Ein anspruchsvoller Weg

Ein anspruchsvoller Weg

  • Der Schweiz­er Syn­oden­bericht ist in Rom angekom­men.
  • Am 22. Sep­tem­ber äusserte sich Bischof Felix hier auf Hor­i­zonte online zu den offe­nen Punk­ten des Berichts.
  • Die Redak­tion hat nun Markus Stohldreier, The­ologe und Vor­standsmit­glied der Aar­gauer Pfar­rblattge­mein­schaft, um seine Ein­schätzung gebeten.

Aufgaben und Ziele

Am 9./10. Okto­ber eröffnete Papst Franziskus den Weg der Syn­ode 2021–2023. Dazu wur­den die Bistümer und diverse Organ­i­sa­tio­nen ein­be­zo­gen. Der Papst stellte «Fra­gen in zehn The­men­bere­ichen zur Diskus­sion»; zen­tral war, «wie sich Mit­glieder der katholis­chen Kirche im Dia­log begeg­nen kön­nen, um gemein­sam als Kirche und mit den Men­schen unser­er Zeit weit­erzuge­hen.»1 Die Schweiz­er Diöze­sen reicht­en ihre Antworten zu diesen Fra­gen zuhan­den der Schweiz­er Bischof­skon­ferenz ein. Diese veröf­fentlichte am 12. Juli den Schweiz­er Syn­oden­bericht.2 In der let­zten Aus­gabe von Hor­i­zonte (Nr. 39/40) bezog Bischof Felix Gmür Stel­lung zu diesem Bericht, der bere­its in Rom angekom­men ist. Im Okto­ber 2023 wird eine abschliessende Diskus­sion der Fra­gen im Rah­men der Bischof­syn­ode in Rom stat­tfind­en.

Sorgen und Zweifel, aber auch Hoffnung

Die Schweiz­er Bischof­skon­ferenz benen­nt in ihrem Syn­oden­bericht die kirch­liche Sit­u­a­tion in unserem Land mit fol­gen­den Stich­worten: «Rel­e­vanzver­lust der kirch­lichen Glauben­stra­di­tion, Ver­trauensver­lust der Kirche und wach­sende Dis­tanzierung von der Kirche.» Es gebe auf den Syn­oden­prozess ein geteiltes Echo: Ein­er­seits Hoff­nung auf das Ein­treten von bere­its oft einge­forderten Verän­derun­gen; ander­er­seits Zweifel, ob das Ganze über­haupt Sinn ergibt, weil die Entschei­dungs- und Hand­lungsper­spek­tiv­en zu wenig klar sind, und die Sorge vor ein­er Frus­tra­tion von Beteiligten bei ein­er möglichen Wirkungslosigkeit des Prozess­es. Sodann führt der Syn­oden­bericht die Ergeb­nisse zu den zehn von Papst Franziskus ange­führten Fra­gen auf.

Zentrale Fragen

Zur Person

Dr. the­ol. Dr. phil. Markus Stohldreier, geb. 1958, studierte katholis­che The­olo­gie, Philoso­phie und Geschichte in Mün­ster, Freiburg/Br., Luzern und Pader­born. Er ist Vor­standsmit­glied des Vere­ins Römisch-Katholis­che Pfar­rblattge­mein­schaft Aar­gau und darin zuständig für das Ressort Pastoralräume/Pfarreien. Er war fast 40 Jahre lang als The­ologe tätig, davon 29 Jahre als Gemein­deleit­er im Aar­gau. Heute ist er pen­sion­iert und wid­met sich vornehm­lich sein­er wis­senschaftlichen Arbeit.

Dazu gehören u.a.: Gle­ich­berech­ti­gung, Ein­bezug nicht het­ero­sex­ueller Men­schen und die Frage nach einem Klerikalis­mus, der nicht bere­it ist, andere bei Entschei­dung­sprozessen einzubeziehen. Bischof Felix Gmür stellte sich im Inter­view diesen Fra­gen. Man sehe die Notwendigkeit ein­er Ombudsstelle und arbeite daran. Allerd­ings bräucht­en solche Prozesse Zeit. Damit ist ein wichtiges The­ma ange­sprochen: Unsere heutige Zeit ist schnel­llebig. Ander­er­seits kön­nen sich stel­lende Fra­gen sel­ten zügig gelöst wer­den, weil die Inter­essen und Denkweisen zu unter­schiedlich sind.

Das bet­rifft auch die Frage nach der Gle­ich­berech­ti­gung der Frauen, der ver­heirateten und geschiede­nen Män­ner und der geschiede­nen Wiederver­heirateten im kirch­lichen Kon­text. Um andere Regelun­gen zu find­en als bish­er, will Bischof Gmür das Anliegen an der kom­menden europäis­chen Bischof­ssyn­ode eingeben. Dieses Anliegen ist zu begrüssen, eben­so die Aus­sage, dass auch Frauen zur Sakra­menten­spendung zuge­lassen wer­den soll­ten. Offen bleibt im Inter­view jedoch, wie die Frage der Geschiede­nen und geschieden Wiederver­heirateten und der Umgang mit Men­schen unter­schiedlich­er sex­ueller Ori­en­tierung gelöst wer­den soll. Nicht umson­st sagt der Bischof: «Die Schwierigkeit beste­ht darin, eine neue Regelung auf Papi­er zu brin­gen.»

Viele der genan­nten Fra­gen sprechen struk­turelle Verän­derun­gen an. Bischof Gmür fragt dazu: «Kann ich nur glauben, wenn die Struk­turen stim­men, und son­st nicht?» Das ist eine berechtigte Frage. Ander­er­seits haben viele Men­schen heutzu­tage Mühe mit den kirch­lichen Struk­turen, dem gilt es sich zu stellen.

1 Bis­tum Basel: Syn­odaler Prozess zur Syn­ode 2023 vom 7.1. 2022, 4. In: gfs.bern.ch.
2 Vgl. https://www.bischoefe.ch/dokumente/synode-2021–2023/

Christian Breitschmid
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