Rallye statt Reli
- Ausserschulischer Religionsunterricht sowie Erstkommunion- und Firmvorbereitung dürfen wegen Corona momentan nicht stattfinden.
- Katechetinnen, Jugendseelsorge und Seelsorgepersonal müssen sich überlegen, wie sie die Kernanliegen auch ohne Präsenzunterricht vermitteln können.
- Die aktuelle Situation lässt die «kreative Katechese und die theologische Klugheit» erst recht aufblühen, wie das Bistum es formuliert.
Die Situation ist unübersichtlich. Während der Religionsunterricht innerhalb des Stundenplans und in den Schulgebäuden normal stattfinden kann, bereiten die «Mischformen» Kopfzerbrechen. Wie bereits im Lehrplan «LeRUKa» festgehalten ist, gibt es in den meisten Kantonen keine idealtypische Aufteilung von konfessionellem Religionsunterricht und Katechese auf die Lernorte Schule und Pfarrei. Das Bistum Basel schreibt dazu: «Die Rahmenbedingungen für die ausserschulische Katechese sind in den Pfarreien sehr unterschiedlich.» Und es stellt in Bezug auf den Lernort Pfarrei gleich klar: «In Anbetracht der massiven Kontakteinschränkungen […] ist ausserschulische Katechese bis Ende Februar ausgesetzt.»
Zum Kern vordringen
Firmlager, Erstkommunion-Nachmittage und Elternabende im Kirchgemeindehaus sind also gestrichen. Doch Firmung und Erstkommunion werden in irgendeiner Form stattfinden. Deshalb sind Pfarreiseelsorgerinnen, Katechetinnen und kirchliche Jugendarbeiter vom Bistum aufgerufen, «…sich zu überlegen, was theologisch zum Kern der Erstkommunion- oder Firmvorbereitung gehört und wie dieser auf andere Weise als durch Präsenzunterricht vermittelt werden kann.» Das Bistum setzt auf «kreative Katechese und theologische Klugheit».
Unterlagen per Post
Ganz zuoberst auf der Prioritätenliste steht, mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. So haben Brigitta Minich, Gemeindeleiterin, und Nicole Gabler, Katechetin, in der Pfarrei Suhr-Gränichen für jede Religionsklasse ein Alternativprogramm erarbeitet und den Schülern die Unterlagen per Post geschickt. «Die Unterlagen sollen als Anregung, Unterstützung, Information und Entlastung dienen», schreiben sie in den Pfarreimitteilungen. Andere Aargauer Pfarreien haben ähnliche Angebote. Die Katechetinnen in Lenzburg beispielsweise bieten an, auf Bestellung individuelle Unterlagen für die Kinder zusammenzustellen.
«Ganz neue Möglichkeiten»
Um die Firmanden zu begleiten, empfehlen die Jugendfachstellen im Bistum Basel, mit den Jugendlichen Einzelgespräche oder Gespräche in kleinen Gruppen zu führen. Die Jugendkommission des Bistums verspricht: «Wenn analoge Lernorte nicht mehr möglich sind, kann das Digitale Gewisses kompensieren. Aber es bieten sich auch ganz neue Möglichkeiten.» Diese Möglichkeiten präsentiert die Jugendkommission auf der Plattform «padlet.com/juseso/kreativeFirmvorbereitung».
Das Padlet ist eine Art digitale Pinnwand, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen und Zeichnungen abgelegt werden können. Alle Mitglieder einer Gruppe können gleichzeitig an der Pinnwand arbeiten, sie mit Inhalten füllen, Einträge kommentieren und in Echtzeit darüber diskutieren. Für diese Arbeitshilfe tragen alle Jugendfachstellen des Bistums Ideen zusammen. Auch die Fachstelle «Jugend und junge Erwachsene» der Aargauer Landeskirche arbeitet daran mit – das Padlet wird laufend erweitert. Die Angebote klingen spannend und machen neugierig: Im «Digitalen Rätselraum» haben fünf Personen eine Stunde Zeit, Rätsel rund um das Thema Firmung zu lösen und eine Mission zu erfüllen.
Tauferinnerung digital
Dass digital unterstützte Unterrichtseinheiten lehrreich und lustig sind, zeigte die Erstkommunionvorbereitung in Wettingen. Anstelle der traditionellen Tauferinnerungsfeier stellten die Pfarreimitarbeitenden einen «Actionbound» auf die Beine. Das ist eine interaktive Rallye, bei der eine Handy-App anhand von Texten, Fotos und Videos Aufträge zu den einzelnen Stationen erteilt.
Jedes Kind startete mit einem Elternteil im Lauf des Tages zu einer selbstgewählten Zeit von seinem Zuhause aus. Beim Start der Actionbound-App lief zuerst ein Video über die Bedeutung der Taufe. Dann kam via Handy die Aufforderung: «Nimm deine Taufkerze und komm in die Kirche St. Sebastian.» In der Kirche entdeckten die Kinder ihren Namen auf einer Bank, daneben hing ein weisser Schal. Die nächste Anweisung lautete, den Schal anzuiehen, ein Selfie zu machen und es auf die App hochzuladen. Auf ähnliche Weise entdeckten die Erstkommunikanten die Osterkerze und den Taufstein, bevor sie das Glaubensbekenntnis ins Handy sprachen und als Audiodatei speicherten.