Ein Zeichen des Himmels

Ein Zeichen des Himmels

Gen­e­sis 9,8–15Gott sprach zu Noach und seinen Söh­nen, die bei ihm waren: Hier­mit schliesse ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkom­men und mit allen Lebe­we­sen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekom­men sind.Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wass­er der Flut aus­gerot­tet wer­den; nie wieder soll eine Flut kom­men und die Erde verder­ben.Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bun­des, den ich stifte zwis­chen mir und euch und den lebendi­gen Wesen bei euch für alle kom­menden Gen­er­a­tio­nen: Meinen Bogen set­ze ich in die Wolken; er soll das Bun­desze­ichen sein zwis­chen mir und der Erde.Balle ich Wolken über der Erde zusam­men und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bun­des, der beste­ht zwis­chen mir und euch und allen Lebe­we­sen, allen ­Wesen aus Fleisch, und das Wass­er wird nie wieder zur Flut wer­den, die alle Wesen aus Fleisch ver­nichtet.Ein­heit­süber­set­zung 

Ein Zeichen des Himmels

Es ist noch nicht lange her, wir sassen bei ein­er Sitzung und quäl­ten uns durch diverse Trak­tanden, als plöt­zlich eine Kol­le­gin aus­rief: «Oh, habt Ihr den Regen­bo­gen gese­hen?»Es gibt wohl nur wenige Natur­phänomene, die alle Men­schen, Jung und Alt, so sehr in den Bann ziehen wie ein Regen­bo­gen.Der Anblick, der sich uns bot, war ein­fach wun­der­bar: Über der Stadt hin­gen pech­schwarze Regen­wolken, aber weit­er drüben, über den grü­nen Hügeln, strahlte die Abend­sonne. Und da span­nte sich ein leuch­t­en­der Regen­bo­gen über die ganze Region und blieb minuten­lang ste­hen. Unglaublich schön – ergreifend! Unter den dun­klen Regen­wolken die Häuser all der Men­schen mit ihren All­t­ags­geschicht­en – fro­he und schöne Geschicht­en, aber auch solche, die von Leid und Kampf, von Sorge und Stre­it, von Über­forderung und Stress erzählen – und darüber wie ein Dach, ruhend und mächtig, unan­tast­bar und unberührt: der far­ben­fro­he Regen­bo­gen. Wer direkt darunter ist, sieht ihn nicht. Der spürt nur den Regen. Und doch ist er da.Die bib­lis­che Erzäh­lung von der Sint­flut macht den Regen­bo­gen zu einem der schön­sten Hoff­nungsze­ichen des Alten Tes­ta­ments. Das Zeichen des Bun­des zwis­chen Gott und all seinen Geschöpfen. Gott verbindet durch den Regen­bo­gen den Him­mel mit der Erde. Wie über eine Brücke geht er im Regen­bo­gen auf uns zu und lädt uns ein, ihm zu ver­trauen. Doch Gott belässt es nicht bei einem Zeichen. In seinem Sohn Jesus Chris­tus kommt er selb­st in unsere Welt, wird selb­st zur Brücke zwis­chen Him­mel und Erde.Der Regen­bo­gen, ein Zeichen dafür, dass Gott seine Welt liebt und nicht vergessen wird. Hof­fen wir nicht alle, dass wir ihn in unserem Leben immer wieder sehen, den Regen­bo­gen? Ger­ade dann, wenn ich im Regen meines Lebens ste­he, wenn die Flut nahe ist – vielle­icht nicht eine Flut von Wass­er, aber eine Flut von Bedrohlichem, Beängsti­gen­dem, Gewal­ten gegen das Leben – wenn ich nicht weiss, ob ich der Sonne, die sich da schon wieder zeigt, wirk­lich trauen soll, und stattdessen auf die dun­kle Wolken­wand blicke, die über mich hin­wegge­gan­gen ist, auf mich herabreg­net … ger­ade dann brauche ich dieses Zeichen der Hoff­nung, dieses Zeichen der Treue, welch­es mich daran erin­nert, dass Gott sein Ver­sprechen hält. Das kleine Wörtchen «treu» hat densel­ben Wort­stamm wie «Trost». Und so will das Sym­bol der Treue uns auch ein Sym­bol des Trostes wer­den. Nicht die ver­nich­t­ende Flut, son­dern der leuch­t­ende Regen­bo­gen ist das Sym­bol, das für den Gott ste­ht, auf den wir unser Leben bauen, zu dem wir beten.Der Regen­bo­gen – was für ein tief­sin­niges und hoff­nungsvolles Zeichen! Gewiss: wir kön­nen ihn durch Zer­legung in Spek­tral­far­ben und Reflex­ion der Son­nen­strahlen in den Regen­tropfen wis­senschaftlich erk­lären. Aber würde uns nicht etwas Wesentlich­es fehlen, wenn wir über dieses Naturschaus­piel nicht mehr staunen und uns von seinem tief­er­en Sinn nicht mehr berühren lassen kön­nten?Nadia Miri­am Keller, The­olo­gin, ursprünglich Pflege­fach­frau, arbeit­et in der Pfar­rei St. Odil­ia, Arlesheim
Redaktion Lichtblick
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