Taufe — das Fundament des Glaubens

Taufe — das Fundament des Glaubens

Im Wasser­schloss der Schweiz, am Zusam­men­fluss von Aare, Reuss und Lim­mat liegt die Gemeinde Geben­storf. Vielle­icht ist es kein Zufall, dass in der katholis­chen Kirche von Geben­storf ein beson­deres Tauf­beck­en ste­ht: eines mit Wasser­hahn.Begrüsst Gemein­deleit­er Andreas Zim­mer­mann eine Fam­i­lie zur Taufe, dreht er den Hahn auf und lässt das Wass­er ins Beck­en fliessen. Das Plätsch­ern füllt dann die Kirche und macht den Ver­sam­melten sinnlich bewusst, dass Wass­er lebendig ist und lebendig macht.Tod und Aufer­ste­hung «Taufen», auf Griechisch «bap­tizein» bedeutet eigentlich «ein­tauchen». Das Ein­tauchen ins Wass­er versinnbildlicht Tod und Aufer­ste­hung. Wass­er ist denn auch eines der ersten Stich­worte, die jun­gen Eltern zum The­ma Taufe ein­fall­en. Dicht darauf fol­gen die Begriffe Gemein­schaft, Zuge­hörigkeit und Tra­di­tion. «Wir sind bei­de christlich erzo­gen wor­den und möcht­en unseren Kindern diesen Glauben weit­ergeben», sagt eine dreifache Mut­ter, die sich in der Kirche engagiert. Doch auch kirchen­fernere Paare scheinen sich häu­fig auf ihren christlichen Glauben zu besin­nen, wenn sie Eltern wer­den. In Deutsch­land zum Beispiel kom­men auf vier Geburten mit wenig­stens einem katholis­chen Eltern­teil fast drei katholis­che Taufen. Wie das Sta­tis­tis­che Bun­de­samt fes­thält, ist diese Zahl seit Jahrzehn­ten sta­bil. In der Schweiz existiert keine solche Erhe­bung, die Sit­u­a­tion dürfte sich aber ähn­lich präsen­tieren.Weg öff­nen Viele nehmen Reli­gion und Kirche als Möglichkeit wahr, im Leben Halt zu find­en und wollen ihrem Kind diesen Weg offen­hal­ten, auch wenn sie sel­ber sich von der Kirche ent­fer­nt haben. «Die Taufe ist Bestandteil unser­er Reli­gion – wenn sich unsere Kinder später für etwas anderes entschei­den, soll es so sein. Aber mit der Taufe haben wir mal einen Grund­stein gelegt.», erk­lärt eine Mut­ter den Entscheid für die Taufe. Als Kern der Taufe in den christlichen Kirchen gilt der ein­fache Satz: «Ich taufe dich im Namen des Vater, des Sohnes und des Heili­gen Geistes.» Die Taufe als fun­da­men­tales Sakra­ment gliedert den Täu­fling in die Kirche ein und öffnet ihm den Zugang zu den weit­eren Sakra­menten.Ver­trauen ver­mit­teln Ein­er, der erst seit weni­gen Wochen die «Lizenz zum Taufen» hat, ist Mar­cus Hüt­tner. Ab 1. Novem­ber 2013 amtet er als Gemein­deleit­er ad inter­im in der Pfar­rei Zurzach. Seine Taufer­laub­nis ist vor­erst ein Jahr gültig und an vier Kirchge­mein­den im Pfar­reien­ver­band gebun­den. Dass die Nach­frage nach der Taufe gross ist, zeigt die Tat­sache, dass Mar­cus Hüt­tner bere­its fünf Taufter­mine im Kalen­der ste­hen hat und auch schon erste Erfahrun­gen in Taufge­sprächen gesam­melt hat. «Der erste Schritt geht von den Eltern aus und da gibt es alles – von der Mut­ter, die mit bere­its aus­ge­füll­ten For­mu­la­ren vor­beikommt, bis hin zu Paaren, die sich vor­sichtig erkundi­gen, ob sie sich mal über die Taufe informieren kön­nten.», stellt Mar­cus Hüt­tner fest. Das Tre­f­fen mit dem Vertreter der Kirche, sei es Priester oder Pas­toralas­sis­tent, ist für manche Eltern der erste direk­te Kon­takt zur Kirche seit langem. Entsprechend wichtig ist es, dass der Seel­sorg­er im Gespräch auf die Fra­gen und Unsicher­heit­en der Eltern einge­ht. Offizielle Doku­mente und ein grobes Raster des Gottes­di­en­sta­blaufs bere­it­et der Tauf­spender vor, alles Weit­ere ergibt sich aus dem Gespräch. «Vor kurzem wollte ein junger Vater zuerst ein­mal wis­sen, was denn Taufen genau bedeute, und ich ver­suchte einen kurzen Abriss über die Geschichte und Bedeu­tung der Taufe», sagt Mar­cus Hüt­tner. «Das Taufge­spräch ist eine gute Gele­gen­heit, den Eltern Glaube und Kirche wieder näher zu brin­gen.» Manch­es junge Eltern­paar zeigt sich pos­i­tiv über­rascht vom Kon­takt mit dem kirch­lichen Vertreter: «Bei uns kam der Pfar­rer zu Besuch und unter­hielt sich mit uns über Fam­i­lie, Erziehung und auch über per­sön­liche Erleb­nisse mit der Kirche. Es war ein schön­er, lustiger, ungezwun­gener Abend und es wurde viel davon in den Tauf­gottes­di­en­ste einge­bracht.», erin­nern sich junge Eltern an das Taufge­spräch.Sym­bole ver­ste­hen Damit Eltern und Ver­wandte die Taufe ver­ste­hen kön­nen, erk­lärt Mar­cus Hüt­tner beim Taufge­spräch die einzel­nen Hand­lun­gen und Sym­bole der Taufe: «Wass­er, Chrisamöl, Taufk­erze: ich verknüpfe die einzel­nen Ele­mente mit ihrem Sinn.» Ob Mar­cus Hüt­tner bei den Leuten vor­beige­hen soll oder sie zu ihm ins Pfar­rhaus kom­men wollen, über­lässt er ihnen. Eben­so, ob sie das Kind in ein­er eige­nen Feier oder im Rah­men eines Gottes­di­en­stes in der Gemeinde feiern möcht­en. «Die Ten­denz geht aus mein­er Sicht eher in Rich­tung sep­a­rate Feier im Fam­i­lienkreis.», stellt er fest. Taufe bedeutet Auf­nahme des kleinen Kindes in den Kreis der Kirche. Wesentlich­es Ele­ment der Tauf­feier ist die Gemein­schaft, weshalb sie nicht zu Hause, son­dern immer in ein­er Kirche oder Kapelle stat­tfind­en. Beson­ders gut kommt diese Zuge­hörigkeit zum Aus­druck, wenn die Taufe im Gemein­de­gottes­di­enst gefeiert wird. Und aus diesem Grund wird die Taufe auch im Pfar­reiblatt ver­meldet. Bedin­gungslose Liebe In den ersten Jahrhun­derten der Chris­ten­heit wur­den erwach­sene Men­schen getauft, die sich zum Glauben beken­nen kon­nten. Erst später wurde dazu überge­gan­gen, Kleinkinder zu taufen. In der Säuglingstaufe wird sicht­bar, dass Gott den Men­schen seine Liebe schenkt, noch bevor sie sich diese durch eine eigene Leis­tung ver­di­enen. Das deckt sich mit der Grun­daus­sage des christlichen Glaubens: Gott liebt bedin­gungs­los. Diese Gewis­sheit berührt und beruhigt. So sagt die Mut­ter über die Taufe ihres acht Monate alten Sohns: «Mein lieb­ster Satz war: ‚mit der Taufe akzep­tiert dich die Kirche so, wie du bist, mit deinen Stärken, aber auch mit deinen Schwächen’.»Entschei­den als Argu­ment Bei der Taufe eines Säuglings bleibt vor­läu­fig offen, welche Antwort der getaufte Men­sch auf die von Gott geschenk­te Liebe geben wird. «Mit der Taufe steck­en die Eltern einen Rah­men und geben dem Kind die Möglichkeit in den Glauben hineinzuwach­sen, und später über den weit­eren Weg sel­ber zu entschei­den.», hält Mar­cus Hüt­tner fest. Der oft zitierte Satz, man wolle das Kind später sel­ber über seine Reli­gion entschei­den lassen und verzichte daher auf eine Taufe, ergibt für ihn keinen Sinn. «Man kann sich nur für oder gegen etwas entschei­den, das man ken­nt.» Weil Kleinkinder aber noch nicht ver­ste­hen und beken­nen kön­nen, ist eine wichtige Voraus­set­zung für die Taufe, dass die Eltern und Pat­en gewil­lt sind, das Kind auf dem religiösen Weg zu begleit­en.Gegen­seit­ige Tau­fan­erken­nung Mit der Taufe binden die Eltern ihr Kind in eine Gemein­schaft ein, in eine Art «glob­ales Zuhause», wie eine junge Mut­ter es nen­nt. Die meis­ten Väter und Müt­ter hal­ten es für ein­fach­er für ihr Kind, später allen­falls aus der Kirche auszutreten, als ganz «ohne Ori­en­tierung» dazuste­hen. Das stimmt insofern, als ein Wiedere­in­tritt in die Kirche, wenn man getauft ist, ein­fach­er erfol­gen kann, als ein kom­plet­ter Neuein­tritt, bei dem dann meist Taufe, Erstkom­mu­nion und Fir­mung kom­biniert wer­den. Der Kon­fes­sion­swech­sel inner­halb ver­schieden­er christlich­er Kirchen ist ohne Neu-Taufe möglich: schon 1973 haben der Evan­ge­lis­che Kirchen­bund, die Römisch-Katholis­che Bischof­skon­ferenz und die Christkatholis­che Kirch in der Schweiz eine gegen­seit­ige Tau­fan­erken­nung beschlossen. Die Arbeits­ge­mein­schaft Christlich­er Kirchen in der Schweiz (AGCK) arbeit­et aktuell daran, diese Tau­fan­erken­nung auf weit­ere christliche Gemein­schaften in der Schweiz auszuweit­en. Das Prä­sid­i­um der AGCK hofft, bis im Sep­tem­ber 2013, zum 40-jähri­gen Jubiläum der Tau­fan­erken­nung von 1973 die Erweiterung der Tau­fan­erken­nung bekan­nt machen und damit ein starkes öku­menis­ches Zeichen set­zen zu kön­nen.Fröh­lich­es Fest Auf seine erste Taufe, die anfangs Sep­tem­ber stat­tfind­et, freut sich Mar­cus Hüt­tner sehr: « eine Taufe soll eine fröh­liche Fam­i­lien­feier sein, mit einem Kleinkind als Mit­telpunkt. Am schön­sten ist es, wenn die Ange­höri­gen viel Per­sön­lich­es ein­brin­gen, zum Beispiel spezielle Musik aus­suchen und die Für­bit­ten sel­ber schreiben.» So wird aus der Taufe für Seel­sorg­er und Fam­i­lie ein Fest, das eine gute Basis für den religiösen Weg schafft. Ein Eltern­paar fasst zusam­men: «Drei Kinder, drei Taufen, drei ver­schiedene Pfar­rer oder Pas­toralas­sis­ten­ten. Jed­er hat seine per­sön­liche Note reinge­bracht, alle haben sich für das Taufge­spräch viel Zeit genom­men und eine sehr stim­mungsvolle Feier gestal­tet.» Marie-Chris­tine Andres    
Redaktion Lichtblick
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