Auf der Strasse Gott begegnen

Auf der Strasse Gott begegnen

  • Vom 18. bis 25. Sep­tem­ber 2022 gibt es in Luzern wieder Strassenex­erz­i­tien.
  • Ein Ange­bot, das vor allem Nicht-Luzern­er gerne nutzen, sagt The­ologe Mar­co Schmid.
  • Schmid, der die Strassenex­erz­i­tien in Luzern organ­isiert, hat mit Exerz­i­tien­be­glei­t­erin Elis­a­beth Bud­deus-Steiff über das Beson­dere am Exerzieren in der Stadt gesprochen.

Mar­co Schmid von der Peter­skapelle Luzern leit­et zusam­men mit Elis­a­beth Bud­deus-Steiff die Strassenex­erz­i­tien in der Leucht­en­stadt. Er sagt, dass die Leute lieber in ein­er Stadt Strassenex­erz­i­tien machen, in der sie nicht sel­ber wohnen, weil sie bei sich zuhause viele Leute ken­nen wür­den. Alle Aar­gauerin­nen und Aar­gauer sind also her­zlich zu den Exerz­i­tien nach Luzern ein­ge­laden.

Frau Bud­deus, was kann man sich unter Strassenex­erz­i­tien vorstellen?
Elis­a­beth Bud­deus: Bei Strassenex­erz­i­tien ist die Strasse der Ort der Begeg­nung – mit Men­schen, mit mir selb­st und mit Gott. Wo und wie kann mir Gott in meinem Leben begeg­nen? Wer mit dieser Frage unter­wegs ist, ist bei Strassenex­erz­i­tien richtig. Ich bin überzeugt, Gott möchte uns in vielfältiger Weise begeg­nen, uns berühren und vieles mehr. Strassenex­erz­i­tien laden uns ein, dieser Spur im All­t­ag, auf der Strasse nachzuge­hen, sich dort einzu­lassen, sich zu öff­nen und neu zu erleben.

Soll man dabei eine andere Rolle spie­len als son­st im Leben?
Nein, auf gar keinen Fall. Genau das Gegen­teil. Man soll ganz bei sich, ganz in der Gegen­wart sein. Man soll den Mut haben, mit anderen Augen, mit offen­em Herzen, mit Aufmerk­samkeit und Wach­heit ein­fach auf der Strasse zu sein. In diesem Zus­tand passiert auf jeden Fall etwas.

Was kann passieren?
Wenn ich in der eben beschriebe­nen Art unter­wegs bin, dann schaue ich in ein­er anderen Hal­tung auf das Geschehen in der Stadt. Ich nehme die Men­schen anders wahr, lasse das Urteilen, das Beurteilen und meine Vorurteile sein. Ich ver­suche, mich hineinzufühlen in den Men­schen, der mir ger­ade begeg­net. Oder ich lasse mich durch einen Werbeschriftzug, durch Worte ansprechen. Das und noch viel mehr kann passieren. Wenn das nicht die Anbah­nung ein­er Got-​te­ser­fahrung ist! Gott zeigt sich im All­t­ag, wenn ich ganz bei mir und ganz bei meinem Gegenüber bin, wobei Offen­heit und Ver­trauen Voraus­set­zun­gen sind.

Strassenexerzitien ​in Luzern
Datum und Anmeldung

Son­ntag, 18. Sep­tem­ber, ab 17 Uhr, bis Son­ntag, 25. Sep­tem­ber, mit­tags. Kosten: keine, man kann sich an ein­er Kollek­te beteili­gen.

Anmel­dung bis 31. August 2022 via Mail an: (spätere Anmel­dung auf Anfrage möglich).

Die Strassenex­erz­i­tien wer­den in Kle­in­grup­pen durchge­führt, um eine opti­male Betreu­ung zu bieten. Auf Anfrage ste­ht Mar­co Schmid auch zu anderen Zeit­en nach Absprache für Einzelex­erz­i­tien auf der Strasse zur Ver­fü­gung.

Infor­ma­tio­nen bei: oder Tel. 041 229 90 53.

Wie kann eine solche Gotte­ser­fahrung beim Exerzieren gelin­gen?
Chris­t­ian Her­wartz, der als erster Strassenex­erz­i­tien begleit­ete, beschreibt das so: «Bevor ich in die Acht­samkeit komme, muss ich inner­lich meine ‹Schuhe› der Dis­tanz und der Vorurteile ausziehen.» Was er damit meint, ist: Der spir­ituelle Ein­stieg in die Strassenex­erz­i­tien ist die Geschichte vom bren­nen­den Dorn­busch, den Moses in der Wüste ent­deck­te. Gott wies ihn an, seine Schuhe auszuziehen und zuzuhören, was jet­zt dran ist. Das heisst, offen wer­den, die Dis­tanz zur Wirk­lichkeit abbauen. Dieses Über-Gren­zen-Gehen gehört zum Glauben und auch zu den Strassenex­erz­i­tien. Wir gehen über Gren­zen der Bürg­er­lichkeit, der Reli­gio­nen, Sprachen und Stadt­gren­zen.

Was ist das Beson­dere an dieser doch eher unge­wohn­ten Exerz­i­tien­form?
Es ist nicht wie bei Einzelex­erz­i­tien, wo eine Begleit­per­son dem Üben­den zuhört. Bei den Strassenex­erz­i­tien hören wir uns in der Gruppe zu. Das gibt einen grösseren Effekt, weil ein viel­stim­miger Res­o­nanzkör­p­er von unter­schiedlichen Men­schen da ist. Zudem kann die Gruppe mit Anre­gun­gen und Fra­gen auf den Einzel­nen einge­hen. Das find­et in einem inti­men Rah­men statt. Oft­mals haben Aus­sagen in dieser Runde eine starke Bedeu­tung und lösen beim Gottsuchen­den etwas Nach­haltiges aus.

Wohin wer­den die Teil­nehmer bei den Strassenex­erz­i­tien in Luzern geführt?
Zen­tral ist hier immer diese oben genan­nte Offen­heit, damit sich Men­schen zu etwas hin­führen lassen, was sie inner­lich bewegt. Das ist eine ganz eigene innere Land­karte. Es kann sein, dass ein Exerz­i­tien­teil­nehmer vor einem Kunst­werk stoppt und mit einem Obdachlosen redet, der dort bet­telt, oder sich neben ihn hin­set­zt. Dann sieht er oder sie diese Welt aus ein­er ganz anderen Per­spek­tive. Um diesen Per­spek­tivwech­sel geht es bei den Strassenex­erz­i­tien.

Christian Breitschmid
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