Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen

Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen

  • Novizin Judith vom Kloster Fahr engagiert sich, zusam­men mit ihren Mitschwest­ern, für einen acht­samen Umgang mit der Umwelt und für den Schutz des Wassers als Lebens­grund­lage des Plan­eten Erde.
  • Darum feiern die Fahrer Schwest­ern an drei Mittwochen im Sep­tem­ber, dem Schöp­fungszeit­monat, unter dem diesjähri­gen Mot­to «Damit Ströme lebendi­gen Wassers fliessen».
  • Hor­i­zonte war gestern bei der ersten Schöp­fungszeitves­per dabei. Die näch­sten find­en statt am 15. und 29. Sep­tem­ber, um 17.45 Uhr, im Kloster Fahr.

Gute Gedanken brauchen Ruhe, um sich entwick­eln zu kön­nen. Ruhe, die dem heuti­gen Men­schen in der Regel fehlt. Man kann sich diese Ruhe aber nehmen, indem man zum Beispiel eine Ves­per im Kloster Fahr besucht. Ger­ade jet­zt, in der Schöp­fungszeit, dem Aktion­s­monat, den die öku­menis­che Organ­i­sa­tion «oeku Kirchen für die Umwelt» vom 1. Sep­tem­ber bis zum 4. Okto­ber durch­führt. In diesem Jahr ste­ht die Schöp­fungszeit ganz im Zeichen des Wassers. Das Mot­to lautet: Damit Ströme lebendi­gen Wassers fliessen. Es geht darum, das Wass­er, als Grund­lage allen Lebens auf der Erde, vor Ver­schmutzung, Aus­beu­tung und Prof­it­gelüsten zu bewahren. Es soll allen Lebe­we­sen in guter Qual­ität zur Ver­fü­gung ste­hen.

Aktiv für Laudato sì

[esf_wordpressimage id=34074 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Novizin Judith vom Kloster Fahr in Unterengstrin­gen ist eine glühende Ver­fech­terin der Anliegen Papst Franziskus’ in sein­er Enzyk­li­ka Lauda­to sì. Sie, die im klostereige­nen Lauda­to sì-Garten schöp­fungs­the­ol­o­gis­che Führun­gen anbi­etet (siehe Beitrag vom 3. Juni 2021), sam­melt auch eifrig Unter­schriften für die Peti­tion «Healthy Plan­et, Healthy Peo­ple» (Gesun­der Plan­et, gesunde Men­schen). Diese Unter­schriften sollen den Vertretern der grossen UN-Kon­feren­zen zur Bio­di­ver­sität (COP15) und zur Kli­maverän­derung (COP26) noch diesen Herb­st über­re­icht wer­den, gle­ich­sam als Auf­forderung der katholis­chen Gläu­bi­gen rund um den Globus, die Ziele des Paris­er Abkom­mens nun endlich umzuset­zen. Hier kann man die Peti­tion unter­schreiben.

Vor diesem Hin­ter­grund und als Lauda­to sì-Botschaf­terin, die sie ist, hat Novizin Judith ihren Mitschwest­ern den Vorschlag unter­bre­it­et, während der Schöp­fungszeit drei spezielle Ves­pern im Fahr durchzuführen. «Die Anliegen sind dabei diesel­ben wie bei Lauda­to sì», erk­lärt die ange­hende Benedik­tin­er­nonne, «nur die For­men sind andere, in der Hoff­nung, damit auch wieder neue Men­schen anzus­prechen.» Pri­or­in Irene und alle Mit­glieder der Klosterge­mein­schaft ste­hen voll hin­ter der Aktion von Novizin Judith. Das wurde bei der gestri­gen, ersten Durch­führung dieser Schöp­fungszeitves­pern in Wort, Musik und Gebet spür­bar.

Einfühlsame Denkanstösse

Wenn es darum gehe, die «Sorge für das gemein­same Haus» im Sinne von Papst Franziskus den Men­schen bewusst zu machen, dann sei ein tief­greifend­er Wan­del im Denken notwendig, sagt Novizin Judith. Die entsprechen­den Denkanstösse kann man in den Schöp­fungszeitves­pern ohne gross­es Brim­bo­ri­um, dafür aber umso anrühren­der erhal­ten. Allein schon der Hym­nus, den das benedik­tinis­che Bre­vi­er für die gestrige Ves­per vor­sah, stimmte wun­der­bar ein auf alles Fol­gende und passte wie die sprich­wörtliche Faust aufs Auge:

Hymnus I


O Gott, in dein­er grossen Macht

hast du, was aus den Wassern kam,

teils in die Flut zurück­ge­sandt,

teils hoch erhoben in die Luft.

Die Fis­che taucht­est du ins Meer,

die Vögel warf­st du hoch ins Blau,

und was dem gle­ichen Schoss entsprang,

ist nun getren­nt nach Art und Ort.

O Herr, wir sind in Jesu Tod

wie in die Flut hineinge­taucht:

Steh gnädig deinen Dienern bei,

die Wass­er tauft und Blut entsüh­nt.

Gib, dass uns Klein­mut nicht erdrückt,

nicht Hochmut über­he­blich macht.

Zer­brich nicht das gebeugte Herz,

das stolze schütze vor dem Sturz.

Dies schenk uns, Vater voller Macht,

und du, sein Sohn und Eben­bild,

die ihr in Ein­heit mit dem Geist

die Schöp­fung zur Vol­len­dung führt. Amen.

Natür­lich durften in dieser Ves­per auch die Worte der berühmten Dich­terin aus dem Kloster Fahr, Sil­ja Wal­ter alias Sr. M. Hed­wig OSB, nicht fehlen. Ihre Med­i­ta­tion unter dem Titel «Wass­er – eine Traum­fa­bel» kann man zur stillen Besin­nung hier nach­le­sen. Die Fabel lieferte nicht nur umweltschützerische, son­dern auch tief religiöse Denkanstösse, die den Inhalt der fol­gen­den Schriftle­sung aus dem Evan­geli­um nach Johannes 4,1–30, das Gespräch am Jakob­s­brun­nen, in einem grösseren Zusam­men­hang erken­nen liessen.

Die nächsten Schöpfungszeitvespern

Alle Schwest­ern des Klosters Fahr beteili­gen sich in der einen oder anderen Weise an den Schöp­fungszeitves­pern. Sei es durch die For­mulierung von Für­bit­ten, sei es durch musikalis­che Beiträge oder auch nur schon durch das gemein­same Gebet zu Gun­sten der­er, die unter der Zer­störung der Umwelt zu lei­den haben. Der freie Zugang zu unver­dor­ben­em Wass­er ist ein Men­schen­recht. Das machte Novizin Judith gle­ich zu Beginn der Ves­per in aller Deut­lichkeit klar. Dafür set­zen sich Katho­liken rund um den Globus in der Lauda­to sì-Bewe­gung oder neudeutsch Lauda­to Sì Move­ment ein. Mehr Infor­ma­tio­nen zu dieser Bewe­gung und die Möglichkeit, den Newslet­ter zu abon­nieren, gibt es auf der Web­site der Organ­i­sa­tion.

Die näch­sten Schöp­fungszeitves­pern im Kloster Fahr find­en am 15. und 29. Sep­tem­ber in der Klosterkirche im Fahr statt. Beginn ist jew­eils um 17.45 Uhr. Über die Ves­pern und zusät­zliche Impulse zur Schöp­fungszeit kann man sich auf der Web­site des Klosters Fahr jed­erzeit informieren.

Christian Breitschmid
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