Lebensfreude aus einem Lied

Lebensfreude aus einem Lied

An den Konz­erten vom 4. und 7. Juni 2015 wer­den die Freak­tal Singers ihre beein­druck­ende Musikalität zeigen. Der Chor­leit­er Arthur Buck gibt Ein­blick in die inten­siv­en Vor­bere­itun­gen und ver­rät, wie er auch Nicht-Sänger auf Konz­ert­niveau bringt. Der dama­lige Bischof höch­st­per­sön­lich ver­bot Arthur Buck in den 1980er-Jahren, Opern­musik von Ver­di in ein­er Frick­taler Kirche aufzuführen. Trotz­dem hat der lei­den­schaftliche Musik­er und Chor­leit­er nie die Freude daran ver­loren, Konz­erte in Kirchen zu geben. «Eine Kirche ist für mich Ort der Stille und des Gebetes, den ich mit Musik bere­ich­ern darf», sagt Arthur Buck, «dazu kommt, dass die Akustik in den meis­ten Kirchen sehr gut ist.» Anfang Juni bere­ichert sein Chor Freak­tal Singers die Kirchen von Met­tau und Laufen­burg mit mitreis­senden und gefüh­lvollen Klän­gen und ver­sprüht dabei eine grosse Por­tion Lebens­freude.Wer Stimm­bän­der hat, kann sin­gen «Lebens­freude aus einem Lied» heisst das aktuelle Mot­to des Chors, der seit dem Jahr 2008 jew­eils von Jan­u­ar bis Juni beste­ht. Die Idee für den Pro­jek­tchor kam vom Frick­tal­is­chen Sänger­bund, der Dachor­gan­i­sa­tion für mehr als 500 Sän­gerin­nen und Sänger in 26 Gesangsvere­inen im Frick­tal. Arthur Buck leit­et den Pro­jek­tchor seit sein­er Grün­dung: «Pro­jek­tchor ist ein sehr mod­ern­er Ansatz», find­et er. Neben den zahlre­ichen Verpflich­tun­gen in Beruf und Fam­i­lie läge für viele Leute ein so inten­sives Engage­ment nicht über ein ganzes Jahr drin. «Ein Freak­tal Singer ist jemand, der sehr gerne singt und bere­it ist eine hohe Leis­tung zu erbrin­gen,», sagt Arthur Buck. Er betont aber, dass wirk­lich jede und jed­er mitsin­gen darf, unab­hängig vom musikalis­chen Tal­ent und der Erfahrung. «Es gibt kein Vorsin­gen, keine Auf­nah­meprü­fung. Jed­er, der Stimm­bän­der hat, kann näm­lich auch sin­gen.», hält der Chor­leit­er fest. Seine Sän­gerin­nen und Sänger macht­en teil­weise eine unglaubliche Entwick­lung durch: «Da habe ich schon kleine Wun­der erlebt.»Aus­gek­lügel­ter Proben­plan Für die kleinen Wun­der gibt es ein Rezept: Üben, üben, üben. Dass der Chor sein wei­tum bekan­ntes, hohes Niveau erre­icht, braucht es näm­lich viel Ein­satz seit­ens der Sän­gerin­nen und Sänger, aber auch vom Chor­leit­er. Die Sänger soll­ten – neb­st wöchentlichen Proben, zwei Singwoch­enen­den und Reg­is­ter­proben, bei denen die einzel­nen Stim­men sep­a­rat üben — jeden Tag eine halbe Stunde zu Hause Atmungs- und Stimm­bil­dungsübun­gen absolvieren. «Wer dieses Pro­gramm in Kauf nimmt, will wirk­lich sin­gen.», ist Arthur Buck überzeugt. Er sel­ber investiert schon vor Beginn der Probe­sai­son 30 bis 40 Arbeitsstun­den, erstellt den detail­lierten Probe­plan, sucht die Band­mit­glieder, organ­isiert das Pro­belokal und die Auftrittsmöglichkeit­en. Wenn im Jan­u­ar jew­eils die Schnup­per-Probe für inter­essierte Sänger stat­tfind­et, weiss Arthur Buck bere­its, welch­es Stück an welch­er Probe geübt wird und wann der Pianist anwe­send sein wird. Minu­tiöse Pla­nung ist für ihn unverzicht­bar­er Teil sein­er Leitungsauf­gabe. Auch achtet er streng darauf, die Proben rechtzeit­ig zu begin­nen und zu been­den. «Meine Leute müssen sich auf mich ver­lassen kön­nen. Ich bin auch der Einzige, der hier nie aus­fall­en darf.», sagt er und deutet auf den aus­gek­lügel­ten Plan. Wie ein Sport­train­er baut auch ein Chor­leit­er auf eine gewisse Kon­stanz. Deshalb schätzt sich Arthur Buck glück­lich, dass er Jahr für Jahr auf Sän­gerin­nen und Sänger zählen kann, die seit mehreren Jahren dabei sind. Etwa ein Drit­tel der Chor­mit­glieder kommt jew­eils neu dazu. Der Chor kommt meist auf etwa 30 bis 40 Mit­glieder, ein Drit­tel davon Män­ner, zwei Drit­tel Frauen.Konz­ert ist nicht das einzige Ziel Drei Stun­den dauert die wöchentliche Probe. Für den Chor­leit­er eine anstren­gende aber auch erfül­lende Auf­gabe: «Ich erlebe immer wieder, dass das Sin­gen die Men­schen aufrichtet, ihnen tief innen gut tut.», erzählt er. Das Schön­ste sei für ihn, wenn sein Chor nach ein­er Probe spon­tan applaudiere. «Wenn ich meinen Sän­gerin­nen und Sängern mit der Musik Lebens­freude geben kann, hat sich alles gelohnt.» Denn das Konz­ert ist zwar der Abschluss, aber nicht das einzige Ziel des gemein­samen Wegs. «Das Mot­to ‚Lebens­freude aus einem Lied’ gilt nicht nur fürs Konz­ert, son­dern für das gesamte Pro­jekt.»«Büech­li zue!» Zu Beginn des Pro­jek­ts erhält zwar jedes Chor­mit­glied einen Ord­ner mit Noten sowie eine Übungs-CD, an ihren Konz­erten sin­gen die Freak­tal Singers die Stücke jedoch auswendig. Etwa zwei Monate vor dem Konz­ert fordere er immer wieder: «Büech­li zue!», sagt Arthur Buck. Die Noten wegzule­gen sei ein nicht zu unter­schätzen­der Schritt für manchen Sänger. Denn Sin­gen ist etwas sehr direk­tes, der Ton kommt aus dem Men­schen her­aus, wird nicht ver­mit­telt durch ein Instru­ment. Deshalb ist das Noten­blatt für viele Sän­gerin­nen und Sänger etwas, woran sie sich fes­thal­ten kön­nen. Arthur Buck will aber erre­ichen, dass sein Chor mit der Zeit den «Swing» spürt, etwas, das ohne Noten­blatt bess­er funk­tion­iert.Leg­endäre Viel­seit­igkeit Dass die Lebens­freude an den Konz­erten auf das Pub­likum über­springt, dafür sorgt ein­er­seits die pro­fes­sionelle und ein­fühlsame Jazz-Band mit Pianist Bob Bar­ton, der seit mehreren Jahren an der Seite der Freak­tal Singers spielt. Lebens­freude ver­sprüht aber auch das abwech­slungsre­iche Pro­gramm. Eine der grossen Stärken der Freak­tal Singers – das attestierten dem Chor schon mehrere Fachjurys – ist ihre Viel­seit­igkeit. So sin­gen sie in Met­tau und Laufen­burg Teile aus ein­er Latin Jazz-Messe und südafrikanis­che Friedenslieder, aber auch Klas­sik­er von den Bea­t­les und Simon und Gar­funkel bis hin zu deutschen Pop­bal­laden, die man aus dem Radio ken­nt. «Ich plädiere dafür, dass man in ein­er Kirche alles sin­gen kann – Opern, Schlager, Coun­try­musik – solange man sich des beson­deren Ortes bewusst ist.», sagt Arthur Buck. 
Marie-Christine Andres Schürch
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