Akt der Soli­da­ri­tät und des Widerstands

  • Seit Juli 2019 fin­det jeden Monat am 22. eine lit­ur­gi­sche Fei­er vor einer Kir­chen­tür irgend­wo im Aar­gau statt.
  • Die Fei­ern machen den Skan­dal sicht­bar, dass noch immer vie­le Men­schen aus der katho­li­schen Kir­che aus­ge­schlos­sen werden.
  • Zu Beginn auf ein Jahr aus­ge­legt, gehen die Fei­ern vor der Kir­chen­tür bereits ins vier­te Jahr. Weil das Anlie­gen unver­min­dert aktu­ell ist, aber auch, weil die Fei­ern dich­te Momen­te der Zuver­sicht schaffen.


Mit Blick auf den lau­schi­gen Innen­hof vor dem öku­me­ni­schen Kir­chen­zen­trum in Ehren­din­gen sagt Clau­dia Men­nen: «Heu­te Abend ist es zwar kein Opfer, draus­sen zu fei­ern. Aber es ist ein Zei­chen.» 25 Men­schen sit­zen auf den Bän­ken vor der Kir­chen­tür, ein Drit­tel davon Män­ner. Mar­le­ne Moritz und Iris Kauf­mann haben die Fei­er vor­be­rei­tet, mit­ge­stal­tet wird sie von Clau­dia Men­nen von der Fach­stel­le Bil­dung und Prop­stei der Aar­gau­er Landeskirche.

Die «lit­ur­gi­schen Fei­ern vor der Kir­chen­tür» fin­den seit Juli 2019 jeden Monat am 22. vor der Kir­chen­tür einer Aar­gau­er Kir­che statt. Manch­mal fin­den gar meh­re­re Fei­ern par­al­lel statt, wie an die­sem Abend: «Wir beten heu­te zusam­men mit den Men­schen im Klo­ster Fahr, die mit Prio­rin Ire­ne und Su-​san­ne Andrea Bir­ke die glei­che Fei­er im Lau­da­to si’-Garten abhal­ten», hält Clau­dia Men­nen fest. Ihre Fach­stel­le hat­te die Fei­ern ins Leben geru­fen, um zusam­men mit ande­ren Initia­ti­ven wie «Gleich­be­rech­ti­gung. Punkt. Amen», «Maria 2.0» oder dem «Gebet am Don­ners­tag» der For­de­rung nach einer Kir­che umfas­sen­der Gleich­wer­tig­keit Nach­druck zu verleihen.

Draus­sen vor der Kirchentür


Jeweils am 22. des Monats fin­den Fei­ern vor einer ande­ren Kir­chen­tür im Aar­gau statt: 

Sa, 22. Okto­ber, 17.30 Uhr vor der kath. Kir­che St. Mar­tin in Wittnau. 

Di, 22. Novem­ber, 18 Uhr vor der kath. Kir­che in Neuenhof.

Do, 22. Dezem­ber, 18 Uhr vor der kath. Kir­che in Koblenz. 

Wei­te­re Daten und Informationen:

www.maria-von-magdala

Vie­le sind noch immer ausgeschlossen

Clau­dia Men­nen ruft in Erin­ne­rung: «Dass wir vor der Kir­chen­tür fei­ern, ist ein Akt der Soli­da­ri­tät und des Wider­stands. Soli­da­ri­tät mit den Men­schen, die aus unse­rer Kir­che noch immer aus­ge­schlos­sen sind: wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, gleich­ge­schlecht­lich Lie­ben­de oder Frau­en, die sich in ein Wei­he­amt beru­fen fühlen.»

Schutz­pa­tro­nin der Fei­ern ist Maria von Mag­da­la. Sie wur­de 2016 von Papst Fran­zis­kus offi­zi­ell als «Apo­ste­lin der Apo­stel» in den Kir­chen­ka­len­der erho­ben, ihr Fest­tag ist der 22. Juli. Iris Kauf­mann teilt ihre Gedan­ken zu Maria Mag­da­le­na mit den Fei­ern­den in Ehren­din­gen: «Bis zum Ende bei Jesus am Kreuz aus­zu­hal­ten, brauch­te unvor­stell­bar viel Mut und Kraft. Als Maria Mag­da­le­na den auf­er­stan­de­nen Jesus und er sie beim Namen nennt, glaubt sie ein­fach. Maria von Mag­da­la beweist bedin­gungs­lo­se Lie­be und Vertrauen.»

Glau­ben an die Veränderung

Eben­so viel Ver­trau­en und Mut brau­che es, um an Ver­än­de­run­gen in der katho­li­schen Kir­che zu glau­ben und für die Gleich­wer­tig­keit aller zu kämp­fen. Die Frau­en und Män­ner in Ehren­din­gen brin­gen ihre Hoff­nung zum Aus­druck, dass die katho­li­sche Kir­che mit der Syn­ode im Okto­ber 2023 einen ent­schei­den­den Schritt vor­wärts macht: «Der Papst wird dann die ersten Dia­ko­nin­nen wei­hen», sagt eine Anwesende.

Getra­gen von Musik und Gebet spürt die in Ehren­din­gen ver­sam­mel­te Gemein­schaft ein Stück des Ver­trau­ens, das Maria von Mag­da­la vor­ge­lebt hat. Die drei Frau­en schlies­sen mit den Wor­ten: «In die­sem Ver­trau­en wer­den wir vor­wärts gehen. Wir wer­den nicht auf­ge­ben und nicht nachlassen.»

Marie-Christine Andres Schürch
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