Brücken bauen für einen zukunftsfähigen interreligiösen Dialog
Bild: ©Sven Piper/Unsplash

Brücken bauen für einen zukunftsfähigen interreligiösen Dialog

Die Herbert Haag Stiftung vergibt den renommierten Preis 2025 an drei Persönlichkeiten, die sich intensiv für den interreligiösen Dialog in einer pluralistischen und säkularen Gesellschaft einsetzen. Die Preisträger/innen sind Dina El Omari, Professorin am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster, Edith Petschnigg, Professorin für Katholische Religion in Graz, und Michel Bollag, Mitbegründer des Zürcher Lehrhauses und späteren Zürcher Instituts für Interreligiösen Dialog (ZIID).

Dina El Omari: Geschlechtergerechte Koranexegese

Die Islamwis­senschaft­lerin Dina El Omari ist Pro­fes­sorin für interkul­turelle Reli­gion­späd­a­gogik. Ihr Fokus liegt auf ein­er Koranex­egese, die die Texte unvor­ein­genom­men und kri­tisch reflek­tiert. Im Zen­trum ste­ht ein geschlechterg­erechter Zugang zum Koran. Sie deckt patri­ar­chale Struk­turen in tra­di­tionellen Inter­pre­ta­tio­nen des Korans auf, hin­ter­fragt diese kri­tisch und inter­pretiert die Texte anschliessend neu. Für El Omari ist der mus­lim­is­che Reli­gion­sun­ter­richt ein entschei­den­des Mit­tel, um junge Men­schen, ins­beson­dere Mäd­chen, zu erre­ichen und sie in ihrer religiösen Iden­titäts­find­ung zu unter­stützen. El Omari: «Die Schule ist daher der wichtig­ste Ort, weil dort viele erre­icht wer­den. Der islamis­che Reli­gion­sun­ter­richt ist meines Eracht­ens sehr wichtig. Auch damit Mäd­chen direk­te Ansprech­part­ner haben, Lehrer und Lehrerin­nen, mit denen sie über ihre Reli­gion reflek­tieren kön­nen und über das sprechen kön­nen, was ihnen zuhause und in der Moschee über den Islam gesagt wird.»

El Omaris Engage­ment erstreckt sich über zahlre­iche Pub­lika­tio­nen in namhaften Zeitun­gen und ihre Rolle als Bera­terin für poli­tis­che Insti­tu­tio­nen in Nor­drhein-West­falen. Zudem ist sie aktives Mit­glied im Gespräch­skreis «Christlich-islamis­ch­er Dia­log» des Zen­tralkomi­tees der deutschen Katho­liken.


Edith Petschnigg: Interreligiosität und Persönlichkeitsbildung

Die Forschungss­chw­er­punk­te von Edith Petschnigg, Pro­fes­sorin an mehreren Hochschulen in Öster­re­ich, liegen in der Inter­re­li­giosität und in der Bibel­wis­senschaft, ins­beson­dere der Bibel­didak­tik. Petschnigg ver­fol­gt das Ziel, das «Leben­skom­pe­ten­zen stärk­ende Poten­zial» der Bibel für die Per­sön­lichkeit­sen­twick­lung und Resilienz zu nutzen. Ihr inter­re­ligiös­es Engage­ment zeigt sich nicht nur in ihrer Dis­ser­ta­tion, son­dern auch in ihrer aktiv­en Teil­nahme an Dialogini­tia­tiv­en und der Erstel­lung grundle­gen­der Stu­di­en zum jüdisch-christlichen Dia­log.

Seit ihrer Dis­ser­ta­tion über jüdisch-christliche Basisini­tia­tiv­en ist Petschnigg aktiv im inter­re­ligiösen Aus­tausch. Sie arbeit­et in ver­schiede­nen Pro­jek­ten, wie etwa der Dialogini­tia­tive «Religiöse Diskurse in west­lichen Demokra­tien», und ist im Vor­stand des Graz­er Komi­tees für christlich-jüdis­che Zusam­me­nar­beit tätig.

Michel Bollag: Pionier des interreligiösen Dialog

Michel Bol­lag, Mit­be­grün­der des Zürcher Lehrhaus­es, hat das Gespräch zwis­chen Juden­tum und Chris­ten­tum in der Schweiz maßge­blich geprägt. Er eröffnete mit dem Zürcher Lehrhaus 1994 einen Raum, in dem Chris­ten und Juden auf Augen­höhe über ihre Reli­gio­nen disku­tieren kon­nten. Diese Ini­tia­tive markierte einen Wen­depunkt im christlich-jüdis­chen Dia­log.

Unter Bol­lags Mitwirkung wurde das Lehrhaus 2004 um die islamis­che Per­spek­tive erweit­ert, was zur Grün­dung des Zürcher Insti­tuts für inter­re­ligiösen Dia­log (ZIID) führte. Heute sind dort die drei abra­hami­tis­chen Reli­gio­nen – Juden­tum, Chris­ten­tum und Islam – gle­ich­berechtigt vertreten. Bol­lag betont, dass der inter­re­ligiöse Dia­log her­aus­fordernd bleibt, aber essen­ziell für ein friedlich­es Miteinan­der ist.

Die Her­bert Haag Stiftung fol­gt den Überzeu­gun­gen ihres Grün­ders Hans Küng, der betonte: „Kein Frieden zwis­chen den Natio­nen ohne Frieden unter den Reli­gio­nen.“ Der inter­re­ligiöse Dia­log sei daher ein unverzicht­bar­er Baustein für eine friedlichere Welt.

Die Ver­lei­hung des Her­bert Haag Preis­es 2025 find­et am Son­ntag, den 6. April 2025, um 15:30 Uhr in der Lukaskirche in Luzern statt.

Redaktion Lichtblick
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