Der Ball liegt jetzt bei den Kirchen vor Ort

Der Ball liegt jetzt bei den Kirchen vor Ort

Das Abschlussdokument aus der Sicht von Theologieprofessorin Eva-Maria Faber

Wenn die Bistümer vor Ort den Weg mit der Jugend kün­ftig als eine pas­torale Pri­or­ität sehen, so kön­nte die Jugendsyn­ode ein Schlüs­sel­ereig­nis der Kirche von heute wer­den. Das ist das Faz­it von Eva-Maria Faber, Pro­fes­sorin an der The­ol­o­gis­chen Hochschule Chur, zur Bischof­ssyn­ode «Die Jugendlichen, der Glaube und die Beru­fung­sun­ter­schei­dung». Auch für Eva-Maria Faber, Pro­fes­sorin für Dog­matik und Fun­da­men­talthe­olo­gie, ist der Abschluss ein Anfang. «Der syn­odale Prozess ist nicht zu Ende: Das Abschluss­doku­ment der Bischof­ssyn­ode appel­liert an die Ort­skirchen, die Dynamik der Syn­ode aufzunehmen (Abschnitt Nr. 120)», begin­nt ihr Gastkom­men­tar für kath.ch.

Steine, hinter die es kein Zurück gibt

Das Doku­ment ist aus Fabers Sicht nicht nur eine Auf­forderung zur aktiv­en Umset­zung vor Ort, es set­zt auch «Mark­steine, hin­ter die es kein Zurück gibt». «Es würdigt die engagierte Präsenz der jun­gen Gen­er­a­tion im syn­odalen Geschehen als ‹Neuheit› (Nr. 1). Junge Men­schen seien selb­st die Pro­tag­o­nis­ten des Prozess­es (Nr. 54; 119 und öfter). Ihre Stimme erschliesse als ‹locus the­o­log­i­cus› (Ort der the­ol­o­gis­chen Erken­nt­nis; die Red.) die Zeichen der Zeit (Nr. 64)», hält Faber fest.So sei die Bischof­ssyn­ode ein weit­er­er Schritt hin zu einem «syn­odalen Stil» (Nr. 121) in ein­er syn­odalen Kirche (Nr. 122), die von Zuhören (Nr. 6–9 und öfter) und Mitver­ant­wor­tung geprägt sei. Faber weist darauf hin, dass die Syn­ode alle Ebe­nen der Kirche dazu auf­fordert, effek­tive und in die reg­ulären Abläufe einge­bun­dene For­men der aktiv­en Par­tizipa­tion junger Men­schen zu entwick­eln (Nr. 123).Dafür kön­nte es aus zwei Rich­tun­gen Hin­dernisse geben. «Die zwei grossen Fra­gen wer­den sein, ob sich die Ort­skirchen beherzt darauf ein­lassen, und ob ihnen die nöti­gen Entschei­dungskom­pe­ten­zen zuerkan­nt wer­den», schreibt Faber.Zu den The­men hält Faber fest: «In der bre­it­en Palette ange­sproch­en­er The­men hebt die Syn­ode bei aller Ein­sicht in die Plu­ral­ität der ‹Jugen­den› (Nr. 10) beson­ders Dig­i­tal­isierung und Migra­tion sowie die Miss­brauchsskan­dale her­vor (Nr. 21–31; 145–147; 166). In Sachen Miss­brauch verpflichtet die Syn­ode zu rig­orosen Präven­tion­s­mass­nah­men. Die Präsenz von Frauen in den kirch­lichen Orga­nen auf allen Ebe­nen, auch in ver­ant­wortlichen Posi­tio­nen und in Entschei­dung­sprozessen zu real­isieren, sei ein Gebot der Gerechtigkeit (Nr. 55; 148).

Eigenverantwortlichkeit unterstrichen

In Sachen Sex­ual­moral set­zt der Text ein­er­seits auf bessere Ver­mit­tlung der kirch­lichen Wertvorstel­lun­gen (Nr. 38f; 149), ander­er­seits (Nr. 150) emp­fiehlt er weit­erge­hende anthro­pol­o­gis­che Stu­di­en. Die Forderung ein­er respek­tvollen Begleitung von Per­so­n­en mit homo­sex­ueller Ori­en­tierung unter­stre­icht erfreulicher­weise deren Eigen­ver­ant­wortlichkeit und deren Wun­sch, zum kirch­lichen Leben beizu­tra­gen. – Ein Fortschritt gegenüber früheren, eher pater­nal­is­tis­chen For­mulierun­gen (zur Kri­tik am Pater­nal­is­mus all­ge­mein Nr. 57).Die Syn­ode geste­ht ein, dass viele junge Men­schen der Kirche aus nachvol­lziehbaren Grün­den fremd gegenüber­ste­hen (Nr. 53). Ger­ade der Blick über die Rän­der hin­aus motiviert einen ein­dringlichen Appell zur Reform (Nr. 117f). Wenn nun tat­säch­lich auch die Ort­skirchen den gemein­samen Weg mit jun­gen Men­schen als pas­torale Pri­or­ität erken­nen (Nr. 119), kön­nte die Bischof­ssyn­ode 2018 ein Schlüs­sel­ereig­nis unser­er zeit­genös­sis­chen Kirche wer­den.»kath.ch / rv
Redaktion Lichtblick
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