Klimastreik: «Die Kirchen müssten präsenter sein»

Klimastreik: «Die Kirchen müssten präsenter sein»

  • Am Fre­itag, 24. Mai 2019, ist wieder weltweit­er Kli­mas­treik­tag. Im Aar­gau find­et die Man­i­fes­ta­tion um 10 Uhr in Baden statt.
  • Kirch­lich­es Engage­ment sucht man vergebens. Dies, obschon die Kirchen die Sorge um die Schöp­fung stets als ein Kern­the­ma vertreten. Man müsste da viel präsen­ter sein, sagt selb­stkri­tisch der Aarauer Jugend­seel­sorg­er Ivo Büh­ler.
 Am kom­menden Fre­itag ist wieder Kli­mas­treik­tag. Während die Grü­nen den Demon­stri­eren­den «mit voller Überzeu­gung» den Rück­en stärken und auf ihrer Web­seite expliz­it zur Beteili­gung an der Man­i­fes­ta­tion aufrufen und im Aar­gau zusam­men mit der SP eine Kli­maschutz-Ini­tia­tive lanciert haben, hal­ten sich die Kirchen beim The­ma zurück, obschon die Bewahrung der Schöp­fung nicht erst seit der päp­stlichen Umwel­tentzyk­li­ka «Lauda­to si» zu deren Kern­the­men gehört.

Öko-Fonds und Grüner Güggel anstelle von Streik

«Ob einzelne Fach­stellen Bewe­gun­gen oder Jugendliche unter­stützen, entzieht sich mein­er Ken­nt­nis», erk­lärt Frank Worbs. Der Leit­er Kom­mu­nika­tion der Reformierten Kirche im Aar­gau ver­weist zudem auf einen seit 2009 beste­hen­den Öko-Fonds, mit dessen Hil­fe die Kirchge­mein­den ihre Öko­bi­lanz beim CO2-Ausstoss und Energie­ver­brauch verbessern kön­nen.Ähn­lich die Römisch-Katholis­che Lan­deskirche im Aar­gau: Man strebe, so die Infor­ma­tions­beauf­tragte Esther Kuster, mit möglichst vie­len Kirchge­mein­den den «Grü­nen Güggel» an – ein Zer­ti­fikat für Kirchge­mein­den, die ihre Umweltleis­tung verbessern und den Ressourcenver­brauch deut­lich senken. Aktuell sind dies neben der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche, die das Label «Grün­er Güggel» für ihre Liegen­schaften anstrebt, die Kirchge­mein­den Schöft­land, Brugg und Lenzburg. Für ein allfäl­lig vorhan­denes Engage­ment im Zusam­men­hang mit dem Kli­mas­treik ver­weist Esther Kuster auf die Arbeit der Fach­stelle für Jugend und junge Erwach­sene sowie an Jung­wacht und Blau­r­ing (Jubla).

Jubla: «Wir organisieren nichts»

«Wir wis­sen von kein­er organ­isierten Beteili­gung – wed­er lokal, kan­ton­al noch nation­al», erk­lärt Andrea Pfäf­fli, zuständig für Kom­mu­nika­tion bei Jung­wacht Blau­r­ing  (Jubla) Schweiz. «Seit­ens Ver­band wird keine Aktion rund um den Kli­mas­treik organ­isiert, Jubla-Mit­gliedern ist es aber freigestellt, teilzunehmen. Nach­haltigkeit ist ein wichtiges The­ma in Jung­wacht Blau­r­ing, Kinder und Jugendliche wer­den über Pro­jek­te wie z.B. «Faires Lager» im Jubla-All­t­ag dafür sen­si­bil­isiert.» Bei der Kan­ton­sleitung der Jubla Aar­gau heisst es: «Auf kan­tonaler Ebene wird nichts organ­isiert oder angeregt. Das obliegt den einzel­nen Scharen.»Von Seit­en der Fach­stelle Jugend und junge Erwach­sene der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche Aar­gau erk­lärt Fach­stel­len­lei­t­erin Susanne Muth, das The­ma sei Sache der Beauf­tragten für kirch­liche Arbeit an den Kan­ton­ss­chulen sowie der Jugend­seel­sor­gen­den.

Juseso-Fricktal: «Schauen, ob etwas entsteht

Er habe bis jet­zt noch nichts zum The­ma gemacht, erk­lärt Ben­jamin Ruch gegenüber Hor­i­zonte. Er sei mit anderem beschäftigt gewe­sen, räumt der Beauf­tragte für kirch­liche Arbeit an der Kan­ton­ss­chule Baden ein. Bei den Schü­lerin­nen und Schülern im Fach Reli­gion sei das Engage­ment fürs Kli­ma aber dur­chaus ein The­ma. «Und das nicht nur bei Jugendlichen aus einem links-grü­nen Eltern­haus». Und es gebe dur­chaus einige Schü­lerin­nen und Schüler, die auch am Fre­itag wieder am Streik mit­macht­en. Zudem dürfte an der Schule als­bald darüber entsch­ieden wer­den, ob kün­ftig für Matur- und Diplom­reisen noch geflo­gen wer­den darf.Bei der Jugend­seel­sorge Jus­eso Frick­tal wolle man das The­ma als­bald in der regionalen Pro­jek­t­pla­nungs­gruppe besprechen, erk­lärt Leit­er Simon Hohler. «Da sind wir 12 Jugendliche, die dann auch als Leitungsper­so­n­en an Jus­eso-Anlässen vor Ort sind. Wir tre­f­fen uns am 6. Juni und wer­den schauen, ob etwas entste­ht und wir eine Aktion zum The­ma lancieren.Bei den Jugend­seel­sorg­ern Willi Deck (für die Region Brugg und Aar­burg) und Matthias Vil­liger (Region Nussbaumen/Siggenthal) heisst es, man habe entwed­er «andere Schw­er­punk­te» oder schlicht und ein­fach «keine Zeit».

Baden: Thema während der Fastenzeit aufgegriffen

Ivo Büh­ler, der als Jugend­seel­sorg­er unlängst von Zofin­gen nach Aarau gewech­selt hat, war am let­zten Kli­mas­treik dabei. «Ich bin noch neu in Aarau. Da fehlt mir die Basis, um gezielt etwas zu organ­isieren.» Der Jugend­seel­sorg­er find­et es aber schade, dass «wir als Kirche diesem The­ma zu wenig gerecht wer­den. Das ist eigentlich ein Ker­nan­liegen von uns – Sorge tra­gen zur Schöp­fung. Wir müssten da viel präsen­ter sein», meint Ivo Büh­ler selb­stkri­tisch. Ben­jamin Ruch pflichtet ihm bei und meint: «Wir soll­ten uns als Kirche da unbe­d­ingt mehr ein­schal­ten.»Vere­inzelt fan­den aber doch schon Aktio­nen, ini­ti­iert von kirch­lichen Mitar­bei­t­en­den, statt. «Wir haben das The­ma im Ober­stufen­pro­jekt während der Fas­ten­zeit aufge­grif­f­en», erk­lärt Cor­nelia Haller, Jugend­seel­sorg­erin in der Pfar­rei Baden. «Vor der Stadtkirche haben wir tem­poräre Beete bepflanzt – als Zeichen für Nach­haltigkeit. Sie kenne dur­chaus Jugendliche, die sich am Kli­mas­treik beteili­gen, führt Cor­nelia Haller weit­er aus. Sie bemühe sich, die Jugendlichen entsprechend zu sen­si­bil­isieren. «Da geht es ja auch um eine Werthal­tung, für die wir als Kirche ein­ste­hen. Entsprechend müssen wir da einen Schw­er­punkt set­zen.»

Streik-Euphorie: ebbt sie bereits wieder ab?

Wenn am kom­menden Fre­itag wieder fürs Kli­ma gestreikt wird, wollen Schü­lerin­nen und Schüler in über 20 Städten auf die Strasse gehen. Im Aar­gau ist dies­mal allerd­ings nur eine Kundge­bung angekündigt: in Baden. Ebbt die Protest­welle bere­its ab?Janine Meier (Name von der Redak­tion geän­dert) besucht die dritte Gym­nasialk­lasse an der Kan­ton­ss­chule Wet­tin­gen. Zu Beginn seien sehr viele ihrer Mitschü­lerin­nen und Mitschüler an die Protestkundge­bun­gen gegan­gen und hät­ten dafür auch den Unter­richt geschwänzt, so die Schü­lerin. Und es war ein Riesen­the­ma. Im Rah­men des Pro­jek­tun­ter­richts seien sog­ar ver­schiedene Klimapro­jek­te lanciert wor­den. Die Euphorie habe aber mit­tler­weile etwas abge­flaut. Dass am Fre­itag wieder Kli­mas­treik­tag sei, habe sie noch gar nicht mit­bekom­men, meint Janine Meier.
Andreas C. Müller
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