Der Muttertagsfonds hilft seit 50 Jahren

Der Muttertagsfonds hilft seit 50 Jahren

  • Die Rech­nung für eine Zahnspange, eine Weit­er­bil­dung oder die Kosten für den Hort bere­it­en manchen Müt­tern grosse Sor­gen.
  • Der Mut­tertags­fonds des Aar­gauis­chen Katholis­chen Frauen­bunds AKF unter­stützt Frauen, Kinder und Fam­i­lien im Aar­gau seit 50 Jahren mit finanzieller Über­brück­ung­shil­fe. Das Geld dafür kommt zu einem grossen Teil aus den Kollek­ten der Gottes­di­en­ste am Mut­tertag.
  • Betreut wird der Mut­tertags­fonds von Irene Wit­tlin aus Frick.

Die Garder­obenkom­mode im Hause Wit­tlin dient als Postaus­gang. Fast täglich liegen dort Cou­verts bere­it, die auf ihren Trans­port zum näch­sten Briefkas­ten warten. Auch die automa­tis­che Päck­lis­ta­tion in Frick wird von Irene Wit­tlin regelmäs­sig genutzt. Dazu kommt eine Fülle an elek­tro­n­is­ch­er Post, durch die sie sich zweimal täglich klickt. «Man­agerin» würde sich die frisch Pen­sion­ierte sel­ber wahrschein­lich nie nen­nen. Und doch trifft der Aus­druck ihre Tätigkeit recht gut: Irene Wit­tlin man­agt den Mut­tertags­fonds des Aar­gauis­chen Katholis­chen Frauen­bun­des AKF seit sechs Jahren.

Karten bestellen

Das Geld für den Mut­tertags­fonds stammt unter anderem aus dem Verkauf von Fotokarten. Alle aktuellen Sujets sowie die Bestellmöglichkeit­en find­en Sie auf www.frauenbund-aargau.ch.[esf_wordpressimage id=37908][/esf_wordpressimage]

Sorgfältige Prüfung

Im Jahr 1971 gegrün­det, gewährt der Mut­tertags­fonds seit 50 Jahren finanzielle Hil­fe an Frauen, Kinder und Fam­i­lien im Aar­gau, unab­hängig von deren Zivil­stand, Kon­fes­sion und Staat­szuge­hörigkeit. Die Beiträge wer­den im Sinne ein­er Über­brück­ung­shil­fe geleis­tet und sind in der Regel ein­ma­lig. Gesuche an den Mut­tertags­fonds kön­nen von Pri­vat­per­so­n­en oder Beratungsstellen gestellt wer­den. Eine dreiköp­fige Kom­mis­sion des AKF prüft und bespricht die Gesuche.

Irene Wit­tlin ste­ht der Kom­mis­sion vor und betreut den Mut­tertags­fonds. Dieses Amt bein­hal­tet vielfältige Auf­gaben, die sie – entschädigt für ein 20%-Pensum – engagiert und umsichtig erfüllt. Sie empfängt, sichtet und beurteilt die ein­gere­icht­en Gesuche, gibt per Mail und Tele­fon Auskun­ft, führt die Buch­hal­tung und Sta­tis­tik und organ­isiert die jährliche Kollek­te am Mut­tertag. Ausser­dem bear­beit­et Irene Wit­tlin die Bestel­lun­gen für die Bild­karten, aus deren Erlös sich der Mut­tertags­fonds unter anderem speist. In ihrem Büro klebt sie die Fotos auf die Karten, organ­isiert Nach­schub und ver­packt die bestell­ten Karten für den Ver­sand. 

Ortsvereine tragen den Muttertagsfonds

Das Geld im Mut­tertags­fonds des AKF stammt neben dem Karten­verkauf zum grössten Teil aus der Kirchenkollek­te aus den Gottes­di­en­sten am Mut­tertag, dem «Mut­tertag­sopfer». Daneben lebt der Fonds von Spenden der Ortsvere­ine und pri­vat­en Zuwen­dun­gen. Während die Kollek­ten­gelder aus den Gottes­di­en­sten wegen Coro­n­aein­schränkun­gen und abnehmender Kirchenbe­suche eher abgenom­men haben, legten die anderen Spenden zu. «Es ist schön, dass die Ortsvere­ine uns tra­gen und pri­vate Spenderin­nen den Mut­tertags­fonds berück­sichti­gen. Die Leute wis­sen, dass das Geld im Aar­gau Gutes bewirkt», sagt Irene Wit­tlin.

In Teamarbeit beurteilt

Irene Wit­tlin kann bei der Beurteilung der Gesuche auf die Unter­stützung der bei­den aus­ge­bilde­ten Sozialar­bei­t­erin­nen Sibylle Bad­er Biland aus Tägerig und Mar­i­on Schad­ing aus Ehrendin­gen zählen. Diese zwei Kom­mis­sion­s­mit­glieder studieren eben­falls die Unter­la­gen und geben ihre Ein­schätzung in Form eines Bericht­es ab. Danach entschei­det das Dreierteam über Unter­stützung oder Ablehnung. Manch­mal muss über einen Fall nochmals disku­tiert wer­den, meis­tens sind sich die Kom­mis­sion­s­mit­glieder jedoch einig.

Im ver­gan­genen Jahr sind 80 Gesuche ein­gere­icht wor­den, was knapp unter dem Durch­schnitt der let­zten sieben Jahre liegt. Zwei Gesuche lehnte die Kom­mis­sion ab. Rund 62’000 Franken gin­gen an die restlichen Antragsstel­lerin­nen. Wobei, wie Irene Wit­tlin betont, der Fonds sich­er­stellt, dass die Spenden­gelder zweck­ge­bun­den ver­wen­det wer­den: «Der Mut­tertags­fonds zahlt kein Geld aus, son­dern bezahlt Rech­nun­gen oder macht eine Kostengut­sprache.»

Gesuche zeigen, wo der Schuh drückt

Die Gesuche um Unter­stützung wer­den zu über 80 Prozent über Beratungsstellen wie die Kirch­lich-Regionalen Sozial­dien­ste oder die Bud­get­ber­atung der Car­i­tas sowie von Sozial­dien­sten der Gemein­den ein­gere­icht. Die restlichen Gesuche stellen die Frauen direkt. Die for­mulierten Anliegen zeigen, welche Bere­iche Allein­erziehen­den oder Migran­tinnen am häu­fig­sten finanzielle Sor­gen bere­it­en: Kinder­be­treu­ung, Gesund­heit­skosten, Aus- und Weit­er­bil­dung.

Manch­mal studiert Irene Wit­tlin ein Gesuch, legt es dann bei­seite und denkt sich in die Sit­u­a­tion hinein. Dass sie sel­ber so viel Glück hat­te im Leben, ist für sie ein wichtiger Grund, etwas davon weit­erzugeben.

Das erste Gesuch ermöglichte Kinderbetreuung

Übri­gens: Das erste Gesuch, das gle­ich nach der Grün­dung des Fonds vor 50 Jahren bewil­ligt wurde, ermöglichte ein­er Fam­i­lie mit neuge­bore­nen Drillin­gen für vier Monate eine «Fam­i­lien­helferin» einzustellen.

Marie-Christine Andres Schürch
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