Über 150 Übernachtungen pro Monat

Über 150 Übernachtungen pro Monat

  • Vor einem Jahr hat die Notschlaf­stelle Aar­gau ihren Betrieb im Haus Erhart an der Oberen Halde in Baden aufgenom­men.
  • Gestern Mittwoch, 23. Sep­tem­ber, lud der Vor­stand des Vere­ins Notschlaf­stelle zu ein­er Info- und Mit­gliederver­samm­lung ein.
  • Die Zwis­chen­bi­lanz zeigt, dass Vor­stand und Mitar­bei­t­ende mit grossem Engage­ment dafür sor­gen, dass das Pro­jekt gut unter­wegs ist.


Am 1. Sep­tem­ber 2019 öffnete die Notschlaf­stelle in Baden ihre Türen. Sei­ther bietet sie Nacht für Nacht sechs Schlaf­plätze für obdachlose und mit­tel­lose Men­schen. Von 20 bis 9 Uhr ist die Notschlaf­stelle offen und bietet sowohl ein warmes Nacht­essen wie auch — falls gewün­scht oder nötig — Betreu­ung während der Nacht. Die Auf­nahme erfol­gt sofort und unbürokratisch. Die Betrof­fe­nen sollen eine sichere Unterkun­ft haben, die ihre Grundbedürfnisse abdeckt.

Übernachtungen nehmen zu

Die Lei­t­erin der Notschlaf­stelle, Susi Hor­vath, erin­nert sich, dass schon am Eröff­nungstag die ersten zwei Gäste den Weg an die obere Halde 23 fan­den. Im ersten Betrieb­s­jahr verze­ich­nete die Notschlaf­stelle rund 1900 Über­nach­tun­gen. Das sind durch­schnit­tlich 158 Über­nach­tun­gen pro Monat. Während der Coro­n­azeit lief der Betrieb – mit Hygien­ekonzept — unverän­dert weit­er. Die Zahl der Über­nach­tun­gen nimmt ten­den­ziell zu. «Inzwis­chen ken­nt man uns, das Ange­bot hat sich herumge­sprochen», sagt Susi Hor­vath. Auch die Polizei frage ab und zu an, ob sie jeman­den vor­beib­rin­gen könne.

Leider ein Bedürfnis

Die grösste Aus­las­tung verze­ich­nete das Haus an der Oberen Halde im Juli 2020 mit 225 Über­nach­tun­gen. Ins­ge­samt war die Notschlaf­stelle nur während drei Nächt­en ganz leer. «Die zu Beginn des Pro­jek­ts häu­fig gestellte Frage, ob der Aar­gau über­haupt eine Notschlaf­stelle brauche, hat sich schon lange erledigt», kom­men­tierte Kurt Adler. Er war als Leit­er der Fach­stelle Diakonie der römisch-katholis­chen Lan­deskirche von Anfang an dabei.

Einsatz mit viel Herz

Wenn ihn jemand frage, ob es in der Notschlaf­stelle «laufe», müsse er antworten: «Ja, lei­der…». Dass so viele Men­schen das Ange­bot nützen müssen, ist kein Grund zur Freude. Jedoch freut sich der Vor­stand über die gute Zusam­me­nar­beit zwis­chen den angestell­ten Betreuerin­nen und Betreuern und den 24 frei­willi­gen Helferin­nen und Helfern. Sie alle erfüllen ihre Auf­gabe mit grossem Ein­satz und viel Herz. Stel­lvertre­tend für die frei­willig Engagierten kam Margrit Loosli aus Oftrin­gen zu Wort. Sie ver­bringt eine Nacht pro Woche in der Notschlaf­stelle und ist für die Gäste da: «Den Men­schen zuzuhören und ihnen Zeit zu schenken, ist das Wichtig­ste. Es hat hap­pige Schick­sale darunter. Trotz­dem kann ich die Arbeit in der Notschlaf­stelle nur weit­erempfehlen, es ist eine tolle Auf­gabe.»

Das Wohlwollen, welch­es die Notschlaf­stelle von den Anwohn­ern im Quarti­er erfährt, ist wertvoll. Man ken­nt einan­der, bleibt im Gespräch und es komme schon mal vor, dass am Son­ntag­mor­gen ein selb­st geback­en­er Zopf an der Tür­falle der Notschlaf­stelle hänge, berichtet Kurt Adler.

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Das vierköp­fige Team arbeit­et in zwei Schicht­en und wird von frei­willi­gen Helferin­nen und Helfern unter­stützt. Der Vere­in Notschlaf­stelle und das Christliche Sozial­w­erk Hope suchen weit­er­hin Frei­willige für eine bis vier Nächte pro Monat. Infos und Anmel­dung: Daniela Fleis­chmann, 056 221 84 64, " target="_blank"> oder Kurt Adler kurt.adler@kathaargau.ch

Betrieb sichern

Hin­ter der Notschlaf­stelle Aar­gau ste­ht ein Vere­in, beste­hend aus der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau, der reformierten Kirche Baden, BZB­plus Baden sowie dem Christlichen Sozial­w­erk HOPE in Baden. Das christliche Sozial­w­erk HOPE führt die Notschlaf­stelle im Auf­trag des Vere­ins. Finanziell ist der Betrieb durch Gelder der Lan­deskirchen, des Swiss­los­fonds sowie einiger Stiftun­gen bis 2022 gesichert. [esf_wordpressimage id=“22321” width=“half” float=“left”][/esf_wordpressimage]Spenden von Pfar­reien und Kirchge­mein­den bei­der Kon­fes­sio­nen sowie von anderen Insti­tu­tio­nen helfen mit, den Betrieb darüber hin­aus zu gewährleis­ten. Franz Affolter, im Vor­stand für die Finanzen zuständig, sagt:«Wir sind dran, das Geld für das vierte Betrieb­s­jahr zu sam­meln, es fehlt aber noch ein gutes Stück.»

Mit Gemein­den und dem Kan­ton laufen Gespräche, um die Sich­er­stel­lung der Finanzierung nach der Pro­jek­t­phase möglich zu machen. Ein Pos­tu­lat einiger Gross­räte an den Aar­gauer Regierungsrat ist platziert. Darin wird ver­langt, dass der Kan­ton die einzige Notschlaf­stelle im Aar­gau auf eine gesicherte Basis stellt.

Notpension im gleichen Haus

Im gle­ichen Haus an der Oberen Halde befind­et sich auch die Not­pen­sion von Hope. Sie bietet sechs Plätze und schliesst mit ihrem Ange­bot an die Notschlaf­stelle an. Er ist eine langfristige, sichere, betreute Wohn­form nachts für Men­schen mit hohem Betreu­ungs­be­darf und gerin­gen Struk­turen. Daniela Fleis­chmann, Lei­t­erin des Christlichen Sozial­w­erks Hope, betont, dass die räum­liche Nähe der bei­den Ange­bote ein gross­er Vorteil sei.

«Mit 50 Franke bisch debi!»

Im Moment beste­ht der Vere­in Notschlaf­stelle Aar­gau lediglich aus dem Vor­stand. Mit­glieder sind jedoch ab sofort her­zlich willkom­men. Die Einzelmit­glied­schaft kostet 50 Franken. Wer an ein­er Mit­glied­schaft inter­essiert ist, kann sich wen­den an:

https://youtu.be/ZFLPQx3ibQE
Marie-Christine Andres Schürch
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