Erwachsenenfirmung in Solothurn
- Die FirÂmung besiegelt das BekenÂntÂnis zum Glauben und zur katholisÂchen Kirche.
- Zweimal jährlich firmt das BisÂtum Basel in Solothurn ErwachÂsene: Am 20. OktoÂber 2017 wurÂden insÂgeÂsamt 21 GläuÂbige in der SolothurnÂer JesuitÂenkirche «bestätigt».
- Die MotiviÂaÂtioÂnen, die FirÂmung «nachzuÂholen», sind vielfältig. Unter anderem muss, wer TaufÂpate sein will, gefirmt sein.
«Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den HeiliÂgen Geist». 21 Mal sprach Denis TheurilÂlat, WeiÂhÂbischof des BisÂtums Basel am FreÂitag, 20. OktoÂber 2017, diese Formel und zeichÂnete den anweÂsenden erwachÂseÂnen FirÂmandinÂnen und FirÂmanÂden mit Chrisam-Öl ein Kreuz auf die Stirn. Damit nimmt die FirÂmung, das dritte der sogeÂnanÂnten IniÂtiÂaÂtionÂssakraÂmente der römisch-katholisÂchen Kirche, das SymÂbol der königlichen SalÂbung aus der Taufe wieder auf und bekräftigt (lateinisch: firÂmare) die AufÂnahme in die GemeinÂschaft der katholisÂchen Kirche. Überdies bestärkt der EmpÂfang des SakraÂmentes den MenÂschen im Glauben und ist gleÂichzeitÂig sein BekenÂntÂnis zum Glauben.
Abkehr vom Glauben in jungen Jahren
Eine der Frauen, die in Solothurn die FirÂmung empÂfanÂgen, ist SalÂly WelÂter. 74 Jahre zählt die US-AmerikanerÂin aus dem BunÂdestaat TenÂnesse. 1966 wanÂderte sie, 24-jährig, aus dem «Bible-Belt» erst nach HamÂburg und später in die Schweiz aus.«Meine MutÂter stammte aus einÂer radikal christlichen FamÂiÂlie, mein Vater war ReforÂmjude. In meinen widerÂstandÂsreÂichen Jahren habe ich der Kirche, in der ich aufwuchs, den RückÂen gekehrt», erinÂnert sich SalÂly WelÂter und ergänzt: «Ich war sehr zornig mit Gott und seinÂer Kirche, denn in seinem Namen geschieht so viel BösÂes!» Sie liess ihre Kinder nicht taufen, sie sollÂten selÂber entscheiÂden. SalÂly WelÂter lebte ihr Leben.IrgendÂwann besuchte sie – rein aus Freude an der Musik – den KirchenÂchor «ihrer» PfarÂrgeÂmeinde in EhrendinÂgen. SalÂly WelÂter erlebte die katholisÂche Liturgie und fühlte sich angeÂsprochen. «In der Kirche stand ein Baum mit den Bildern aller TäuÂflinge des Jahres und der Diakon predigte über das DazugeÂhören. Äste, die abgeschnitÂten werÂden, sterÂben. Und da habe ich gemerkt: Ich will ein Teil von diesem Baum sein», erzählt SalÂly WelÂter.Seit fünf Jahren lebt sie nun in BirÂmenÂstorf, hat die SchlüsÂsel für drei Kirchen, reformiert wie katholisch, und widÂmet sich dort mit LeiÂdenÂschaft dem OrgelÂspiel. «Wenn ich über meine ZugeÂhörigkeit zur Kirche nachÂdenke, sage ich, ich habe endlich eine Heimat gefunÂden», sagt SalÂly WelÂter.
«Ein Erwachsener sagt bewusst: Ich stehe zum Glauben»
Was SalÂly WelÂter beschreibt, bezeÂichÂnet BarÂbara KückÂelÂmann, PasÂtoralverÂantÂwortliche des BisÂtums Basel, als «VerdichÂtung des Glaubensweges, den ein ErwachÂsenÂer geganÂgen ist. Dieser erwachÂsene MenÂsch sagt bewusst und öffentlich: Ich steÂhe zu meinem Glauben. Ich steÂhe dazu, diesen Weg zu gehen, der uns beispielÂhaft im Leben von Jesus von Nazaret begegÂnet».Die Gründe, warum sich ein MenÂsch erst im ErwachÂseÂnenalÂter firÂmen lasse, seien so unterÂschiedlich, wie die Gründe, warum die FirÂmung in junÂgen Jahren nicht empÂfanÂgen wurde. NatürÂlich gebe es besÂtimmte SachverÂhalte, bei denen eine FirÂmung notwendig sei – wie zum Beispiel, wenn man TaufÂpatin oder TaufÂpate werÂden wolle. «Doch der sprinÂgende Punkt ist, dass der Entschluss zur FirÂmung zeigt, dass die Verbindung zum Glauben und zur römisch-katholisÂchen Kirche stark genug geworÂden ist, um das durch den EmpÂfang des SakraÂmentes zu bekräftiÂgen», sagt BarÂbara KückÂelÂmann.
Einst reformiert, heute katholisch
Die Verbindung zur katholisÂchen Kirche – eine ForÂmulierung, die auch zwei weitÂere AarÂgauer FirÂmanÂden verÂwenÂden. Es sind André WidÂmer, 52 Jahre alt, und Daniel Moser, 35 Jahre alt. BeiÂde leben – ein schönÂer Zufall – in OberÂrüti im Freiamt. André WidÂmer war Polizist und arbeitÂet jetÂzt als Berater in der reformierten Beratungsstelle «triÂanÂgel» in Zug. Er ist reformiert getauft, doch «die Verbindung zur reformierten Gemeinde in Muri war nie da. Deshalb bin ich 2003 ausÂgeÂtreten».In OberÂrüti, das rund 1 600 EinÂwohnÂer zählt, ist er seit acht Jahren in der in der Schulpflege tätig. Seine Frau und die Kinder sind katholisch. Die Kinder minÂistriÂeren regelmäsÂsig, «dann gehen wir auch in den GottesÂdiÂenst. Der Bezug zur katholisÂchen Kirche ist unter anderem auf diesem Wege gewachÂsen. Anfang 2016 fing ich an, mich über den EinÂtritt in die katholisÂche Kirche zu informieren und lasse mich nun firÂmen», erkÂlärt André WidÂmer kurz und bündig.Auch Daniel Moser ist ursprünglich reformiert getauft: «Ich habe immer schon den grösseren Bezug zur katholisÂchen Kirche gehabt und auch katholisch, die KonÂfesÂsion meinÂer Frau, geheiratet». Es gehe ihm darum, so Daniel Moser, eine gemeinÂsame KonÂfesÂsion mit seinÂer Frau und seinen Kindern zu haben und diese in GemeinÂschaft leben zu könÂnen.
421 Erwachsenenfirmungen in 10 Jahren allein in Solothurn
SalÂly WelÂter, Daniel Moser und André WidÂmer sind drei von 21 ErwachÂseÂnen, die sich am OktoÂbertÂerÂmin in Solothurn haben firÂmen lassen. Ein zweitÂer TerÂmin ist jewÂeils im April. 27 FirÂmandinÂnen und FirÂmanÂden waren es 2017.Der älteste EinÂtrag über eine ErwachÂseÂnenÂfirÂmung im BisÂtum Basel datiert aus dem Jahr 1947. In den 1950er Jahren gab es vereÂinzelte FirÂmungen von ErwachÂseÂnen. Ab 1960 empfinÂgen zunehmend regelmäsÂsig ErwachÂsene das SakraÂment im RahÂmen eines Anlass. Ein Blick in die Zahlen, die das BisÂtum zur VerÂfüÂgung stellt, zeigt überdies : Im Zeitraum von 2007 bis 2017 wurÂden insÂgeÂsamt 421 erwachÂseÂnen MänÂner und Frauen in Solothurn gefirmt.Das BisÂtum bietet seit 2010 fix zwei FirmterÂmine an. «Es werÂden aber nicht alle erwachÂseÂnen Anwärter auf die FirÂmung zwinÂgend in Solothurn gefirmt. Es besteÂht auch die Möglichkeit, das SakraÂment in der HeimatpÂfarÂrei zu empÂfanÂgen, zum Beispiel gemeinÂsam mit den junÂgen FirmÂlinÂgen», erkÂlärt BarÂbara KückÂelÂmann. Es gebe verÂschiedene Gründe, warum manche Frauen und MänÂner nach Solothurn kämen. Es gibt verÂschiedene Wege, die FirÂmung zu empÂfanÂgen.
«Die Kirche hat sich verändert und ist offener geworden»
InsÂgeÂsamt, so betont BarÂbara KückÂelÂmann, schreibt das BisÂtum Basel kein verbindlichÂes FirÂmalÂter vor. Auch zur VorÂbereÂitung auf den EmpÂfang des SakraÂments gibt das BisÂtum Basel keine detailÂlierten AnweisunÂgen. SalÂly WelÂter, Daniel Moser und André WidÂmer erzählen, dass sie jewÂeils mehrere Gespräche mit ihren SeelÂsorgÂern vor Ort geführt haben. «Es waren gute Gespräche. Sie haben mir auch gezeigt, wie sich die Kirche veränÂdert hat und offenÂer geworÂden ist», erinÂnert sich André WidÂmer.Auch SalÂly WelÂter und Daniel Moser erzählen von TreÂfÂfen, in denen sie sich mit den SeelÂsorgÂern intenÂsiv und stärkÂend über ihren Weg in die Kirche ausÂtauschen und FraÂgen stellen konÂnten. BarÂbara KückÂelÂmann bestätigt: «Die SeelÂsorÂgenÂden in den entsprechenÂden PfarÂreien und PasÂtoralÂräuÂmen kenÂnen die SitÂuÂaÂtion viel bessÂer als wir und erarÂbeitÂen dementsprechende Firmkonzepte und VorÂbereÂitungswege. Das ist auch unabÂhängig davon, ob es junge oder erwachÂsene FirmÂlinge sind. Wir vom BisÂtum wollen einÂfach, dass eine verÂantÂwortet und gute VorÂbereÂitung stattgeÂfunÂden hat. Darüber hinÂaus kümÂmern wir uns um gewisse adminÂisÂtraÂtive Dinge».
«Es schadet nicht, es lohnt sich zu feiern»
UnterÂschiedliche Gründe brinÂgen erwachÂsene MenÂschen dazu, um das SakraÂment der FirÂmung zu bitÂten. Im VerÂständÂnis der katholisÂchen Kirche wirkt hier der Heilige Geist, der als Gabe Gottes den Weg in den Glauben besiegelt – die einÂgangs zitierte Formel verdeutÂlicht diese ÜberzeuÂgung. In der JesuitÂenkirche in Solothurn ist es während der FirmÂspendung fesÂtlich ruhig.Jede Frau, jeden Mann – alle spricht Denis TheuriÂallt nach der Formel noch perÂsönÂlich an, gestikuliert, lacht, bedankt sich bei den PatinÂnen und PatÂen. Als Geschenk erhalÂten die frisch Gefirmten von BarÂbara KückÂelÂmann eine Bibel überÂreÂicht, die GrundÂlage für alles. Bevor es am Ende zum Segen und zum GrupÂpenÂfoÂto mit dem WeiÂhÂbischof geht, erinÂnert Denis TheurilÂlat auf seine unverÂgleÂichÂliche und heitÂere Art an einen weitÂeren wichtiÂgen Aspekt der Kirche: «Es schadet nichts zu feiern», sagt er mit AugenÂzwinkern und feinem SchmunÂzeln, «es lohnt sich zu feiern».