Der Weg führte tatsächlich aufwärts

Der Weg führte tatsächlich aufwärts

  • Die 7. Aar­gauer Kapel­len­wan­derung führte durchs Stu­den­land und liess für ihre 45 Teil­nehmer einen alten irischen Reis­esegen wun­der­sam spür­bar wer­den.
  • Der Segen brachte gutes Wan­der­wet­ter und hielt die kul­turhis­torisch sehr inter­essierten Pil­ger bei bester Laune.
  • Nach dieser gelun­genen 7. Durch­führung, denken die Ver­anstal­ter bere­its über die Kapel­len­wan­derung Nr. 8 nach.

Bern­hard Lind­ner weiss genau, was Pil­ger brauchen. Der The­ologe und Super­vi­sor BSO, erfahren­er Organ­isator und Leit­er sowohl klein­er als auch gross­er Pil­ger­reisen, beze­ich­net sich sel­ber als «Leben­spilger». Zusam­men mit Ste­fan Gün­ter, dem Pfar­reiseel­sorg­er von Wis­likofen-Kaiser­stuhl, hat­te er die 7. Aar­gauer Kapel­len­wan­derung im Auf­trag der lan­deskirch­lichen Fach­stelle Bil­dung und Prop­stei vor­bere­it­et, und gemein­sam führten die bei­den am 17. Sep­tem­ber eine 45-köp­fige Pil­ger­schar von Kaiser­stuhl, via Fis­i­bach und Rümikon, nach Wis­likofen und Mell­storf.

Bewährtes Konzept

Seit der allerersten Kapel­len­wan­derung, 2012, hat sich das Konzept dieser kleinen Fuss­wall­fahrten bestens bewährt. In leicht zu bewälti­gen­den Etap­pen wan­dern die Teil­nehmer auf ein­er vor­ab fest­gelegten Route, die sie an sehenswerten Kapellen, aber auch Kirchen oder beson­deren Bild­stöck­en und Wegkreuzen des Kan­tons Aar­gau vor­beiführt. Vor Ort erhal­ten die Kapel­len­wan­der­er dann kul­turhis­torische Infor­ma­tio­nen zur jew­eili­gen Kult­stätte, in der Regel von ein­heimis­chen Fach­leuten. Dazu liefern die Spezial­is­ten der Fach­stelle dann spir­ituelle Impulse in Form von Gebeten, Liedern und besinnlichen Tex­ten.

Begleitete Schritte

[esf_wordpressimage id=40139 width=half float=left][/esf_wordpressimage]Dieses Mal traf Bern­hard Lind­ner mit der Spendung eines alten irischen Reis­esegens den Nagel beson­ders auf den Kopf. Nach­dem die Wan­der­gruppe zum Auf­takt ihrer Reise in der Stadtkirche St. Katha­ri­na Kaiser­stuhl von Stadt­führer Robert Ritz­mann viel Wis­senswertes über die Kirche und ihre kün­st­lerische Aus­gestal­tung erfahren hat­te, sprach Lind­ner die schon beina­he prophetis­chen Worte: «Möge dein Weg dir fre­undlich ent­ge­genkom­men, möge der Wind dir den Rück­en stärken. Möge die Sonne dein Gesicht erhellen und der Regen um dich her die Felder tränken. Und bis wir bei­de, du und ich, uns wieder­se­hen, möge Gott dich schützend in sein­er Hand hal­ten. Gott möge bei dir auf deinem Kissen ruhen. Deine Wege mögen dich aufwärts führen, fre­undlich­es Wet­ter begleite deinen Schritt. Und mögest du längst im Him­mel sein, wenn der Teufel bemerkt, dass du nicht mehr da bist.»

Obwohl immer wieder Regen­wolken über den Him­mel zogen, waren es doch nur vere­inzelte Tropfen, die auf den Wind­jack­en der Wan­der­er lan­de­ten. Anson­sten waren es tat­säch­lich die Sonne und der Wind, die den Schritt der Pil­ger fre­undlich begleit­eten. Die Sonne wärmte, und der Wind bot eine willkommene Abküh­lung, wenn der flotte Gang unter angeregten Gesprächen über Gott und die Welt den Kreis­lauf ankurbelte.

Den Genius Loci spüren

[esf_wordpressimage id=40153 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Der Weg führte, wie im Reis­esegen auch erwün­scht, tat­säch­lich «aufwärts». Nicht nur im geo­graphis­chen Sinne, son­dern auch spir­ituell. Die Aar­gauer Kapellen sind wahrhafte Quellen der Ruhe und der Einkehr, aber auch der Inspi­ra­tion. Man spricht nicht vergebens vom Genius Loci, dem Geist des Ortes, der in solchen Gemäuern wirkt. Seien das, wie zum Beispiel in der Fried­hof­skapelle Kaiser­stuhl, die 14 Nothelfer oder die heilige Agatha, die als Patron­in über die gle­ich­namige Kapelle in Fis­i­bach wacht. In Rümikon nähert man sich der Gottes­mut­ter Maria über deren Mut­ter, die heilige Anna. Bei­de leucht­en von einem prächti­gen Rund­fen­ster im Chor auf die Besuch­er herab. In der Sebas­tians- und Fridolin­skapelle in Mell­storf kann man sich in Betra­ch­tung des Altars auf die Geheimnisse des freuden­re­ichen, des schmerzvollen und des glo­r­re­ichen Rosenkranzes ein­lassen.

Den Abschluss der Wan­derung legten die Ver­anstal­ter in die Prop­stei Wis­likofen. Sie ist nicht nur das Bil­dungs- und Sem­i­narhaus der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau und Sitz der Fach­stelle Bil­dung und Prop­stei, sie ist auch ein echter Kraftort, der die Seele mit Energie ver­sorgt. Die Kirche der Prop­stei hat in ihrer bald 900-jähri­gen (Bau-)Geschichte so manch­es erlebt. Was sie aber weltweit ein­ma­lig mache, so Ste­fan Gün­ter in seinen Aus­führun­gen zum schlicht­en Gotte­shaus, sei der Umstand, dass sich über der Kirche noch Gästez­im­mer befän­den: «In kein­er Kirche der Welt wohnt son­st jemand noch über dem Her­rgott.»

Christian Breitschmid
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