öku­menis­che Fas­tenkam­pagne zurück­zuführen ist.»Bei Fas­tenopfer freut man sich über den Erfolg. «Die Fas­tenkam­pagne mit ein­er Unter­schriften­samm­lung zu verknüpfen, war für uns ein Novum», erk­lärt Mad­laina Lip­puner gegenüber Hor­i­zonte. Die Sache sei grund­sät­zlich auf pos­i­tives Echo gestossen. Auf die Frage, wie Fas­tenopfer trotz der zwiespälti­gen Mei­n­ung bei Katho­liken zu poli­tis­chem Engage­ment in der Kirche eine Unter­schriften­zahl im fün­f­stel­li­gen Bere­ich ver­sprechen kon­nte, ent­geg­net Mad­laina Lip­puner: «Unser Engage­ment ist nicht parteipoli­tisch, son­dern sach­poli­tisch. Mit dem Kam­pag­nen­the­ma Gold­ab­bau kon­nten wir einen logis­chen Bogen zur Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive schla­gen.» Die PR-Ver­ant­wortliche ver­weist auf das Fall­beispiel Burki­no Faso, wo der Bau dreier Gold­mi­nen 14 000 Ver­triebene und gravierende Umweltschä­den mit sich brachte – für Gold, das in der Schweiz weit­er­ver­ar­beit­et wurde. «Insofern waren wir überzeugt, dass wir die Schweiz­erin­nen und Schweiz­er für unser Anliegen überzeu­gen kön­nen.»

Zustimmung bei Seelsorgenden, Kritik an der Basis

Eine Umfrage von Hor­i­zonte bei Seel­sor­gen­den in ver­schiede­nen Aar­gauer Dekanat­en ergab fast aus­nahm­s­los eine bre­ite Zus­tim­mung gegenüber der Unter­schriften­samm­lung der kirch­lichen Hil­f­swerke. «Chris­ten­tum, das nicht gesellschaftsverän­dernd wirkt, dient nicht dem Leben» meinte beispiel­sweise Peter Friedli, Pfar­rer in Zofin­gen. Für Bern­hard Lind­ner, Gemein­deleit­er in Oeschgen, ist ein der­ar­tiges Engage­ment sog­ar «Teil der prophetis­chen Verkündi­gung.» Kurt Grüter, Pfar­rer in Wohlen, räumt allerd­ings ein, dass die bre­ite Zus­tim­mung wohl mit dem Umstand zu tun habe, dass es sich um eine Ini­tia­tive han­dle, die von Hil­f­swerken und Non­prof­i­tor­gan­i­sa­tio­nen ini­ti­iert wor­den sei. «Heik­ler wäre es bes­timmt, wenn es um eine Ini­tia­tive gegan­gen wäre, die von ein­er poli­tis­chen Partei lanciert wor­den wäre.»Was die Kirchen­ba­sis bet­rifft, so bericht­en die Seel­sor­gen­den von unter­schiedlichen Erfahrun­gen. Mehrheitlich habe es keine Reak­tio­nen gegeben. «Die Mehrheit in mein­er Pfar­rei wählt SVP und hat oft­mals ein anderes poli­tis­ches Denken als das meinige», beklagt ein Seel­sorg­er. Und Christoph Cohen, Diakon aus Rohrdorf, meint: «Es ist nicht nur gut angekom­men». Das bestäti­gen auch ver­schiedene Leser­mails an die Hor­i­zonte-Redak­tion. Das Aar­gauer Pfar­rblatt begleit­et Jahr für Jahr aktiv die Öku­menis­che Fas­tenkam­pagne mit ver­schiede­nen Artikeln.

Schwerer Stand für Initiative an der Urne

Insofern nötigt sich die kri­tis­che Frage auf, wie die Chan­cen um die «Kovi» bestellt sind. Allein die Auflage der beliebten Fas­te­na­gen­da belief sich gemäss Angaben von Mad­laina Lip­puner von Fas­tenopfer in diesem Jahr auf 1,4 Mil­lio­nen Exem­plare. «Dort war jew­eils ein Unter­schriften­bo­gen dabei, der Platz für 3 Unter­schriften bot», erk­lärt die PR-Ver­ant­wortliche. Der Rück­lauf sei gut gewe­sen, resümiert Mad­laina Lip­puner. Zusät­zlich zum Ver­sand kon­nte über die Kam­pag­nen-Web­seite direkt ein «Unter­schriften­samm­lungskit» bestellt wer­den. Es dürfte somit Dop­pelun­gen auf­grund ver­schieden­er Kom­mu­nika­tion­s­mit­tel- und Wege gegeben haben.Macht man nun die Rech­nung basierend auf der Auflage der Fas­te­na­gen­da – dem gegenüber Hor­i­zonte einzi­gen, ein­deutig kom­mu­nizierten Anhalt­spunkt hin­sichtlich Streuvol­u­men von Unter­schriften­bö­gen – so haben nicht ein­mal 1 Prozent aller Adres­sat­en die Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive unter­schrieben. Lei­der gibt es keine sta­tis­tis­chen Angaben über die Auss­chöp­fungsquote von Unter­schriften­samm­lun­gen, wie Wern­er Seitz, Leit­er der Sek­tion Poli­tik, Kul­tur und Medi­en beim Bun­de­samt für Sta­tis­tik auf Anfrage erk­lärt. Einzig der Zeit­fak­tor könne ein Indiz liefern – Also: Wie viel Zeit bis zum Ein­re­ichen ein­er Unter­schriften­samm­lung erforder­lich war. Das sei genau doku­men­tiert.  Auf den Umstand ange­sprochen, ent­geg­net Rahel Ruch, Koor­di­na­torin der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive: «Alle Ver­sände ergeben zwis­chen 0,5 und 2,5 Prozent Rück­lauf. Das ist ganz nor­mal.»Die Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive startete am 21. April 2015 mit dem Sam­meln von Unter­schriften, also vor gut einem Jahr. Zum Ver­gle­ich: Die SVP brauchte für Ihre Durch­set­zungsini­tia­tive nur fünf Monate – und scheit­erte den­noch im Feb­ru­ar 2016 an der Urne. Mad­laina Lip­puner kri­tisiert diesen Ver­gle­ich. Die PR-Ver­ant­wortliche von Fas­tenopfer macht gel­tend, dass «bei der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive jede mit­tra­gende Organ­i­sa­tion von Anfang an ihre Zeit für die Samm­lung bes­timmt hat­te. Es war nicht eine Partei, die alle ihre Kräfte in ein­er Zeit auf eine Samm­lung konzen­tri­erte.» Komme hinzu, dass man «die Response-Rate» auch bei der Fas­te­na­gen­da nicht kenne, weil «wir nicht wis­sen, wie viele Exem­plare, die an die Pfar­reien geschickt wur­den, tat­säch­lich an die Bevölkerung verteilt wur­den» und «die Empfänger gar nicht alle stimm­berechtigt sind.»

Der grosse Effort steht erst an

Für Rahel Ruch, Koor­di­na­torin der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive ste­ht auss­er Frage, dass die Unter­schriften­samm­lung nur die erste Etappe war. «Die Ini­tia­tive wird nach der Ein­re­ichung im Okto­ber dem Bun­desrat und dem Par­la­ment vorgelegt und später dem Volk – bis dahin ist es noch ein langer Weg.» Dass Fas­tenopfer weit­er­hin am Ball bleibt, ste­ht bere­its fest: «Für Fas­tenopfer ist der Inhalt dieser Ini­tia­tive sehr wichtig, da er direkt mit unserem Engage­ment in den Süd­pro­jek­ten in Verbindung ste­ht», so Mad­laina Lip­puner. «Es ist in unserem Inter­esse, dass wir zusam­men mit den anderen Organ­i­sa­tio­nen der Ini­tia­tive nicht nur eine Diskus­sion aus­lösen, son­dern tat­säch­lich eine Verän­derung erzie­len.»    
Andreas C. Müller
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