Jungen Menschen eine Zukunft

Jungen Menschen eine Zukunft

Anlässlich des 200. Geburt­stages von Don Boscos ist in der Schweiz die Bewe­gung Bosco Are­na ent­standen, um Jugendlichen in Kolumbi­en, Südafri­ka und Papua-Neuguinea mit kreativ­en Aktio­nen eine Lehre und Zukun­ftsper­spekiv­en zu ermöglichen. Am 23. August 2015 find­et zudem in Beromün­ster der «Bosco-200-Run» statt, ein Spenden­lauf, dessen Erlös benachteiligten Jugendlichen in Südafri­ka, Kolumbi­en und Papua-Neuguinea zugute kommt. Don Bosco? Die Sale­sian­er? In der Schweiz ken­nt man sie über ihr früheres Inter­nat in Beromün­ster. Dabei ist der zweit­grösste Orden weltweit grösster pri­vater Anbi­eter von Beruf­saus­bil­dung für Jugendliche. 15 000 «Sale­sian­er Don Boscos» set­zen sich in 132 Län­dern für junge Men­schen ein; die Don-Bosco-Fam­i­lie mit ihren 22 Grup­pen – zum Beispiel den Sale­sian­is­chen Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­ern – zählt rund 300 000 Mit­glieder. Hinzu kom­men etwa 265 000 Angestellte. In Europa schrumpft der Orden wie andere auch, aber in Afri­ka und Asien wächst er. In der Schweiz gibt es noch 18 Patres, davon leben 3 in Beromün­ster. Mit ihren 9 Angestell­ten führen die Patres das «Jugendw­erk Don Bosco» sowie die «Jugend­hil­fe Weltweit». Im 2012 geschlosse­nen Stu­di­en­heim, das Schüler der benach­barten Kan­ton­ss­chule auf­nahm, kön­nen heute Räume für Tagun­gen oder Lager gemietet wer­den und es gibt einen Mit­tagstisch und Freizeit­be­treu­ung für die Erstk­lässler des Gym­na­si­ums.Lebens­freude schenken Die «Jugend­hil­fe Weltweit» wurde 1980 gegrün­det, in Anlehnung an das Werk von Ordens­grün­der Gio­van­ni Bosco. Der all­seits bekan­nte Wohltäter förderte bis zu seinem Tod im Jahre 1888 benachteiligte Kinder und Jugendliche durch Schul- und Berufs­bil­dung. Dies tat er als Prak­tik­er: Er set­zte sich beispiel­sweise als erster dafür ein, dass Lehrmeis­ter mit Jugendlichen Lehrverträge abschlossen. 1859 grün­dete Gio­van­ni Bosco eine Ordens­ge­mein­schaft, die «Sale­sian­er Don Boscos». Heute bilden diese mit 15 000 Mit­gliedern den zweigrössten Orden weltweit (nach den Jesuit­en). In der Schweiz sind die Sale­sian­er seit 1889 vertreten, in Beromün­ster seit 1958. «Wir pfle­gen hier die ganzheitlich päd­a­gogisch-pas­torale Arbeit nach Don Boscos Vor­bild», erk­lärt Josef Knupp, Leit­er des Jugendw­erks. «Beson­ders mit jun­gen Men­schen, die es schw­er haben im Leben und deshalb oft auch anderen das Leben schw­er machen.» Josef Knupp kam 1968 als 13-Jähriger nach «Möis­chter», wie Beromün­ster im Dialekt der Ort­san­säs­si­gen gemein­hin genan­nt wird. In Gross­di­etwil aufgewach­sen, fand Josef Knupp keine Möglichkeit, das Gym­na­si­um zu besuchen. Er habe schon damals «etwas mit The­olo­gie und Sozialar­beit» gesucht», erzählt er. Eine Velo­tour 1972 nach Turin, die Heimat Don Boscos, überzeugte ihn, den Sale­sian­ern beizutreten: Dort stand und ste­ht neben der The­olo­gie auch die Sozialpäd­a­gogik auf dem Stu­di­en­plan. Pater Toni Rog­ger, Leit­er von «Jugend­hil­fe Weltweit», war es ein paar Jahre zuvor nicht anders ergan­gen: Der von Opti­mis­mus, Lebens­freude und Kreativ­ität geprägte Umgang der Sale­sian­er mit Jugendlichen habe ihn begeis­tert: «Das wollte ich selb­st weit­ergeben.»Ein­satz für die Jun­gen beein­druckt bis heute Der Priester und Päd­a­goge Gio­van­ni Bosco gehört zu den grossen Sozial­re­formern des 19. Jahrhun­derts. Geboren am 16. August 1815 in Bec­chi bei Turin, musste er schon mit zwölf Jahren das Eltern­haus ver­lassen, um sich als Bauernknecht zu verdin­gen. Er schaffte aber den Schu­la­b­schluss, studierte The­olo­gie und wurde 1841 zum Priester gewei­ht. Begeg­nun­gen an den sozialen Bren­npunk­ten in der Indus­tri­es­tadt Turin – in Spitälern, Gefäng­nis­sen, Fab­riken – führten ihn auf seinen Weg, Glauben und Leben zu verbinden. «Er schwor sich, für die jun­gen Men­schen etwas zu tun, bevor sie auf die schiefe Bahn geri­eten», so Toni Rog­ger, Leit­er der «Jugend­hil­fe Weltweit» in der Schweiz.Über­all einen Fuss­ballplatz Junge Men­schen nicht nur schulisch und beru­flich zu bilden, son­dern auch in ihrer Per­sön­lichkeit, «so dass sie fähig wer­den, ihr Leben selb­ständig zu gestal­ten», das ist das Ziel im Geiste Don Boscos. Toni Rog­ger stellt fest, dass Jugendliche in der Drit­ten Welt, die bei Don Bosco ihre Aus­bil­dung gemacht hät­ten, leichter eine Stelle fän­den als andere, «weil die Arbeit­ge­ber spüren, dass sie mehr mit­brin­gen als bloss Fach­wis­sen, son­dern auch gel­ernt haben, Ver­ant­wor­tung zu tra­gen.» Josef Knupp und Toni Rog­ger sind überzeugt: «Mit seinem famil­iären Ansatz und seinem famil­iären Stil des Miteinan­ders von Kindern, Jugendlichen und Erwach­se­nen hat Don Bosco nichts an Aktu­al­ität ver­loren.» Die «arme und ver­lassene Jugend» zu Zeit­en des Ordens­grün­ders, das sind heute Jugendliche mit düsteren Per­spek­tiv­en in Afri­ka, Asien und Lateinameri­ka. Für sie set­zt sich die «Jugend­hil­fe Weltweit» von Don Bosco ein. Allein 2014 unter­stützte sie in 42 Län­dern 144 Pro­jek­te mit 7,4 Mil­lio­nen Franken. Ein wichtiges Feld ist dabei die Beruf­saus­bil­dung. «Wir sind der weltweit grösste pri­vate Anbi­eter von Berufs­bil­dung», erk­lärt Melanie Trox­ler. Sie betreut Pro­jek­te der Jugend­hil­fe und leit­et Kam­pag­nen. Als sie sich, mit einem Man­age­ment-Studi­um im Ruck­sack, vor vier Jahren in Beromün­ster bewarb, faszinierte sie vor allem «der inte­grale Ansatz» der Don-Bosco-Jugend­hil­fe, der bis in die Freizeit reiche. «Drum gibts über­all zum Beispiel auch einen Fuss­ballplatz.»Online-Plat­tform für Pro­jek­te Fuss­ball: Er brachte Toni Rog­ger darauf, im Jahre 2014, anlässlich der Fuss­ball-WM in Brasilien, die «Bosco-Are­na» zu bauen. Die «Bosco-Are­na» ist eine Online-Plat­tform. Über diese kön­nen kreative Sam­me­lak­tio­nen durchge­führt wer­den. Eine davon ist der «Bosco-200-Run», der am 23. August 2015 in Beromün­ster aus­ge­tra­gen wird. Ein Spenden­lauf, dessen Erlös benachteiligten Jugendlichen in Südafri­ka, Kolumbi­en und Papua-Neuguinea zugute kommt. Aufge­führt sind auf www.boscoarena.ch mit­tler­weile über 20 Pro­jek­te und Anlässe aus allen Lebens­bere­ichen. Am Schweiz­erischen Schul­sport­tag vom 3. Juni2015 in Luzern stellte die «Bosco-Are­na» eine Bas­ket­ball-Spenden­mas­chine auf: mit jedem Korb flossen zwei Franken in ein Jugend­hil­fe-Pro­jekt. «En Lehr für alli!», lautete der Titel. «Ins Gespräch kom­men, Jugendliche für die Not ander­er sen­si­bil­isieren», sei das Ziel gewe­sen, wie Melanie Trox­ler erk­lärt. Die Web­site ist neu, die Aktio­nen sind pfif­fig, vom kleinen Spender bis zum möglichen Erblass­er sind bre­ite Ziel­grup­pen ange­sprochen. Diese mod­erne Präsenz sei tat­säch­lich noch jung, räu­men die Don-Bosco-Ver­ant­wortlichen ein. «Aber wir wollen ja auch Leute ausser­halb der katholis­chen Kirche ansprechen», meint Toni Rog­ger. Mit­tler­weile erhalte «Jugend­hil­fe Weltweit» auch Spenden von aus der Kirche Aus­ge­trete­nen: «Weil sie unsere Arbeit schätzen und genau sehen, was mit ihrem Geld geschieht.» Im übri­gen lasse sich der mod­erne Auftritt selb­stver­ständlich mit der Überzeu­gung von Don Bosco vere­in­baren, erk­lärt Pater Toni: «Er habe ein­mal gesagt, wir Sale­sian­er müssten immer an der Spitze des Fortschritts ste­hen. Wenn wir die jun­gen Men­schen erre­ichen wollen, müssen wir mit der Zeit gehen.» 
Andreas C. Müller
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