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Nie wieder
Es ist eine bedrückende Atmosphäre, die mich im International Peace Museum in Hiroshima erwartet. Das Friedensmuseum dokumentiert anhand von Fotografien, Modellen und Gegenständen von Opfern die Folgen des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte. Mittels einer VR-Animation wird der Horror kurz nach dem Abwurf sichtbar. Aber das Dreirad, auf dem Shinichi Tetsutani (3) seine Runden drehte, als ihn die Hitzewelle verbrannte, ausgestellt in einer Vitrine, schockiert mich wohl am meisten. Unsere eurozentristische Geschichtsschreibung stellt den Abwurf der Atombomben über Hiroshima am 6. und Nagasaki am 9. August 1945 als notwendig dar, um den Krieg zu beenden.
Heute, 80 Jahre später, wird dies von namhaften Historikern immer noch kontrovers diskutiert. Die Forderung der USA nach einer «bedingungslosen Kapitulation» war nicht nur schwammig formuliert, sie zeugte auch von mangelnder Kenntnis japanischer Tradition, Mentalität und Kultur. Wer mit Überlebenden spricht, nimmt zwei Dinge mit: Erstens die Frage, ob ihr Leiden wirklich nötig war. Zum anderen aber die Bewunderung, mit welcher Kraft sie nach all diesen Jahren immer noch vor den Gefahren eines Atomkrieges warnen. Der Friedensnobelpreis, der ihnen zugesprochen wurde, kommt zu einer kritischen Zeit. Jährlich sterben viele der letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs. Die Gefahr besteht, dass ihr Schicksal verblasst, ihre Worte «nie wieder» verhallen. Mit Blick auf die Weltlage ist dies furchteinflössend.

