Bild der Hoffnung: Gott räumt auf!

Bild der Hoffnung: Gott räumt auf!

Ezechiel 34,11.14a.15f.So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich selb­st bin es, ich will nach meinen Schafen fra­gen und mich um sie küm­mern … Auf guter Wei­de werde ich sie wei­den und auf den hohen Bergen Israels wird ihr Wei­de­platz sein … Ich, ich sel­ber werde meine Schafe wei­den und ich, ich sel­ber werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Her­rn. Das Ver­lorene werde ich suchen, das Ver­triebene werde ich zurück­brin­gen, das Ver­let­zte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräfti­gen. Doch das Fette und Starke werde ich ver­til­gen. Ich werde es wei­den durch Recht­sentscheid.

Ein­heit­süber­set­zung 2016

 

Bild der Hoffnung: Gott räumt auf!

«Ha, ha! Schön wärs! Aber die Erfahrung zeigt, dass kein Gott diese Welt lenkt!» Nein, lachen Sie bitte nicht, wenn Sie die Ankündi­gung des Ezechiel lesen: Gott wird ein­greifen und sich küm­mern. Aber Ihre Erfahrung ist auch richtig: Kein Unglück wird ver­hin­dert durch die Wun­der­tat eines allmächti­gen Gottes.Die Frage ist natür­lich, wie wir diese Welt lesen und wo wir Gottes wirk­same Anwe­sen­heit zu erken­nen glauben. Es gibt die from­men Zyniker, die behaupten, alles wäre noch viel schlim­mer, wenn Gott nicht ständig noch grösseres Unrecht ver­hin­dern würde. So könne man also Gottes Tat­en nur ver­muten. Immer­hin seien sel­tene unerk­lär­liche Ret­tun­gen Hin­weise auf solch­es Ein­greifen des Him­mels.Andere bemerken, die Sint­flut­meth­ode, nach der Gott das Unrecht mit Gewalt von der Welt abräumt, habe sich nicht bewährt. Der Preis sei zu hoch gewe­sen, und gel­ernt hät­ten die Men­schen auch nichts. Also habe sich Gott zurück­ge­zo­gen und lasse der Welt nun ihren Gang. Ezechiels Vision von der behüteten Herde der Gerecht­en sei auf das Jen­seits bezo­gen. Erst am Ende der Zeit werde der Schutz durch Gott sicht­bar. Für die Prof­i­teure der Ungerechtigkeit ist das keine sehr beun­ruhi­gende Nachricht.Trotz­dem brauchen wir Bilder der Hoff­nung, damit wir in bedrohlichen Lebensla­gen beste­hen kön­nen. Bilder der Hoff­nung sind es, die Ezechiel in uns wachruft, seien dies nun Träume oder Visio­nen. Men­schen brauchen sie in Krisen, in ganz per­sön­lichen eben­so wie in gemein­schaftlichen oder gar weltweit­en. Und diese Bilder für Gottes Engage­ment sind mehr als Vertrös­tun­gen auf ein besseres Jen­seits. Sie rüt­teln wach und weck­en Kräfte für men­schlich­es Wirken. Men­schen ste­hen auf und übernehmen Ver­ant­wor­tung. Sie schauen hin auf die Lei­den und nen­nen das Unrecht beim Namen. Sie han­deln mutig und entschlossen, auch wenn sie sich damit unbe­liebt machen. Sie sind kri­tisch und nehmen dafür eigene Nachteile in Kauf.Gottes Kraft, Gottes Ein­greifen wird in Men­schen sicht­bar, die sich von der Vision beschützten Lebens bewe­gen lassen. Vielle­icht wird erst am Ende der Welt das Gottes Reich sicht­bar, aber es entste­ht jet­zt, dort, wo Men­schen im Namen des Lebens auf­ste­hen gegen die Mächte des Todes. Das geschieht eben­so in öffentlichen Auftrit­ten und geschichtswirk­samem Han­deln wie im Aushar­ren an der Seite lei­den­der Men­schen. Weniges davon wird bekan­nt und gewürdigt, aber wirk­sam bleibt jede kle­in­ste Tat der Liebe als Kraft für die Men­schheit.Nor­bert von Xan­ten war ein­er von den rel­a­tiv weni­gen, die bekan­nt gewor­den sind. Er ging seinen inno­v­a­tiv­en und aufrichti­gen Weg trotz hefti­gen Wider­spruchs. Auch Hans Küng scheute Wider­stände nicht. Und all die anderen weniger aktuellen und von den Medi­en nicht wahrgenomme­nen Men­schen, die auf­ste­hen für Wahrheit und Liebe: Kein­er ist unbe­deu­tend. Sie alle sind Teil dieser Vision des Ezechiel. Die radikalste Umset­zung erfuhr diese Vision in Jesus Chris­tus, dem Unbeugsamen. Aber die Pfin­gstkraft, wie wir die göt­tliche Ankündi­gung bei Ezechiel auch nen­nen kön­nen, wirkt in jedem von uns. Gott räumt auf, indem er Men­schen schickt.Lud­wig Hesse, The­ologe, Autor und Teilzeitschrein­er, war bis zu sein­er Pen­sion­ierung Spi­talseel­sorg­er im Kan­ton Basel­land
Regula Vogt-Kohler
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