Wir müssen umdenken
Dr. Fatima Mbacke konnte ihren Kindheitstraum von einem medizinischen Beruf verwirklichen. Oft verhindert jedoch Hunger, dass Kinder ihr volles Potential entfalten können.
Bild: © Fastenaktion / HEKS

Wir müssen umdenken

Die aktuelle Fastenkampagne ruft ​zum Kampf gegen den Hunger auf

Hunger ist nicht nur ein Mangel an Kalorien, sondern eine tiefgreifende strukturelle Ungerechtigkeit, die die Zukunft ganzer Generationen zerstört.


Alle 13 Sekun­den stirbt ein Kind an den Fol­gen von Hunger. Jährlich wer­den rund zwei Mil­lio­nen Kinder auf­grund von Man­gel­ernährung nicht ein­mal fünf Jahre alt. Die neusten Zahlen der UN-Ernährungs- und Land­wirtschaft­sor­gan­i­sa­tion zeigen: 2023 hungerten rund 733 Mil­lio­nen Men­schen, und 2,8 Mil­liar­den – jed­er Dritte weltweit – kon­nten sich keine gesunde Ernährung leis­ten. Trotz der Bemühun­gen der Vere­in­ten Natio­nen, den Hunger bis 2030 zu been­den, steigt die Zahl der Unter­ernährten.

Ungleichheit und Profitgier

Über die Hälfte der Hungern­den lebt in kon­flik­t­geprägten Regio­nen und kann ihre Felder nicht mehr bewirtschaften. Kli­maer­wär­mung, steigende Lebens­mit­tel­preise und Pan­demiefol­gen ver­schär­fen die Sit­u­a­tion. Doch die Wurzeln reichen tiefer: Laut dem UN-Son­der­berichter­stat­ter für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, sind glob­ale Ungle­ich­heit, Armut, Diskri­m­inierung und die Macht der Agrarkonz­erne die Haup­tur­sachen. Denn es wer­den weltweit aus­re­ichend Nahrungsmit­tel pro­duziert: Hunger ist vor allem ein Verteilung­sprob­lem. Die indus­trielle Land­wirtschaft zielt auf Prof­it, was Böden aus­laugt, Wasser­re­ser­ven erschöpft, Klein­bauern ver­drängt und Lan­draub fördert. Ein Drit­tel der pflan­zlichen Kalo­rien, vor allem aus Soja und Mais, geht in die Tier­fut­ter­pro­duk­tion statt in die men­schliche Ernährung.

Versteckter Hunger

Viele Men­schen im Glob­alen Süden sind deshalb gezwun­gen, sich ein­seit­ig nur von Weizen, Reis, Mais oder bil­ligem Fast Food zu ernähren. Dadurch fehlen ihnen lebenswichtige Nährstoffe wie Vit­a­mine und Min­er­alien. Unter­ernährte Men­schen sind anfäl­liger für Krankheit­en und zu geschwächt zum Arbeit­en. Man­gel­ernährte Kinder sind in ihrer kör­per­lichen und geisti­gen Entwick­lung oft irre­versibel beein­trächtigt und kön­nen dem Unter­richt kaum fol­gen. So raubt Hunger ganzen Gen­er­a­tio­nen ihre Zukun­ft.

Es braucht langfristige Lösungen

Human­itäre Hil­fe ist in Krisen hil­fre­ich, doch zur Bekämp­fung des chro­nis­chen Hungers bedarf es langfristiger Lösun­gen. Die Welt muss umdenken und ein neues Land­wirtschafts- und Ernährungssys­tem entwick­eln, das sich an den Bedürfnis­sen der Men­schen und den lokalen Gegeben­heit­en ori­en­tiert sowie die Umwelt schont. Fas­te­nak­tion set­zt in ihren Pro­jek­ten auf agrarökol­o­gis­che Land­wirtschaft, die nicht Prof­it, son­dern das Recht auf Nahrung ins Zen­trum stellt und die Wider­stands­fähigkeit gegenüber der Kli­maer­wär­mung stärkt. Par­al­lel dazu braucht es eine Förderung der bäuer­lichen Rechte auf Nahrung, Land, Saatgut, Wass­er, Bio­di­ver­sität sowie Mit­sprache der klein­bäuer­lichen Bevölkerung. Auch in der Schweiz set­zt sich Fas­te­nak­tion für ein nach­haltiges und gerecht­es Pro­duk­tions- und Ernährungssys­tem ein, das allen Men­schen eine Chance auf eine gute Zukun­ft ohne Hunger ermöglicht.

Hunger frisst Zukun­ft

Die Öku­menis­che Fas­tenkam­pagne 2025

Die Öku­menis­che Kam­pagne 2025 von Fas­te­nak­tion und HEKS startet einen Drei-Jahres-Zyk­lus zu diesem The­ma. Viele Men­schen im Glob­alen Süden lei­den Hunger, ein struk­turelles Unrecht, das die Zukun­ftsper­spek­tiv­en ganz­er Gen­er­a­tio­nen zer­stört. Beson­ders Kinder sind betrof­fen, deren Entwick­lung durch Man­gel­ernährung stark beein­trächtigt wird und ihre Bil­dung ver­hin­dert. Saisonale, faire Einkäufe bei uns kön­nen helfen, die Wirtschaft im Süden zu stärken. Mehr Infos auf www.sehen-und-handeln.ch.

Wir müssen umdenken - Lichtblick Römisch-katholisches Pfarrblatt der Nordwestschweiz 1
Auf dem von der Kün­st­lerin Kon­stanze Trom­mer geschaf­fe­nen Hunger­tuch ver­schmelzen Erde und Brot auf einem kos­mis­chen Hin­ter­grund miteinan­der. Das Bild stellt uns Fra­gen: Wer verzehrt die Welt? Wer ernährt, und wer wird ernährt? Wer wird gesät­tigt, und wessen Zukun­ft wird gefressen? Bild: © Fas­te­nak­tion / HEKS

Was kann ich tun?

Wir ste­hen der Sit­u­a­tion im Glob­alen Süden nicht macht­los gegenüber. ​Wir kön­nen:

  • Saison­al und region­al kon­sum­ieren und die Dynamik der Prof­it­max­imierung drosseln
  • Lebens­mit­tel wertschätzen und bere­it sein, für gerecht pro­duzierte Lebens­mit­tel etwas mehr zu bezahlen
  • Ver­schwen­dung von Lebens­mit­teln ver­mei­den
  • Geld für Organ­i­sa­tio­nen und Pro­jek­te spenden, die sich in diesem Bere­ich engagieren
  • Bio­di­ver­sität fördern, auch bei uns
  • Poli­tis­che Kam­pag­nen und Parteien unter­stützen, die sich für ein gerecht­es glob­ales Ernährungssys­tem ein­set­zen

Redaktion Lichtblick
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