«Spiis&Gwand» und «treff.punkt» gewinnen Sozialpreis

«Spiis&Gwand» und «treff.punkt» gewinnen Sozialpreis

  • Seit 2004 vergeben die Aar­gauer Lan­deskirchen alle zwei bis drei Jahre einen Sozial­preis. Zum ersten Mal wur­den auss­chliesslich ehre­namtliche Pro­jek­te berück­sichtigt.
  • Mit «Spiis&Gwand» sowie dem Vere­in «treff.punkt» wur­den Pro­jek­te geehrt, die sich für die Inte­gra­tion von Flüchtlin­gen und die Unter­stützung von Men­schen in finanziellen Not­la­gen engagieren.
 Total 26 Bewer­bun­gen für den mit gesamthaft 20 000 Franken dotierten Sozial­preis der Aar­gauer Lan­deskirchen seien einge­gan­gen, erk­lärte Hanspeter Leim­gru­ber am Fre­itagabend, 19. Okto­ber, im Aar­gauer Nat­u­ra­ma. Der Banker ist als Vertreter der Wirtschaft Mit­glied im Sozial­rat der Aar­gauer Lan­deskirchen (siehe auch rechts). In die engere Wahl geschafft hät­ten es schliesslich 15 Pro­jek­te. Bei diesen habe man geprüft, inwieweit sie inno­v­a­tiv, inte­gra­tiv und sym­pa­thisch seien und inwieweit sie den Sol­i­dar­itäts­gedanken verin­ner­licht hät­ten. «Eigentlich hät­ten alle 15 Bewer­bun­gen eine Ausze­ich­nung ver­di­ent», so Hanspeter Leim­gru­ber. Man habe sich dann aber entsch­ieden, fünf Pro­jek­te zu prämieren – und von diesen zwei beson­ders her­vorzuheben.

«Spiis&Gwand»: Preisgeld für Spielgruppe

Mit je 7 000 Franken bedacht wur­den «Spiis&Gwand» aus Oftrin­gen und sowie der Wet­tinger Vere­in «treff.punkt». «Spiis&Gwand» ist ein Pro­jekt der Reformierten Kirche Oftrin­gen. Eine «riesige Ausze­ich­nung für 13 Jahre Arbeit» sei das, freute sich Son­ja Neuen­schwan­der, welche den Preis stel­lvertre­tend für die gesamthaft 30 Frei­willi­gen ent­ge­gen­nehmen durfte, die sich um die Abgabe von frischen Lebens­mit­teln an Bedürftige küm­mern, einen Sec­ond­hand-Klei­der­laden mit Kaf­feeecke und Kinder­be­treu­ung führen und Men­schen in schwieri­gen Lebenssi­t­u­a­tio­nen berat­en und begleit­en. Allein 50 Taschen mit Lebens­mit­teln wer­den monatlich an aus­gewählte Zielper­so­n­en verteilt.Das Geld aus dem Sozial­preis soll zur Deck­ung von Unkosten dienen, aber auch in neue Pro­jek­te fliessen, stellte Son­ja Neuen­schwan­der am Rande der Preisver­gabe gegenüber Hor­i­zonte in Aus­sicht. Angedacht seien Unter­stützung bei der Woh­nungssuche, eine Spiel­gruppe für Kinder von Flüchtlings­fam­i­lien sowie Coif­feur­di­en­stleis­tun­gen.

«treff.punkt»: Rascher und flexibler reagiert als andere  

Eben­falls 7 000 Franken erhielt der Vere­in «treff.punkt» aus Wet­tin­gen, der Flüchtlinge und Asyl­suchende bei der Inte­gra­tion unter­stützt. Der Vere­in organ­isiert in erster Lin­ie nieder­schwellige Sprachkurse und Tre­ffmöglichkeit­en, pro­fil­ierte sich dann mit spez­i­fis­ch­er Unter­stützung bei der Stellen- und Lehrstel­len­suche für Flüchtlinge sowie mit Nach­hil­fekursen in Math­e­matik.Er habe fast ein schlecht­es Gewis­sen, dass man diesen Preis bekomme, weil es ja so viele andere Ini­tia­tiv­en gebe, die sich genau­so für Flüchtlinge ein­set­zten, meinte Odo Cam­pono­vo, als er für die gut 80 frei­willig Engagierten den Preis ent­ge­gen­nahm. Dass das Engage­ment des Vere­ins «treff.punkt» gle­ich­wohl bei der Jury der­art Anklang fand, führte Odo Cam­pono­vo gegenüber Hor­i­zonte auf den Umstand zurück, dass der Vere­in sehr rasch und flex­i­bel auf neue Bedürfnisse habe einge­hen kön­nen. Konkrete meinte er in diesem Zusam­men­hang die Unter­stützung bei der Stellen- und Lehrstel­len­suche durch pen­sion­ierte Berufs­ber­ater sowie auch das Ange­bot von Math­e­matik­nach­hil­fe, als fest­gestellt wurde, dass es in dieser Diszi­plin bei vie­len Flüchtlin­gen hapert.Unter­stützt wird der Vere­in «treff.punkt» von der Kirchge­meinde Wet­tin­gen sowie auch vom Net­zw­erk Asyl Aar­gau. Vom Preis­geld, so Odo Cam­pono­vo, soll­ten die Frei­willi­gen zu Wei­h­nacht­en eine Anerken­nung für ihre Arbeit erhal­ten. Der grösste Teil des finanziellen Zus­tupfs aus dem Wet­tbe­werb solle zur Deck­ung der Fahrtkosten von Teil­nehmenden der ver­schiede­nen Ange­bote einge­set­zt wer­den.

Ehrenpreise für «Hope», Jugendrotkreuz und «pro pallium»

Mit je 2 000 Franken bedacht wur­den «Hope» aus Baden, das Pro­jekt UMA des Jugen­drotkreuzes im Aar­gau sowie der Vere­in «pro pal­li­um» — eine Pal­lia­tivs­tiftung für Kinder und junge Erwach­sene. Die Insti­tu­tion «Hope», die vor allem mit der Beherber­gung von Obdachlosen regionale Bekan­ntheit erlangte, wurde für ihre indi­vidu­ell abges­timmte Hil­fe in der Woh­nungssuche geehrt, das Jun­gen­drotkreuz für die in Suhr und Men­ziken regelmäs­sig durchge­führten Inputabende, die unbe­gleit­ete min­der­jährige Asyl­suchende (UMA) darin unter­stützen sollen, sich in unser­er Gesellschaft schneller einzuleben und zuge­hörig zu fühlen.In ihrer Lau­da­tio auf die Frei­willi­ge­nar­beit strich Ines Wal­ter-Grimm, Lei­t­erin von Benevol Aar­gau, die Bedeu­tung der Frei­willi­ge­nar­beit für die Gesellschaft her­aus. «700 Mil­lio­nen Stun­den frei­willige Arbeit wer­den jährlich in der Schweiz geleis­tet», so Ines Wal­ter-Grimm. Das seien fast genau so viele Stun­den, wie bezahlt im Gesund­heits- und Sozial­bere­ich anfie­len. Und weit­er: «Die Schweiz ist Vize-Europameis­ter der Frei­willi­ge­nar­beit — hin­ter Hol­land.» Im Aar­gau sei zudem die Förderung der Frei­willi­ge­nar­beit im Sozialge­setz ver­ankert.

«Ehrenamtliche sind glücklicher und gesünder»

«Der Ein­fluss von Frei­willi­ge­nar­beit hat erwiesen­er­massen einen pos­i­tiv­en Ein­fluss auf die Work-Life-Bal­ance und die Gesund­heit», betonte Ines Wal­ter-Grimm weit­er und meinte: Frei­willi­ge­nar­beit sei ein «Win hoch drei», weil sowohl die Nutzniess­er der Frei­willi­ge­nar­beit, die Frei­willi­gen sel­ber, aber auch die gesamte Gesellschaft davon prof­i­tiere. Schade sei nur, dass ten­den­ziell immer weniger Men­schen Frei­willi­ge­nar­beit leis­teten.Als Ehren­gast über­brachte Sozial- und Gesund­heits­di­rek­torin Franziska Roth Gruss­worte der Aar­gauer Regierung. «Das ist für mich eine gute Gele­gen­heit, allen Ehre­namtlichen für ihren Ein­satz her­zlich zu danken», erk­lärte die SVP-Regierungsrätin. Soziales Engage­ment sei unbezahlbar und für die Gesellschaft von gross­er Bedeu­tung. «Ohne diesen Ein­satz wäre die Gesellschaft arm dran», meinte Franziska Roth.
Andreas C. Müller
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