Der neue Bischofsvikar «erfüllt alle Kriterien»
- Mit der Ernennung von Pfarrer Valentine Koledoye als Bischofsvikar von St. Urs hat Bischof Felix Gmür den ersten afrikanischen Priester in seine Bistumsleitung aufgenommen.
- Am 1. Mai 2020 wird der bisherigen Pfarrer des Pastoralraums Wasseramt-Ost (SO) die Nachfolge von Bischofsvikar Christoph Sterkmann antreten.
- Der Priestermangel führt zwar dazu, dass immer weniger Stellen mit einheimischen Priestern besetzt werden können, bietet dafür aber auch neue Chancen.
Der Kommunikationsverantwortliche des Bistums Basel, Hansruedi Huber, macht keinen Hehl daraus, dass die Ernennung von Valentine Koledoye zum Bischofsvikar der Bistumsregion St. Urs auch eine Folge des herrschenden Priestermangels ist: «Das ist eine Tatsache. Wir haben ganz einfach zu wenig Leute, und viele von denen, die wir noch haben, sind schon über das Pensionsalter hinaus.» Doch dann fügt er an: «Von den rund 150 Priestern in unserem Bistum sind gut ein Drittel Ausländer. Und auch von den Gläubigen sind ein Drittel Ausländer. Nun ist einer von drei Bischofsvikaren auch ein Ausländer. Das bildet die Verhältnisse im Bistum ab.»Womit aber nicht gesagt sein soll, dass die Wahl von Valentine Koledoye eine Notlösung war bei der Neubesetzung des Bischofsvikariats St. Urs. «Pfarrer Koledoye ist für diese Aufgabe sehr qualifiziert», bestätigt Hansruedi Huber. «Er erfüllt alle Kriterien: Er verfügt über eine hervorragende Ausbildung, hat viel pastorale und interkulturelle Erfahrung gesammelt und viele Projekte erfolgreich geleitet. Mit seinen 51 Jahren ist er dem Stress, der auf ihn zukommen wird, gut gewachsen.»
Beliebter und weltoffener Seelsorger
Dem promovierten Theologen und bisherigen Pfarrer des Pastoralraums Wasseramt-Ost in Zuchwil (SO) eilt der Ruf eines beliebten und weltoffenen Seelsorgers voraus. Sein Interesse für Menschen und deren je eigene Kultur und Geschichte will Valentine Koledoye auch in seinem neuen Amt ausleben: «Ich werde bestimmt nicht nur im Büro sitzen. Ich werde raus gehen und viele neue Menschen treffen. In meiner neuen Aufgabe werde ich ja auch Firmspender sein. Ich freue mich sehr auf die vielen Begegnungen mit all den Jugendlichen und auf interessante Gespräche.»Auf die Frage, wie sich afrikanische Priester von schweizerischen unterscheiden, antwortet Valentine Koledoye mit einem kräftigen, herzhaften Lachen. Dann sagt er: «Da gibt es nicht so grosse Unterschiede. Vielleicht sind wir Afrikaner auf den ersten Blick etwas lebhafter, vielleicht auch emotionaler als die Schweizer. Aber ich habe in den elf Jahren, die ich schon hier in der Schweiz bin, sehr viele genauso lebendige, interessante und offene Schweizer erlebt. Es spielt aber auch keine Rolle. Jeder Mensch hat seine eigenen Fähigkeiten und Talente. Ich bin gekommen, um die Kulturen so zu nehmen, wie sind.»
«Ich lasse mich überraschen»
Er freue sich sehr, im Bistum die Nachfolge von Bischofsvikar Christoph Sterkmann antreten zu dürfen, sagt Valentine Koledoye. Ein eigenes Programm habe er dafür noch nicht entwickelt. «Ich lasse mich überraschen und mache mich gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern in der Bistumsleitung auf diesen neuen Weg in meinem christlichen Leben.» Dass er der erste afrikanische Priester in der Bistumsleitung ist, erfüllt Valentine Koledoye mit Stolz: «Mehr als das: ich bin sogar der erste afrikanische Bischofsvikar in allen deutschsprachigen Bistümern, das heisst der Schweiz, Deutschlands und Österreichs. Diese Ernennung ist also nicht nur für mich ein grosser Schritt.»Valentine Koledoye war, trotz Priestermangels, auch nicht der einzige Kandidat für den Posten. Hansruedi Huber erzählt von vielen Priestern aus der ganzen Welt, die sich um eine Stelle in der Schweiz bemühen, «aber das ist bei uns wie in der Wirtschaft: die Qualifikation muss stimmen.» Das war beim Pfarrer aus Zuchwil offensichtlich der Fall. Auch aus dem Konsultationsverfahren in den Vikariatskantonen Aargau, Basel-Landschaft und Basel-Stadt gingen keine Einwände gegen die Berufung von Valentine Koledoye hervor. So kann er am 1. Mai 2020 seine neue Stelle in Solothurn antreten, gestützt sowohl von den kirchlichen als auch den weltlichen Pfeilern des Schweizer Gotteshauses.