Synodale Kirche – Wandlung oder Untergang

Synodale Kirche – Wandlung oder Untergang

Apos­telgeschichte 2,2–4aDa kam plöt­zlich vom Him­mel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher­fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zun­gen wie von Feuer, die sich verteil­ten; auf jeden von ihnen liess sich eine nieder. Und alle wur­den vom Heili­gen Geist erfüllt.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Synodale Kirche – Wandlung oder Untergang

Von den weltlichen Medi­en weit­ge­hend unbeachtet fand Anfang Feb­ru­ar in Prag eine erstaunliche Ver­samm­lung der katholis­chen Kirche Europas statt. Vertre­tun­gen aus 39 Bischof­skon­feren­zen berichteten über die kirch­liche Sit­u­a­tion in ihren Län­dern. Dass die Span­nung zwis­chen Tra­di­tion und Wand­lung bei den grossen The­men unser­er Kirche tiefe Gräben zwis­chen den ver­schiede­nen Regio­nen Europas zieht, war zu erwarten. Als weg­weisend für die Zukun­ft kön­nte sich da der viel beachtete Ruf nach ein­er Ein­heit in der Vielfalt erweisen, die durch die Förderung regionaler Lösun­gen die kirch­liche Vielfalt achtet und würdigt.Dabei ging es in Prag gar nicht um Lösun­gen. Es ging darum, einan­der zuzuhören, mehr nicht; aber das richtig zu tun! Was die poli­tis­che Welt noch nie zus­tande gebracht hat­te, hat unsere Kirche gewagt: Da tagten hin­ter ver­schlosse­nen Türen nicht ein­fach die Regieren­den, die Bis­chöfe also, nein, in den Del­e­ga­tio­nen waren zahlre­iche Frauen und Män­ner ohne Wei­he (Laien) und ohne Amt, und ihre Stim­men wogen gle­ich viel wie die der Bis­chöfe und Priester! Das ist beacht­enswert und ver­di­ent Anerken­nung und Respekt.Darf man nun also hof­fen, dass der Ruf von Papst Franziskus nach Wand­lung zu ein­er «syn­odalen Kirche» als let­zte Chance für die Kirche gehört wor­den ist? Ja, die Kirche hat einen syn­odalen Schritt gemacht. Aber bekan­nter­weise macht eine Schwalbe noch lange keinen Som­mer. So muss man unter anderem klar bedauern, dass in Prag kein einziger Jugendlich­er und keines der ungezählten Miss­brauch­sopfer zu Wort gekom­men ist. Eine ver­passte Chance, gewiss, doch ger­ade so wurde auch deut­lich, worauf kün­ftig geachtet wer­den muss, und dass wir alle noch ler­nen müssen, wie «syn­odal» wirk­lich funk­tion­iert, und wie sehr dieser Weg her­aus­fordert.Denn in ein­er syn­odalen Kirche verän­dern sich die bish­eri­gen Rollen. Nicht nur das hier­ar­chis­che Leitungsver­ständ­nis, auch die Bedeu­tung der Taufe, die alle zu voll­w­er­ti­gen Gliedern der Kirche macht, wird in ein neues Licht gerückt. Vor­bei also die Zeit, wo gewei­hte Män­ner alleine in der Kirche bes­tim­men und die vie­len anderen Stim­men nicht zählen; vor­bei die Zeit, wo Getaufte sich zurück­lehnen und die Ver­ant­wor­tung für die Kirche den angestell­ten Funk­tionären über­lassen. Vor­bei aber auch die Zeit, in der über die Men­schen am Rande und nicht mit ihnen gere­det wird. All das wird in ein­er syn­odalen Kirche keinen Platz haben! … dafür das gemein­same Auf-dem-Weg-Sein in den Spuren Jesu.Die Frage ist heute also nicht, ob wir eine syn­odale Kirche sein wollen oder nicht. Die Frage ist, in welchen Spuren wir in die Zukun­ft gehen, von welchem Geist wir uns be-geis­tern lassen und welch­er Hoff­nung wir – trotz aller Rückschläge – eine Chance geben.Felix Ter­ri­er, Leit­er Bere­ich Kirche im Kloster Dor­nach   
Christian von Arx
mehr zum Autor
nach
soben