Sand aus Nigeria

Sie sind das kün­st­lerische High­light ein­er jeden Fas­ten­zeit und begeis­tern bere­its Kinder: Die Hungertüch­er. Auch das diesjährige Hunger­tuch, gestal­tet von Tony Nwachuk­wu aus Nige­ria, wird in nahezu jed­er Kirche in der Schweiz aus­ge­hängt. Es lädt ein zur Auseinan­der­set­zung mit unser­er Ver­ant­wor­tung für die bedro­hte Schöp­fung. Anna Steinach­er vom deutschen Hil­f­swerk Mis­ere­or hat Tony Nwachuk­wu bei der Arbeit an seinem Werk über die Schul­ter gese­hen.Nuss­braun, karmin­rot und orange schim­mert der Sand aus Nige­ria. Tony Nwachuk­wu hat ihn in kleinen Tütchen aus seinem Heimat­land mit­ge­bracht. Mit Kun­stk­le­ber fix­iert er ihn nun vor­sichtig auf der Lein­wand. Er tritt ein paar Schritte zurück, begutachtet kri­tisch sein Werk. Dann set­zt er den let­zten Strich vor der Mit­tagspause. Seit früh­mor­gens arbeit­et der bre­itschul­trige Mann in seinem Ate­lier bei Mis­ere­or in Aachen. Entwurf um Entwurf für das Hunger­tuch hat er entwick­elt, wieder ver­wor­fen, verän­dert. Teil­weise fer­tigt er die Skizzen und Foto­col­la­gen am Com­put­er an. So kann er die Far­ben schnell über­ar­beit­en oder neue Akzente set­zen.Der lange Weg zur Kun­st Tony Nwachuk­wu set­zt sich an den Tisch und schiebt gelassen die Farb­tuben bei­seite. Der Kün­stler wurde 1959 geboren und lebt er heute in Owerri/Nigeria. Für die Gestal­tung des Hunger­tuchs zur diesjähri­gen Öku­menis­chen Fas­tenkam­pagne reiste Tony Nwachuk­wu eigens nach Deutsch­land. Schon als Kind habe er sich für Kun­st inter­essiert, berichtet der Kün­stler, der in Enugu, ein­er der grössten Städte im Süden Nige­rias, aufgewach­sen ist. «Es gab viele kün­st­lerische Aktiv­itäten in meinem direk­ten Umfeld. Als klein­er Junge war ich oft dort zu find­en, wo die Kün­stler arbeit­eten. Sie bemal­ten Töpfe und Klei­der, deko­ri­erten Türen oder die Fen­ster der Häuser. Irgend­wann begann ich, selb­st zu malen.» Diese Liebe zur Kun­st stiess bei sein­er Fam­i­lie zunächst nicht auf Gegen­liebe. Nach­dem frühen Tod des Vaters wur­den Tony Nwachuk­wu und seine sechs Geschwis­ter von der Mut­ter gross­ge­zo­gen. Als ältester Sohn sollte er einen soli­den Beruf erler­nen. «Meine Mut­ter hätte es gerne gese­hen, wenn ich Arzt gewor­den wäre», erzählt Tony Nwachuk­wu . Doch der junge Mann bewarb sich 1977 für ein Kun­st­studi­um an der Uni­ver­si­ty of Nige­ria in Nsuk­ka. Nach dem Studi­um eröffnete er 1987 eine Kun­st­ga­lerie in Ower­ri. Tony Nwachuk­wu arbeit­et viel mit Batik­tech­niken und stellt unter anderem litur­gis­che Gewän­der her. In Süd­deutsch­land und Öster­re­ich hat er für einige Kirchen auch schon Kreuzwege gestal­tet.Von der Mut­ter im Glauben geprägt Religiöse The­men beschäfti­gen Tony Nwachuk­wu schon lange. Beson­ders die Mut­ter habe seinen starken Glauben geprägt. Wie als Beweis dafür zieht der Nige­ri­an­er sein Handy aus der Tasche. Auf dem Dis­play erscheint Johannes 3,16, seine Lieblingsstelle: «Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzi­gen Sohn hingab, damit jed­er, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, son­dern das ewige Leben hat.» Diese Liebe Gottes hat Tony Nwachuk­wu für die Schöp­fung Gottes sen­si­bil­isiert. Die Schöp­fung bewahren – damit alle leben kön­nen: Unter diesem Titel gestal­tete Tony Nwachuk­wu das neue Hunger­tuch der Öku­menis­chen Kam­pagne.Bren­nende Prob­leme dargestellt «Viele der weltweit drän­gend­sten Prob­leme sind auf unseren schlecht­en Umgang mit der Umwelt zurück zu führen», so der vier­fache Vater. «Die Fol­gen dieser Aus­beu­tung erfahren wir am eige­nen Leib, beson­ders in den Län­dern des Südens. Dür­ren, Über­schwem­mungen, den Raub­bau der Ölfir­men im Delta des Niger, verseuchte Flüsse und ver­siegende Trinkwasser­brun­nen – das sind aktuelle The­men, nicht nur in Nige­ria», erk­lärt der Kün­stler. Und genau diese bren­nen­den Prob­leme hat Tony Nwachuk­wu auch im Hunger­tuch dargestellt. Kon­trastiert durch einen blühen­den Garten Eden. Sechs Men­schen aus ver­schiede­nen Natio­nen, Män­ner, Frauen und ein Kind, sitzen dort im Hal­bkreis um eine Erd­kugel. In ihrer Mitte ste­ht eine Osterk­erze und erleuchtet die Gesichter. Die Welt, um die herum sie sitzen und für die sie Ver­ant­wor­tung übernehmen wollen, beste­ht aus afrikanis­ch­er Erde und rotem Sand aus Nige­ria.Anna Steinach­er, Misereor/acm 
Andreas C. Müller
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