Kardinal Kurt Koch: Zur Ökumene

Kardinal Kurt Koch: Zur Ökumene

  • Im Rah­men der Sendung «Per­spek­tiv­en» von Schweiz­er Radio SRF2 stellte sich Kar­di­nal Kurt Koch am Son­ntag den Fra­gen aus der Hör­erschaft. Diese dreht­en sich vor allem um das gemein­same Abendmahl.
  • Der «Ökumene-Min­is­ter» des Pap­stes betonte in seinen Antworten, dass es bei der Frage der Ökumene wichtigere The­men gebe als das gemein­same Abendmahl.
 «Frag’ den Kar­di­nal!», lautete der Titel der SRF-Sendung mit Kurt Koch, dem Präsi­den­ten des Päp­stlichen Rates zur Förderung der Ein­heit der Chris­ten. Am meis­ten bran­nte den Hörerin­nen, Hör­ern und Social-Media-Usern offen­bar das The­ma des gemein­samen Abendmahls unter den Nägeln, wie aus ein­er ganzen Rei­he von Fra­gen zu diesem The­ma ersichtlich wurde.

«Letztes Abendmahl nicht auf dem Marktplatz gefeiert»

«Wie lange müssen wir noch auf ein gemein­sames Abendmahl warten?», lautete eine der ersten Fra­gen, die Mod­er­a­tor Raphael Rauch im Namen eines Face­book-Users dem vatikanis­chen «Ökumene-Min­is­ter» stellte. Es gehe nicht nur darum, gemein­sam Eucharistie zu feiern, ent­geg­nete Kurt Koch, «son­dern erst ein­mal darum, dass wir Gemein­schaft in der Kirche find­en, dass wir zu ein­er verbindlichen Glaubens­ge­mein­schaft kom­men.» Eine Ein­heit in der Kirche könne nur eine Ein­heit im Glauben sein. «Es gibt ver­schiedene Vorstel­lun­gen von dem, was Eucharistie ist. Da müssen wir mehr Gemein­samkeit­en find­en.»Auf die Frage, ob er denn wirk­lich glaube, dass Jesus, der seinen Jüngern sog­ar die Füsse wasche, jeman­den vom Abendmahl auss­chliessen würde, ent­geg­nete Kar­di­nal Koch: «Jesus lädt sich­er alle ein, aber er hat das let­zte Abendmahl auch nicht auf dem Mark­t­platz von Jerusalem gefeiert.» Dieses habe er vielmehr «mit seinen Jüngern gefeiert.» Und er habe ihnen den Auf­trag gegeben, dieses in Zukun­ft zu tun.

Der schwierige Begriff der «Transsubstantiation»

Dass es eine «Ökumene der Offiziellen» und eine pro­gres­si­vere «Ökumene der Basis» gebe, wie ein Hör­er es for­mulierte, liess Kurt Koch nicht gel­ten. In sein­er 15-jähri­gen Amt­szeit als Bischof von Basel habe er viele Unter­schiede an der Basis gese­hen. Die Basis ein­er­seits und die Kirchen­leitung ander­er­seits, das seien keine geschlosse­nen Grössen. Wichtig sei, mehr aufeinan­der zu hören. «Wir kön­nen nicht, indem wir Ein­heit suchen, neue Spal­tun­gen pro­duzieren», so Kurt Koch.Auf die Bedeu­tung der Transsub­stan­ti­a­tion­slehre ange­sprochen, erk­lärte Kurt Koch: Transsub­stan­ti­a­tion bedeute nicht, dass es um eine ding­hafte Gegen­wart Jesu gehe, son­dern eine per­son­ale Gegen­wart. «Wir Katho­liken sind überzeugt, dass in der Eucharistie, in den Gaben von Brot und Wein, Chris­tus selb­st als der Aufer­standene gegen­wär­tig ist.» Den­noch zeigte er Ver­ständ­nis dafür, dass Men­schen Mühe hät­ten mit diesem Begriff: «Heute ver­ste­hen wir unter Sub­stanz das Gegen­teil von dem, was damals damit gemeint war.»Mit «Sub­stanz» seien heute materielle, ding­hafte Wirk­lichkeit­en gemeint. Damals habe man unter diesem Begriff das ver­standen, «was der konkreten Real­ität unsicht­bar zugrunde liegt, also das eigentliche Wesen ein­er Sache; nicht dieser Tisch, son­dern die Idee des Tis­ches.» In diesem Sinn sei die Lehre von der Transsub­stan­ti­a­tion dur­chaus gültig, aber schw­er ver­mit­tel­bar, weil die Sprache sich geän­dert habe.

«Blind für das, was in der Zwischenzeit geschehen ist»

Kurt Koch bedauerte, dass die Ökumene bisweilen reduziert werde auf die Frage nach dem gemein­samen Abendmahl: Dann werde man «auch blind für das, was in der Zwis­chen­zeit geschehen ist». Man müsse ausser­dem auch schauen, wie andere Kirchen auf die katholis­che Kirche reagierten. Es gebe beispiel­sweise ortho­doxe Kirchen, «mit denen kön­nen wir nicht ein­mal zusam­men beten.»Ökumene heisse immer auch Dia­log, das bedeute, sen­si­bel auf die anderen zu hören, wie sie die Sit­u­a­tion wahrnäh­men. «Die Ein­heit ist nicht etwas, was wir Men­schen machen kön­nen. Ein­heit ist immer ein Geschenk Gottes.»
Andreas C. Müller
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