LamÂpeÂduÂsa vor dem Papstbesuch
Knapp 500 ArmutsÂflüchtÂlinÂge haben es letzÂten MittÂwoch aus NordÂafriÂka bis zu EuroÂpas südÂliÂchem VorÂpoÂsten geschafft, nur weniÂge Tage vor dem Besuch von Papst FranÂzisÂkus. Zwei BooÂte konnÂte die itaÂlieÂniÂsche MariÂne in der Nacht und am MorÂgen vor der Insel orten. «DarÂauf waren auch schwanÂgeÂre FrauÂen und KinÂder ohne BegleiÂtung», sagt KapiÂtänÂleutÂnant GiuÂsepÂpe CanÂnaÂriÂle. «In TuneÂsiÂen und LibyÂen warÂten tauÂsenÂde FlüchtÂlinÂge aus ganz AfriÂka. Immer wenn das Meer ruhig ist, starÂten die BooÂte.» HeuÂte MonÂtag wird der junÂge OffiÂzier am SteuÂer von WachÂboot 269 steÂhen, auf dem Papst FranÂzisÂkus bei seiÂnem KurzÂbeÂsuch auf der Insel einen Kranz ins WasÂser werÂfen will. Für die vieÂlen, die auf der Flucht umkaÂmen. Seit 1988 wurÂden MediÂen zufolÂge 20 000 ErtrunÂkeÂne und VerÂdurÂsteÂte zwiÂschen GibralÂtar und GrieÂchenÂland gezählt. PlötzÂliÂche UnwetÂter und fehÂlenÂde OriÂenÂtieÂrung seiÂen die grössÂte Gefahr für die völÂlig überÂlaÂdeÂnen BarÂken, meint GuiÂsepÂpe CanÂnaÂriÂle. «Die MenÂschenÂschmuggÂler drücken den LeuÂten einen KomÂpass in die Hand, ein HanÂdy und die NumÂmer unseÂrer LeitÂstelÂle in PalerÂmo. Dann gnaÂde ihnen Gott.»
DieÂsel statt TrinkÂwasÂser. Wer die Fahrt nach LamÂpeÂduÂsa überÂlebt, kommt ins AufÂfangÂlaÂger. Ein «CheckÂpoint CharÂlie» im KalÂten Krieg zwiÂschen Reich und Arm wurÂde es genannt, umzäunt und von der Armee bewacht. Unter BäuÂmen lieÂgen NeuÂanÂkömmÂlinÂge auf SchaumÂstoff. Nafid, 32, ist vor drei MonaÂten von SomaÂlia aufÂgeÂbroÂchen. Durch ÄthioÂpiÂen und den Sudan reichÂten ihn die SchlepÂper weiÂter, jedes Mal kasÂsierÂten sie ab. «1000 DolÂlar hab ich bis LibyÂen bezahlt. Nach zwei Wochen irgendÂwo an der Küste bekam ich einen Platz auf dem Boot. Wir fuhÂren drei Tage.» Rund 200 KiloÂmeÂter SeeÂstrecke dürfÂten hinÂter ihm lieÂgen. Das TrinkÂwasÂser habe gefehlt, weil sie den knapÂpen Raum für den DieÂsel brauchÂten. Ein paar hunÂdert DolÂlar bleiÂben ihm noch für EuroÂpa, erzählt er. Er verÂsteht ein paar Brocken EngÂlisch und ItaÂlieÂnisch, will zu VerÂwandÂten in FrankÂreich und hofft auf irgendÂeiÂnen Job. Eine AusÂbilÂdung nach euroÂpäiÂschen MassÂstäÂben hat er offenÂbar nicht. Die FraÂge nach droÂhenÂder AbschieÂbung mag man ihm zwanÂzig StunÂden nach der LanÂdung nicht stelÂlen. Dafür ist er zu erschöpft.
HistoÂriÂscher AugenÂblick. Dass der Papst sie heuÂte im Hafen trefÂfen will, haben die meiÂsten erst im Lager erfahÂren. EtliÂche hier sind MusÂliÂme, sogar MenÂschen aus dem Irak und PakiÂstan seiÂen darÂunÂter, sagen die CaraÂbiÂnieÂri. Aber auch vieÂle ChriÂsten aus SüdÂwestÂafriÂka. «LamÂpeÂduÂsa ist der KnoÂten zwiÂschen Nord und Süd. FranÂzisÂkus kommt, um ihn zu lösen und das WohlÂstandsÂgeÂfälÂle vor aller Welt anzuÂklaÂgen. Das wird ein histoÂriÂscher AugenÂblick für LamÂpeÂduÂsa und ganz EuroÂpa», glaubt Don CarÂmeÂlo PetroÂne, der SpreÂcher der ErzÂdiöÂzeÂse AgriÂgenÂto. BesonÂders für die 5000 InsuÂlaÂner, von denen vieÂle den Ansturm auf LamÂpeÂduÂsa mit Angst und ArgÂwohn sehen. Denn immer mehr TouÂriÂsten bleiÂben weg, wähÂrend im ersten HalbÂjahr erstÂmals seit 2011 wieÂder mehr FlüchtÂlinÂge kamen, über 4000. Die RegieÂrung fliegt sie inzwiÂschen so schnell wie mögÂlich nach SiziÂliÂen und aufs FestÂland aus, noch letzÂten MittÂwoch verÂliess eine MaschiÂne mit 150 MenÂschen LamÂpeÂduÂsa. Papst FranÂzisÂkus hat sich einen disÂkreÂten EmpÂfang gewünscht. «TrotzÂdem verÂsinkt die KomÂmuÂne in VorÂbeÂreiÂtunÂgen», berichÂtet Don CarÂmeÂlo PetroÂne. StrasÂsen müsÂsen repaÂriert, AmbuÂlanÂzen und zusätzÂliÂche FähÂren orgaÂniÂsiert werÂden. ChriÂstoph Schmidt/kipa