Der Pastoralseilakt im Aargau

Der Pastoralseilakt im Aargau

Von den 26 im Aar­gau zu errich­t­en­den Pas­toral­räu­men sind erst 8 unter Dach und Fach. Im Lim­mat­tal scheit­erte im Mai das grösste Aar­gauer Pas­toral­raumpro­jekt vor­erst am Wider­stand der Kirchge­mein­den. Doch es gibt in ver­schiede­nen Regio­nen auch Fortschritte und im Okto­ber ste­ht in Ehrendin­gen wieder eine Errich­tungs­feier an.Das grösste Pas­toral­raumpro­jekt im Aar­gauer Lim­mat­tal liegt zurzeit auf Eis. Dies, nach­dem im Mai drei von sechs Kirchge­mein­den ihre Zus­tim­mung ver­weigerten, weil sie sich vom Pro­jekt über­fahren fühlten oder auch die Grösse des Unter­fan­gens (acht Pfar­reien mit gegen 26 000 Gläu­bi­gen) kri­tisieren (Hor­i­zonte berichtete).

Limmattal: Domherr Stübi soll’s richten

Das Pro­jekt ist damit aber nicht gestor­ben. Mit dem Baden­er Stadtp­far­rer und Domherr Josef Stübi erhält das Unter­fan­gen eine neue Pro­jek­tleitung. Er habe «ja» gesagt zur Auf­gabe als Pro­jek­tleit­er «und dann allen­falls zur Auf­gabe als Pas­toral­raump­far­rer», so Josef Stübi gegenüber Hor­i­zonte. Sein Ein­ver­ständ­nis habe er jedoch von der Zus­tim­mung der Kirchenpfle­gen der betrof­fe­nen Kirchge­meinen­den abhängig gemacht.An der Grösse will das Bis­tum fes­thal­ten, wie Beat­rice Eglin, Präsi­dentin der Arbeits­gruppe für die Zusam­me­nar­beit unter den Kirchge­mein­den, gegenüber Hor­i­zonte erk­lärt. Darüber hin­aus «soll in den einzel­nen Leitung­sein­heit­en nun erst ein­mal Ruhe einkehren». Es sei nun wichtig, dass die Zusam­me­nar­beit inner­halb der einzel­nen Leitung­sein­heit­en opti­mal funk­tion­iere, bevor man den näch­sten Schritt mache. Das bedeutet: In diesem Jahr wird das The­ma «Pas­toral­raum Aar­gauer Lim­mat­tal» nicht mehr an den Kirchge­mein­de­v­er­samm­lun­gen trak­tandiert wer­den. Die Errich­tung dürfte früh­estens 2019 erfol­gen.

Erst zwei von fünf im Fricktal auf Kurs

Im Frick­tal sind die in der Region Möh­lin und Laufen­burg vorge­se­henen Pas­toral­räume auf Kurs. Am äusser­sten west­lichen Zipfel hinge­gen block­iert Kaiser­augst das Pas­toral­raumpro­jekt. Im Herzen des Frick­tals ist mit neun Pfar­reien ein­er der grössten Aar­gauer Pas­toral­räume vorge­se­hen. Dieser soll den Homberg und das Thier­stein umfassen. Das Bis­tum auf der einen Seite sowie die Kirchenpfle­gen und Seel­sor­gen­den auf der anderen Seite sind sich jedoch uneins bezüglich der Grösse und der Leitung­sein­heit­en. Während das Bis­tum an der Grösse des Raums fes­thal­ten will und max­i­mal drei bis vier Leitung­sein­heit­en gewähren möchte, liebäugeln Seel­sor­gende und Kirchenpfle­gen entwed­er mit der Unterteilung in zwei getren­nte Räume oder dann mit fünf Leitung­sein­heit­en für einen grossen Pas­toral­raum.Im Gebi­et Eiken-Stein, das mit dem Fischinger­tal zusam­menge­hen soll, müssen zwei Seel­sorge­ver­bände miteinan­der zu ein­er Koop­er­a­tion find­en. Man sei froh, dass seit dem Sep­tem­ber 2016 im Fischinger­tal wieder ein Gemein­deleit­er angestellt sei, erk­lärte Karl Wid­mer, Kirchenpflegepräsi­dent von Eiken, unlängst gegenüber Hor­i­zonte. Nun habe man wieder einen Ansprech­part­ner, «mit dem dann vielle­icht auf Ende 2017 hin erste Gespräche hin­sichtlich Pas­toral­raum­bil­dung geführt wer­den kön­nten.»

Lösung im «Wasserschloss»

Anfang Jahr hätte der kle­in­ste Aar­gauer Pas­toral­raum im Aar­gau errichtet wer­den sollen. Doch weil das Bis­tum dem all­seits beliebten Pfar­rer Celes­tine Thazhup­pil die Mis­sio nicht mehr ver­längerte, liessen die Kirchenpfle­gen von Bir­men­storf und Geben­storf-Tur­gi den Ter­min platzen. «Um es gle­ich klar zu stellen: Wir sind nicht gegen den Pas­toral­raum – im Gegen­teil. Es geht uns lediglich um die Klärung der per­son­ellen Sit­u­a­tion», erk­lärt Ruth Ripp­stein, Kirchenpflegepräsi­dentin von Bir­men­storf.Die Vor­bere­itun­gen für die Kirchge­mein­de­v­er­samm­lung 2016 waren weit fort­geschrit­ten und eigentlich geht es in grossen Teilen bei der Pas­toral­raumein­rich­tung ohne­hin nur noch um eine Namen­sän­derung, da seit 1996 Bir­men­storf, Geben­storf und Tur­gi als Seel­sorge­ver­band miteinan­der ver­bun­den sind. «Als das Bis­tum unserem geschätzten Priester Celes­tine Thazhup­pil die Mis­sio nicht ver­längerte, erschien uns der Auf­schub der Errich­tung des Pas­toral­raums als gegeben, da wir der Mei­n­ung waren, dass zuerst die aktuelle Per­son­al­si­t­u­a­tion zu klären sei.»

Errichtung nicht ohne Personal

Nun zeich­net sich eine Lösung ab. Mit Pater Adam, welch­er bere­its im Seel­sorge­ver­band tätig ist, kon­nte ein Priester gefun­den wer­den, welch­er zusam­men mit Diakon Peter Daniels die Auf­gaben im zukün­fti­gen Pas­toral­raum übernehmen kön­nte. «Wir sind da auf einem guten Weg, die Mis­sio für Pater Adam scheint Real­ität zu wer­den», erk­lärt die neue Kirchenpflegepräsi­dentin.Bleibt gemäss Pas­toral­raumkonzept noch eine dritte und let­zte Per­son­al­frage. Neben den bei­den Leitungsstellen soll im Pas­toral­raum eine weit­ere Stelle geschaf­fen wer­den, welche für die «Spezialseel­sorge» einge­set­zt wer­den kann. Vorge­se­hen ist «Jugen­dar­beit und Diakonie», wie es in der Infor­ma­tions­broschüre zum geplanten Pas­toral­raum heisst. Es kön­nte beispiel­sweise ein Reli­gion­späd­a­goge oder eine Reli­gion­späd­a­gogin sein, präzisiert Daniel Ric und erk­lärt: «Für uns ste­ht fest, dass der Pas­toral­raum nicht errichtet wer­den kann, solange nicht die Per­son­al­fra­gen gek­lärt sind.» Es könne keine Lösung sein, den Pas­toral­raum zu erricht­en und den Leuten zu sagen: «Die dritte Per­son, die suchen wir dann noch.»

Ein Kaplan für Fislisbach

Auch im Raum Mellin­gen-Fis­lis­bach kön­nten als­bald die Pla­nun­gen für den Pas­toral­raum wieder Fahrt aufnehmen. Der Seel­sorge­ver­band mit den Pfar­reien Mellin­gen, Tägerig, Wohlen­schwil und Mägen­wil sollte zusam­men mit der Pfar­rei Fis­lis­bach eine Seel­sorge-Ein­heit mit neu nur noch einem Priester bilden. Dies, so wie der Umstand, dass der in Fis­lis­bach beliebte Pfar­rer Rafal Lupa die Pfar­rei ver­lassen sollte, über­schat­tete die Pläne für die Pas­toral­raum­bil­dung (Hor­i­zonte berichtete).Zwar wech­selt Rafal Lupa per 18. Sep­tem­ber 2017 nun tat­säch­lich in die Stadtluzern­er Pfar­rei St. Paul – dies berichtete die Luzern­er Zeitung am 12. Juni. Doch wird Fis­lis­bach, wie Hor­i­zonte erfahren hat, wieder einen Priester erhal­ten. Als Ersatz für Rafal Lupa soll noch in diesem Jahr im Novem­ber ein Kaplan in Fis­lis­bach Wohn­sitz nehmen.

Surbtal-Würenlingen vor Errichtung

Am 29. Okto­ber 2017 wird das Bis­tum mit der Errich­tung des Pas­toral­raum «Surb­tal-Würen­lin­gen» einen weit­eren Erfolg ver­buchen kön­nen. Den Fest­gottes­di­enst in der Römisch-Katholis­chen Kirche Ehrendin­gen feiert der Basler Bischof Felix Gmür zusam­men mit dem Seel­sor­geteam um Pas­toral­raump­far­rer Gre­gor Doman­s­ki. Die neue Seel­sorge-Ein­heit mit 7 333 Gläu­bi­gen umfasst die vier Pfar­reien Ehrendin­gen, Leng­nau-Freien­wil, Unterendin­gen und Würen­lin­gen.Ähn­lich wie im Raum Geben­storf-Bir­men­storf-Tur­gi bot auch in dieser Region ein bere­its beste­hen­der Seel­sorge­ver­band die opti­male Aus­gangslage für das Vorhaben, wie dessen Präsi­dent Ettore Indri gegenüber Hor­i­zonte erk­lärt: «Die wesentlichen Anforderun­gen hat­ten wir bere­its erfüllt. Struk­turell wird sich mit der Pas­toral­raumer­rich­tung nichts ändern. Wir bleiben ein Seel­sorge­ver­band.» Die einzige Her­aus­forderung habe darin bestanden, Ehrendin­gen für das anste­hende Pro­jekt mitzunehmen, so Ettore Indri. Vorauss­chauend habe man darum  bere­its frühzeit­ig mit der Kirchenpflege und dem Pfar­re­it­eam das Gespräch gesucht und Ehrendin­gen vor zwei Jahren eben­falls in den bere­its seit 30 Jahren beste­hen­den Seel­sorge­ver­band inte­gri­ert.

Prozess auf Augenhöhe

Dieser Prozess sei sehr part­ner­schaftlich ver­laufen, erin­nert sich der Kirchenpflegepräsi­dent von Ehrendin­gen, Adri­an Flück. «Wir sind gemein­sam unter­wegs zum Pas­toral­raum und kamen uns nie als Aussen­seit­er vor, die sich ein­er beste­hen­den Struk­tur hät­ten beu­gen sollen. Im Gegen­teil: Wir wur­den ein­ge­laden, uns einzubrin­gen und kon­nten auf Augen­höhe mit den Vertretern der anderen Kirchge­mein­den jene Vere­in­barung über­ar­beit­en, welche als Grund­lage des Seel­sorge­ver­ban­des alle Belange der Zusam­me­nar­beit regelt.»  
Andreas C. Müller
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