Mut zum Neustart
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Mut zum Neustart

Apos­telgeschichte  9,3b‑6[… A]ls er sich bere­its Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plöt­zlich ein Licht vom Him­mel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum ver­fol­gst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du ver­fol­gst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt wer­den, was du tun sollst!Ein­heit­süber­set­zung 2016

Mut zum Neustart

Kür­zlich ist es mir wieder passiert: Der Com­put­er hat sich aufge­hängt. Das Pro­gramm reagierte nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, was genau passiert ist. Es hil­ft nichts, immer wieder diesel­ben, nicht mehr funk­tion­ieren­den Tas­ten zu drück­en, mich zu ärg­ern, dass doch bish­er alles prob­lem­los funk­tion­iert hat oder abzuwarten, bis sich das Prob­lem von allein löst. Wenn mein Com­put­er hängt, dann hil­ft oft nur noch eins: Neustart.Ist es nicht in unserem Leben manch­mal sehr ähn­lich? Auch wenn über lange Zeit alles prob­lem­los funk­tion­iert hat – manch­mal wird das Leben langsam. Es stockt. Oder scheint ganz ste­hen zu bleiben, ohne dass wir ver­ste­hen, was genau passiert ist. Es hil­ft nichts, immer wieder das eine zu tun, was nicht mehr funk­tion­iert. Es hil­ft nichts, darüber zu kla­gen, wie gut „früher“ doch alles war. Es hil­ft nichts, darauf zu warten, dass alles von allein anders wird. Leben heisst immer wieder auch: Neustart. Manch­mal beru­flich, manch­mal in Beziehun­gen, manch­mal im Umgang mit mir selb­st und in mein­er Beziehung zu Gott.Das Fest der Bekehrung des Apos­tels Paulus kann für uns eine Anfrage sein: Wie sieht es aus bei mir? Wie sieht meine Beziehung zu Gott im Moment aus? Befinde ich mich da eher in einem Still­stand? Beg­nüge ich mich damit, blind das zu tun, was Tra­di­tion und Kirche vorgeben und beurteile auch andere danach? Bleibe ich lieber am sicheren Platz ste­hen, weil ich Angst davor habe, mich in die Unsicher­heit zu begeben, wenn ich mich auf den Weg mache zu neuen Begeg­nun­gen? Oder bin ich in Bewe­gung und lebendig auf dem Weg? Begreife ich mich als Suchende und ent­decke, wie mich dieser Gott auf meinem Weg zu mehr Leben und Heil begleit­et, auch dann, wenn ich mal durch Abgründe gehen muss?Men­sch, was suchst du? Wofür leb­st du? Wen lieb­st du? Wer bin ich für dich? Let­ztlich waren es genau diese Fra­gen Christi, die die Men­schen in den Evan­gelien immer wieder aus ihren Krisen gerettet haben. Fra­gen, durch die sie – wie Paulus – geblendet waren, und durch die sie ihre Augen schliessen, zu sich kom­men und innehal­ten mussten. Um dabei ihn – Chris­tus – zu erken­nen, der infrage stellt, aber zugle­ich auch Antwort ist. Eine Begeg­nung; wun­der­bar, aufwüh­lend, aber auch tröstlich!  Vielle­icht begeg­net er auch uns. Vielle­icht sog­ar heute? Meist geschieht eine solche Begeg­nung ganz still und leise. Im Ver­bor­ge­nen, unsicht­bar für andere. Und beson­ders schön, ja wie ein kleines Wun­der ist es, wenn wir All­t­ags­men­schen ihn selb­st hören, wenn er uns antwortet: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nach­fol­gt, wird nicht in der Fin­ster­n­is umherge­hen, son­dern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).Nadia Miri­am Keller The­olo­gin, Spi­talseel­sorg­erin am St. Claraspi­tal in Basel
Nadia-Miriam Keller
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