Der Him­mel auf Erden in Basel

Der Him­mel auf Erden in Basel

Unter den 5800 jun­gen Leu­ten am frei­kirch­li­chen Prai­se­Camp 18 in der Mes­se Basel waren auch katho­li­sche Gläubige

Das von frei­kirch­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen orga­ni­sier­te Prai­se­camp für Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne in Basel wur­de von 5800 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern besucht. Es dau­er­te  vom 27. Dezem­ber 2018 bis 1. Janu­ar 2019 sechs inten­si­ve Tage.«Will­kom­men am PraiseCamp18» , «Him­mel auf Erden» und «Pray»: Mit die­sen Wor­ten auf den roten Leucht­re­kla­me­bän­dern über den Ein­gän­gen der hip­pen Bas­ler Mes­se­hal­len war rasch klar, was in Basel statt­fand. Unent­wegt kreuz­ten Jugend­li­che unter der aus Metall­bän­dern gefloch­te­nen Öff­nung, wel­che Star­ar­chi­tekt Pierre de Meu­ron das «Fen­ster zum Him­mel» nann­te.Doch vom 27. Dezem­ber des ver­gan­ge­nen Jah­res bis zum 1. Janu­ar muss­te den Blick nicht zum Him­mel erhe­ben, wer sich Gott nahe füh­len woll­te. Unter dem Mot­to «Pray – Wie im Him­mel, so auf Erden» fei­er­ten 5800 Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne zwi­schen 13 und 25 Jah­ren ihren Glau­ben am drit­ten Prai­se­camp in Basel.

«Der Vater im Him­mel weiss, was du brauchst!»

Auf die Teil­neh­men­den war­te­ten Wor­ship­ver­an­stal­tun­gen, Aus­tausch in Grup­pen, Ate­liers, Kino sowie die Mög­lich­keit, krea­tiv etwas zu gestal­ten. Am Nach­mit­tag konn­te, wer woll­te, sich auch sport­lich und spie­le­risch betä­ti­gen. Und sogar ein Speed­da­ting stand auf dem Pro­gramm. Das Ange­bot schien schier uner­schöpf­lich und man moch­te sich in den drei Mes­se­hal­len, die zur Ver­fü­gung stan­den, auch gut ein­mal ver­lau­fen. Dabei war alles vor­bild­lich aus­ge­schil­dert.Bei den gros­sen Büh­nen war nach dem Früh­stück Wor­ship­pen ange­sagt – Anbe­tung Got­tes mit Musik und Lie­dern. Kon­zert­licht tauch­te die Hal­len in Sphä­ren­stim­mung, die Bands leg­ten den dazu pas­sen­den Sound­tep­pich. «Der Vater im Him­mel weiss, was du brauchst», ertön­te es durchs Mikro­fon. «Zeig ihm, wer du bist. Du bist per­fekt in dei­ner Art.» Hun­der­te Jugend­li­che stan­den im Raum, vie­le wieg­ten sich sanft zur Musik hin und her, eini­ge streck­ten ihre Hän­de in die Höhe, ande­re wie­der­um sas­sen mit geschlos­se­nen Augen am Boden.Aufs Wor­ship­pen folg­te der Aus­tausch in Klein­grup­pen. Vie­le Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer waren bereits als Grup­pen ange­reist, Ein­zel­per­so­nen wur­den in Grup­pen zusam­men­ge­bracht und hat­ten so über die Woche hin­durch ein paar feste Bezugs­per­so­nen zum Ein­stieg.«Es ist näm­lich nicht so ein­fach, wenn du dich inmit­ten Tau­sen­der Jugend­li­cher als Ein­zel­per­son bewe­gen und Kon­tak­te knüp­fen musst», erklär­te Lau­ra Jaco­ber vom Medi­en­team. «Die Klein­grup­pen sind da eine gute Start­hil­fe».

Das Gebet im Zentrum

Man wol­le sich jeweils auf «die Basics des christ­li­chen Glau­bens« kon­zen­trie­ren, mein­te Medi­en­spre­cher Dani­el Stäh­li. «Vor zwei Jah­ren stand die Bibel im Zen­trum, die­ses Mal ist es das Gebet, die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Gott.» Man wol­le über die Woche hin­durch Anre­gun­gen geben, wie man die­se Bezie­hung gestal­ten und pfle­gen kön­ne.Inputs erhiel­ten die Teil­neh­men­dem am Camp vor allem an ver­schie­de­nen Ate­liers, soge­nann­ten Tool­bo­xen. Unter ande­rem refe­rier­te Andre­as Straub­haar zum The­ma Beten und Hei­lung. Die Bot­schaft des 41-Jäh­ri­gen: Jesus ist der beste Arzt. Wenn man für Hei­lung betet, dann geschieht sie auch. Der Thu­ner, der von sich behaup­tet, dass er infol­ge einer star­ken Got­tes­be­geg­nung von einer schwe­ren Krank­heit geheilt wur­de, berich­te­te denn auch von Wun­der­hei­lun­gen. Von einem jun­gen Mann mit Schul­ter­pro­ble­men bei­spiels­wei­se: «Die Kraft von Jesus ist auf ihn gekom­men und er wur­de geheilt – ohne Ope­ra­ti­on.»In «Ren­dez­vous mit Gott» gab Dave Wöhr­le, auch bekannt als Rap­per «Essenz», ein Bei­spiel dafür, wie die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Gott aus­se­hen kann. «Gott kom­mu­ni­ziert mit dir, sei ein­fach auf­merk­sam«, mein­te der jun­ge Ber­ner Fami­li­en­va­ter und schil­der­te, wie ihm immer wie­der die Zahl 22 begeg­net sei und ihn dies auf einen für ihn wich­ti­gen Bibel­vers hin­ge­wie­sen habe.Sogar das «Zei­chen auf Wunsch» sei mög­lich. «Ich lag da unter dem Ster­nen­him­mel und mein­te: So eine Stern­schnup­pe, das wär’s doch, wenn wir jetzt grad so schön bei­sam­men sind, du und ich.» Er sei dann ein­ge­schla­fen, aber plötz­lich habe ihn etwas geweckt und «Wusch», sei da eine Stern­schnup­pe am Him­mel gewe­sen.

«Jesus war der gröss­te Punk»

Dass man es mit beson­ders reli­giö­sen Jugend­li­chen zu tun hat, war am Camp äus­ser­lich nicht erkenn­bar, im Gegen­teil. Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer bil­de­ten das kom­plet­te Sozio­gramm der aktu­el­len Jugend­kul­tur ab – sogar Punks mit Iro­ke­sen­fri­sur fand man am Prai­se­camp.Punk und Chri­sten­tum, wie geht das zusam­men? «Das Chri­sten­tum war eine Rebel­li­on, Jesus der gröss­te Punk aller Zei­ten», mein­te eine jun­ge Frau aus einer Grup­pe Punks. «Als christ­li­cher Punk kriegst du aber eini­ges zu hören», gab ein Jun­ge aus der Grup­pe zu beden­ken. Es brau­che Mut, sich als Punk und Christ zu outen.«Beson­ders mit dem da», ergänz­te die jun­ge Frau und zeig­te ein gros­ses christ­li­ches Nie­ten­kreuz auf dem Rücken ihrer Leder­jacke.» Der Kon­sens der Grup­pe: Gera­de als Christ wer­de man im Gegen­satz zu den Mit­glie­dern ande­rer Reli­gi­ons­grup­pen här­ter ange­gan­gen, das sei doch selt­sam.

Erst­mals Schnup­pe­rabend für Interessierte

Trotz der auf­wen­di­gen Gestal­tung und des attrak­ti­ven Prei­ses (für Früh­bu­cher gab es sechs Camp­ta­ge inklu­si­ve Über­nach­tung und Ver­pfle­gung für unter 300 Fran­ken) kamen in die­sem Jahr weni­ger Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer. Die Grün­de wer­de man unter­su­chen, erklärt Dani­el Stäh­li. «Viel­leicht haben wir die jun­gen Jahr­gän­ge nicht so gut erreicht», gibt sich der Medi­en­ver­ant­wort­li­che selbst­kri­tisch.Als erste Mass­nah­me habe man bereits in die­sem Jahr das Prai­se­camp einen Abend lang für Inter­es­sier­te geöff­net. Es kamen 500 Leu­te. Aus Sicht der Orga­ni­sa­to­ren ein Erfolg, denn: «Die jun­gen Leu­te über­le­gen sich genau, ob sie sich für sechs Tage auf etwas ein­las­sen, das sie nicht ken­nen».

Über­nach­ten im Massenlager

Im Gegen­satz zum Tai­zé-Jugend­tref­fen, an dem die Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen auf Gast­fa­mi­li­en der gesam­ten Regi­on ver­teilt wur­den, näch­tig­ten die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer am Prai­se­camp in den Mes­se­hal­len. Auch die­ses Mal wur­den zwei rie­si­ge Schlaf­räu­me nach Geschlech­tern getrennt ein­ge­rich­tet – mit strik­ter Order zur Nacht­ru­he wie in einem Schullager.Für alle Voll­jäh­ri­gen galt ab 0.30 Uhr Schla­fens­zeit, für die Jün­ge­ren bereits eine Stun­de frü­her. Damit das auch klapp­te, mach­ten jeweils Mit­glie­der des Lei­tungs­teams und der ein­zel­nen Res­sorts (Food, Logi­stik, Medi­en, etc.) die Run­de, denn für die auf­grund des reich­hal­ti­gen Erle­bens oft­mals regel­recht begei­ster­ten Teil­neh­men­den moch­te sich die nöti­ge Bett­schwe­re nicht immer gleich ein­stel­len. Und wie es sich für ein Lager gehört, sorg­te das Kapi­tel Nacht­ru­he für eini­ge lusti­ge Über­ra­schun­gen. Lau­ra Jaco­ber vom Medi­en­team erin­ner­te sich an den gross­an­ge­leg­ten Mit­ter­nachts­snack eini­ger Jungs mit Piz­za und Chips und den Moment, wo ein paar im Schlaf­raum mit rhyth­mi­schem Klat­schen anfin­gen und dies dann den gan­zen Saal ansteck­te.Andre­as C. Mül­ler, kath.ch 
Christian von Arx
mehr zum Autor
nach
soben