«Ein Leuchtturm kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft»

«Ein Leuchtturm kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft»

  • In Lup­fig soll das erste Pro­jekt der kirch­lichen Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» entste­hen, ein Gemein­schaft­szen­trum mit mehreren Wohnein­heit­en, öffentlich genutzten Bere­ichen und Begeg­nungszo­nen.
  • Das Siegerpro­jekt stammt von der Meier Led­er Architek­ten AG in Baden. Es hat sich gegen 40 weit­ere Wet­tbe­werb­steil­nehmer durchge­set­zt.
  • Der Neubau löst das 25-jährige Pro­vi­so­ri­um des Kirchen­zen­trums Paulus in Lup­fig ab und soll zum inno­v­a­tiv­en kirch­lichen Tre­ff­punkt der Katho­liken im Bir­rfeld-Eige­namt wer­den.



In Lup­fig soll ein neues katholis­ches Kirchen­zen­trum entste­hen. Rund um die beste­hende Pauluskirche sind ein neues Gemein­schaft­szen­trum, mehrere Wohnein­heit­en, öffentlich genutzte Bere­iche und Begeg­nungszo­nen geplant, denn das «Paulushu­us», Büro- und Ver­samm­lungsraum des Kirchen­zen­trums Paulus in Lup­fig, beste­ht seit über 25 Jahren als Pro­vi­so­ri­um und muss drin­gend erset­zt wer­den. Für die Neugestal­tung des katholis­chen Zen­trums wurde darum im Som­mer 2019 ein Pro­jek­twet­tbe­werb aus­geschrieben. Träger des dafür aus­geschriebe­nen Pro­jek­twet­tbe­werbs sind die Römisch-Katholis­che Kirchge­meinde Brugg und die Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» (siehe Kas­ten unten). 

Die Kirch­liche Wohn­baugenossen­schaft wurde seit ihrer Grün­dung mit vie­len Anfra­gen und Ange­boten für Bauen­twick­lungs­land ange­gan­gen. Beim gemein­samen Pro­jekt «Kirchen­zen­trum Paulus» hat es gefunkt. Der Perime­ter stimmt von der Grösse und der Lage. Die Nach­barschaft zum Alter­sheim und zu den Einkauf­s­möglichkeit­en ergänzt die Per­spek­tive weit über die gemein­same Nutzung von Räu­men, welche der pfar­reilichen Nutzung gewid­met sind. Die Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» ist überzeugt, dass an dieser Lage, mit diesem Zen­trum ein Mehrw­ert nicht nur für die Pfar­reiange­höri­gen, son­dern für ein ganzes Dorf oder gar eine Region geschaf­fen wer­den kann. Es wird ger­adezu exem­plar­isch aufzeigen, was unter den Zielset­zun­gen der Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» zu ver­ste­hen ist.

Pauluskirche bleibt bestehen

Die Römisch-Katholis­che Kirchge­meinde Brugg, Trägerin des Kirchen­zen­trums in Lup­fig, wollte nun nicht ein­fach einen adäquat­en Ersatz schaf­fen, son­dern inno­v­a­tiv wirken und den kirch­lichen Tre­ff­punkt der Katho­liken im Bir­rfeld-Eige­namt aufw­erten. Zur Real­isierung dieser Idee fand sie in der 2015 gegrün­de­ten Kirch­lichen Wohn­baugenossen­schaft Aar­gau «Faires Wohnen» die ide­ale Part­ner­in. Diese will, nach eigen­er Aus­sage, mit dem Pro­jekt in Lup­fig als erstes Pro­jekt dieser Art im Aar­gau «eine Art Leucht­turm für kirch­liche Präsenz in der Gesellschaft» erricht­en. Als gemein­sames Ziel bei­der Insti­tu­tio­nen wurde for­muliert, dass «ein Gesamtensem­ble aus kirch­lichen, öffentlichen und pri­vat­en Nutzun­gen mit attrak­tiv­en Aussen­räu­men» zu gestal­ten sei. Dabei soll die Pauluskirche, mit ihrer markan­ten Form und von der kan­tonalen Denkmalpflege als geschütztes Objekt eingestuft, in ihrer beste­hen­den Form erhal­ten wer­den. Den bei­den Auf­tragge­berin­nen ist es ein Anliegen, ein gesellschaftlich ver­ankertes und wirtschaftlich tragfähiges Pro­jekt zu schaf­fen.

Für den Pro­jek­twet­tbe­werb inter­essierten sich 41 Architek­ten. Ein Zeichen dafür, dass die Pro­jek­tidee auch für Fach­leute attrak­tiv ist. Nach ein­er Präqual­i­fika­tion durften schliesslich zehn Büros ihre Pro­jek­te ein­re­ichen. Die Jury set­zte sich zusam­men aus Vertretern der bei­den Auf­tragge­ber, aus unab­hängi­gen Experten ver­schieden­er Fach­bere­iche, je ein­er Vertre­tung des Bis­tums und der kan­tonalen Denkmalpflege   und ein­er Vertre­tung der Gemeinde Lup­fig. Dieses Gremi­um entsch­ied sich im März 2020 für das Pro­jekt von Meier Led­er Architek­ten AG, Baden, in Zusam­me­nar­beit mit der Land­schaft­sar­chitek­ten Schrämm­li GmbH, Zürich. Die Entschei­dung für das aus­gewählte Pro­jekt fiel ein­stim­mig. 

Mehrere kostengünstige Wohnungen

Mit dem Sieger-Pro­jekt kann nun ein neues Kirchen­zen­trum entste­hen, das Raum bietet für diverse Büros der Seel­sorge, Kat­e­ch­ese und Ver­wal­tung, aber natür­lich auch für Gemein­schaft­san­lässe. Es nimmt die For­men­sprache der Pauluskirche auf und führt sie in der Gestal­tung des neuen Kirchen­zen­trums fort. Die Aus­sen­gestal­tung eröffnet attrak­tive Begeg­nungszo­nen für die Kirchenbe­such­er, aber eben­so für die Nach­barschaft und die gesamte Bevölkerung. Im weit­eren Bere­ich des Ensem­bles sind zwei Gebäude mit mehreren attrak­tiv­en, zeit­gemässen und kostengün­sti­gen Wohnein­heit­en geplant. Dort ist auch die weit­ere öffentliche Nutzung durch eine Kindertagesstätte mit Hort vorge­se­hen. Zur Real­isierung des inno­v­a­tiv­en Baupro­jek­tes wird den Stimm­bürg­ern in der Kirchge­mein­de­v­er­samm­lung der Römisch-Katholis­chen Kirchge­meinde Brugg am 1. Dezem­ber 2020 ein Pro­jek­tierungskred­it zur Entschei­dung vorgelegt.


Kirch­liche Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen»

Die Kirch­liche Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» wurde auf Ini­tia­tive der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche des Kan­tons Aar­gau am 4. Mai 2015 in Aarau gegrün­det. Ihr gehören neb­st der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau auch viele Kirchge­mein­den und Einzelper­so­n­en an. Die Wohn­baugenossen­schaft hat zum Ziel, unter dem Leit­satz «Faires Wohnen« gemein­nützi­gen, erschwinglichen und qual­i­ta­tiv guten Wohn­raum in enger Zusam­me­nar­beit mit inter­essierten Kirchge­mein­den und anderen Insti­tu­tio­nen zu erricht­en. Syn­ergien mit der Kirchge­meinde in Form von Mehrfach­nutzun­gen wie Gemein­schaft­sräu­men, Tagesstät­ten und anderen Begeg­nungsräu­men sollen geschaf­fen wer­den.

Nicht nur die Kirche hat sich in den let­zten Jahren verän­dert, auch die Beheimatung der Kirche in der Gemeinde hat sich verän­dert. Das Seel­sorgeper­son­al bewohnt sel­ten ein «Pfar­rhaus» und die Bedürfnisse von Jugen­dar­beit und diakonis­chem Wirken kön­nen sel­ten in den altherge­bracht­en Räum­lichkeit­en erfüllt wer­den. Es stellt sich somit die Frage, ob auf diese neuen Nutzun­gen mit neuen Räu­men reagiert wer­den soll oder muss. Die Wohn­baugenossen­schaft «Faires Wohnen» ist der Überzeu­gung, dass in Neubaupro­jek­ten im kirch­lichen Kon­text auch die Wohn­nutzung mit angedacht wer­den soll. Dieses Wohnen soll sich unter­schei­den von «üblichen» Wohn­nutzun­gen in der Wohn­zone. Die «Hard­ware» von Wohn­baut­en soll mit ein­er «Soft­ware» ergänzt wer­den. Diese soll gewährleis­ten, dass ein «soziales Wohnen» entste­ht, wo der Nach­bar genau­so wichtig ist, wie der eigene Balkon. Wo im Aus­tausch zwis­chen den ver­schiede­nen Nutzun­gen ein Mehrw­ert entste­ht, welch­er nur in dieser Kon­stel­la­tion erlebt wer­den kann. Junge Fam­i­lien erledi­gen Arbeit­en für die ältere Gen­er­a­tion. Diese unter­stützt dafür in der Kinder­be­treu­ung oder in der Gartenpflege. Mehr Infor­ma­tio­nen zur Wohn­baugenossen­schaft gibt es hier im Inter­net: www.faireswohnen.ch.

 

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Christian Breitschmid
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