Auf in die religiöse Heimat

Auf in die religiöse Heimat

Auf­bruchsstim­mung herrschte am 23. Sep­tem­ber 1972, als zeit­gle­ich in allen sechs Bistümern der Schweiz und in der Ter­ri­to­ri­al­abtei Saint-Mau­rice die Syn­ode 72 eröffnet wurde. Zu dieser Ver­anstal­tungsrei­he, die von 1972 bis 1975 dauerte, hat­te die Schweiz­er Bischof­skon­ferenz gerufen. Auf­gabe der Syn­ode sollte es sein, die Beschlüsse des Zweit­en Vatikanis­chen Konzils in der Ort­skirche umzuset­zen. Die Beschlüsse aus den zehn mehrtägi­gen Ses­sio­nen der Syn­odalen wur­den von den Bis­chöfen als Eingaben nach Rom über­wiesen – und vom Heili­gen Stuhl mehrheitlich abgelehnt.

«Gefährliche Erinnerung»

Sei­ther hat es nie mehr einen solchen Prozess der Par­tizipa­tion aller Gläu­bi­gen an zukun­ftsweisenden Entschei­dung­sprozessen der Kirche Schweiz gegeben. Die Macht ist längst wieder allein und fest in den Hän­den der hier­ar­chis­chen Ver­ant­wor­tungsträger, der Bis­chöfe und der römis­chen Kurie. «Umso notwendi­ger ist heute, 50 Jahre später», schreibt der Vere­in tagsatzung.ch auf sein­er Web­site, «im Sinne von Johann Bap­tist Metz eine ‹gefährliche Erin­nerung› an dieses her­aus­ra­gende kirch­liche Ereig­nis.» Darum hat der Vere­in in Zusam­me­nar­beit mit der Fach­stelle Bil­dung und Prop­stei der Aar­gauer Lan­deskirche und mit der Paulus Akademie in Zürich die Syn­ode 22 organ­isiert, unter dem Mot­to «Macht und Par­tizipa­tion. 50 Jahre Syn­ode 72 – Wie weit­er?».

Namhafte Referenten

Die Tagung find­et am 11. Juni, von 9.30 bis 17 Uhr, in der Paulus Akademie an der Pfin­gst­wei­d­strasse 28 in Zürich statt. Sie will, laut Ver­anstal­tern, «in die Zukun­ft weisen und wesentliche Bren­npunk­te aktueller gesellschaft­spoli­tis­ch­er und innerkirch­lich­er Par­tizipa­tion the­ma­tisieren. Mit Visio­nen und konkreten Forderun­gen bringt sich die Tagung in den aktuellen syn­odalen Prozess der Kirche ein. ‹Macht und Par­tizipa­tion› ist dafür eine tre­f­fende Prob­le­manzeige.» Namhafte Fachref­er­enten, wie etwa Odi­lo Noti, Jean­nette Behringer, Paul Rech­stein­er, Eva-Maria Faber oder Daniel Kosch, führen am Vor­mit­tag in die The­men ein, die am Nach­mit­tag in den Ate­liers von den Tagung­steil­nehmern zusam­men mit den Ref­er­enten in Form von Fest­stel­lun­gen, Visio­nen und Forderun­gen für das Schluss­doku­ment aus­gear­beit­et wer­den.

Weitere Informationen

Zur Syn­ode 22 kann man sich noch bis am 14. Mai anmelden. Entwed­er über die Web­site www.tagsatzung.ch/synode22, oder per Post an Vere­in tagsatzung.ch, Post­fach 4120, 6002 Luzern oder auch via Telephon/WhatsApp unter 079 639 99 14. Die Teil­nahme kostet 25 Franken.

Auf genan­nter Web­site find­en sich zudem das Tagung­spro­gramm inklu­sive Down­load­link sowie weit­ere Infor­ma­tio­nen rund um die Ver­anstal­tung. Auch das Video «Ankündi­gung der Syn­ode 22 – Wir engagieren uns!» darf da angeschaut und geteilt wer­den.

Kirche im Wandel

Die Syn­ode 22 hat die Sit­u­a­tion der Römisch-Katholis­chen Kirche in der Schweiz heute im Blick. Dabei wer­den The­men behan­delt, die die verän­derte Posi­tion der Kirche im Wan­del der Gesellschaft sowie die inter­nen Struk­turen der Kirche betr­e­f­fen. Die Titel der Impul­srefer­ate lassen aufhorchen: «Kirche und Poli­tik», «Kli­ma und Gen­er­a­tio­nen­gerechtigkeit», «Stimm­recht für alle», «Sakra­menten­the­olo­gie: Leitungsvoll­macht und Ordi­na­tion», «Frauenor­di­na­tion bzw. Auss­chluss der Frauen vom Amt» und schliesslich «Instru­mente der Par­tizipa­tion».

Ergänzung zur Synode 2023

Mit­ten im gesamtkirch­lichen syn­odalen Prozess 2021–2023, den Papst Franziskus angestossen hat, find­et auch die Syn­ode 22 statt. Sie soll eine Ergänzung zu den laufend­en syn­odalen Prozessen auf Bis­tum­sebene sein. Aus den disku­tierten Fra­gen wird ein Faz­it für eine volks- und gesellschaft­sna­he katholis­che Kirche von mor­gen gezo­gen und in ein­er Abschlusserk­lärung aus­for­muliert zu Han­den der Öffentlichkeit und der Ver­ant­wortlichen in der Kirche.

Im pro­fes­sionell gestal­teten Wer­be­v­ideo, das der Vere­in tagsatzung.ch auf sein­er Web­site aufgeschal­tet hat, sagt Vor­standsmit­glied Gabriele Manetsch: «Ich möchte mich wieder begeis­tern lassen, ange­sprochen und aufge­hoben fühlen von und in dieser Kirche, die doch meine religiöse Heimat ist.» Neben Manetsch treten im Wer­be­v­ideo auch noch Jean­nette Behringer (Lei­t­erin des Forums Demokratie und Ethik), Daniel Kosch (Gen­er­alsekretär der Römisch-Katholis­chen Zen­tralkon­ferenz der Schweiz) und Odi­lo Noti (Präsi­dent der Her­bert Haag Stiftung) auf. Sie alle machen in Ihren Aus­sagen deut­lich, wie wichtig die aktive Teil­nahme der Basis ist, um endlich die langersehn­ten Verän­derun­gen in der Kirche her­beizuführen.

Christian Breitschmid
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